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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Methode bezeichnet, für <strong>die</strong> <strong>die</strong> Mathematik als e<strong>in</strong> universelles Erkenntnismittelersche<strong>in</strong>t. Alles, was Ordnung und Maß aufweisen kann, was für Ordnung und Maß -bzw. dem Messen - zugänglich ist, wird als pr<strong>in</strong>zipieller Gegenstand des Wissensgedacht. Für Descartes wird <strong>die</strong> Algebra e<strong>in</strong> wichtiges Moment des Denkens undErkennens. Noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundlegung <strong>der</strong> Kybernetik bei Norbert Wiener ist <strong>die</strong>serBegriff <strong>der</strong> mathesis universalis wichtig. Inwiefern bedeutet er etwas für unsMerkwürdiges? Was ist daran beson<strong>der</strong>s, dass wir es nennen müssen? Ist nicht Allespr<strong>in</strong>zipiell erkennbar? Vielleicht: aber denken Sie daran, dass Descartes <strong>die</strong> rescogitans und <strong>die</strong> res extensa unterscheidet. Alles Seiende ist Denken und/o<strong>der</strong>Ausdehnung. Wie kommen nun Denken und Ausdehnung im Menschen zusammen?Wie können Denken und Ausdehnung, Seele und Körper überhaupt zusammen können,wenn doch <strong>die</strong> Seele e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Substanz als <strong>der</strong> Körper ist? Warum hebe ich denArm, wenn ich will? Es gibt im Gehirn e<strong>in</strong>e Drüse, sagt Descartes, „<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>die</strong> Seele ihreFunktion spezieller ausübt als <strong>in</strong> jedem an<strong>der</strong>en Teil des Körpers“. Das sagt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erSpätschrift „Les passions de l‘âme“ (1649). Descartes sagt nun nicht, wie manchedenken, <strong>die</strong> Seele sitzt als Zirbeldrüse im Gehirn, so als sei <strong>die</strong> Seele e<strong>in</strong> Gegenstand.Aber er reagiert doch auf das Problem, dass zwei Substanzen wie Seele undAusdehnung im Grunde nicht zusammenkommen können, damit, dass er das Gehirnals spezifische Sphäre e<strong>in</strong>er Berührung von Seele und Körper bezeichnet. Das aber istm.E. e<strong>in</strong> nachgerade spezifischer Gedanke, wenn man bedenkt, dass ja <strong>die</strong> Seele vorallem als Denken aufgefasst wird. Descartes gehört demnach also nicht zu denen, <strong>die</strong><strong>die</strong> Seele <strong>in</strong> e<strong>in</strong> messbares Objekt <strong>der</strong> Mathesis universalis überführen. Doch er legtgleichsam das Fundament dafür. Wenn ich also fragte, was denn das Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong>Mathesis universalis ist, an <strong>die</strong>ser durchgängigen Mathematisierung <strong>der</strong> Natur, dannbesteht <strong>die</strong>ses Beson<strong>der</strong>e dar<strong>in</strong>, dass bald nach Descartes Alles als messbar betrachtetworden ist, auch so etwas wie e<strong>in</strong> Gefühl. Und noch e<strong>in</strong> Gedanke gehört alsKonsequenz zu e<strong>in</strong>er solchen Mathesis universalis h<strong>in</strong>zu. Wenn Alles als pr<strong>in</strong>zipiellmessbar verstanden wird, wenn Alles <strong>in</strong> messbaren Ursache-Wirkungs-Beziehungengeschieht, dann ist nur noch das, was eben so messbar ist. Se<strong>in</strong> heißt dann: messbarse<strong>in</strong>. Was nicht messbar ist, ist nicht. Das ist e<strong>in</strong> Gedanke von e<strong>in</strong>er ungeheuerlichenTragweite.Das waren <strong>die</strong> zwei Elemente des Descarteschen Denkens, <strong>die</strong> ich noch nachtragenwollte: <strong>die</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> Methode für das Denken und <strong>die</strong> Mathesis universalis alsProjekt e<strong>in</strong>er neuzeitlich begründeten Wissenschaft.Ich komme nun zu e<strong>in</strong>em Mann, <strong>der</strong> früher geboren wurde und später starb als Descartes,zu Thomas Hobbes (1588-1679). Hobbes gehört auch zu jenen Lesern <strong>der</strong> Meditationendes Descartes, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e obiectio, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>wand, dagegen verfasste, auf den wie<strong>der</strong>umDescartes antwortet. Es gibt sieben solcher obiectiones und eben sieben Antworten. Se37

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