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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Dritte VorlesungIn <strong>der</strong> letzten Woche haben mich Unwetter davon abgehalten, pünktlich zu ersche<strong>in</strong>en und<strong>die</strong> Vorlesung wie geplant zu halten. Dennoch habe ich dann schon e<strong>in</strong> wenig <strong>in</strong> <strong>die</strong>„Meditationen“ des Descartes e<strong>in</strong>geführt. Ich werde kurz wie<strong>der</strong>holen, was wir da gehörthaben, um dann fortzufahren.Zunächst noch e<strong>in</strong>mal zum Aufbau des Werkes. Es gibt sechs Meditationen. Die ersteMeditation hat den Titel: Woran man zweifeln kann; <strong>die</strong> zweite: Über <strong>die</strong> Natur desmenschlichen Geistes; dass se<strong>in</strong>e Erkenntnis ursprünglicher ist als <strong>die</strong> des Körpers; <strong>die</strong>dritte: Über das Dase<strong>in</strong> Gottes; <strong>die</strong> vierte: Über Wahrheit und Falschheit; <strong>die</strong> fünfte: Überdas Wesen <strong>der</strong> materiellen D<strong>in</strong>ge und nochmals über das Dase<strong>in</strong> Gottes; <strong>die</strong> sechste:Über das Dase<strong>in</strong> <strong>der</strong> materiellen D<strong>in</strong>ge und den substantiellen Unterschied zwischenSeele und Körper. Uns geht es um <strong>die</strong> ersten drei Meditationen.Um zu verstehen, was an Descartes so „neu“ ist, was ihn also als den ersten Denker <strong>der</strong><strong>Neuzeit</strong> ausweist, habe ich auf e<strong>in</strong> Zitat von Georg Wilhelm Friedrich Hegel h<strong>in</strong>gewiesen,aus se<strong>in</strong>en Vorlesungen über <strong>die</strong> „Geschichte <strong>der</strong> <strong>Philosophie</strong>“. Ich möchte <strong>die</strong>ses Zitatnicht noch e<strong>in</strong>mal vorlesen, son<strong>der</strong>n auf zwei bzw. drei Aussagen reduzieren: 1. <strong>die</strong><strong>Philosophie</strong> des Descartes komme „selbständig aus <strong>der</strong> Vernunft“; 2. das„Selbstbewusstse<strong>in</strong> sei wesentliches Moment des Wahren“ (ob das zwei o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>Gedanke ist, braucht uns nicht zu <strong>in</strong>teressieren); 3. Descartes hat „mit allem von vornangefangen“.Die dritte Bemerkung war schnell aufzulösen, denn Descartes sagt am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1.Meditation selber, dass ihm all se<strong>in</strong>e alten Überzeugungen zweifelhaft geworden seien, sodass er noch e<strong>in</strong>mal ganz von vorn habe anfangen müssen. Ich hatte aber daraufh<strong>in</strong>gewiesen, dass <strong>die</strong>ser Anfang doch e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er ist. Es geht nicht e<strong>in</strong>fach darum,alles noch e<strong>in</strong>mal zu durchdenken, was man für wahr hielt, son<strong>der</strong>n darum, auf e<strong>in</strong> erstesunerschütterliches Fundament zu kommen. Es geht darum, e<strong>in</strong>e erste unerschütterlicheErkenntnis zu f<strong>in</strong>den, auf welcher dann e<strong>in</strong>e neue und vor allem echte Wissenschaftaufbauen kann. Denn es ist ja klar, sollte irgende<strong>in</strong> Wissen auf e<strong>in</strong>em schwachen undunsicheren Grund aufbauen, ist es im eigentlichen S<strong>in</strong>ne gar nicht als Wissen zubezeichnen.Was tut Descartes nun, um an e<strong>in</strong> solches Fundament zu gelangen? Er beg<strong>in</strong>nt, an Allemzu zweifeln. Die erste Meditation lautet: Woran man zweifeln kann. Diesen Zweifelsganghatten wir hier schon e<strong>in</strong> wenig verfolgt. Zunächst beg<strong>in</strong>nt Descartes, gleichsam amunmittelbaren Wissen zu zweifeln, d.h. an <strong>der</strong> Wahrnehmung. Die Wahrnehmung täuschtoft genug, also ist ihr Wahrheitsgehalt begrenzt. Aber - E<strong>in</strong>wand dagegen - dass wir hier23

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