10.07.2015 Aufrufe

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

umstellen noch sich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Bewegung vorstellen kann, <strong>die</strong> <strong>in</strong> ihr angeregt, gelenkt,vermehrt o<strong>der</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden könnte, wie <strong>die</strong>s bei Zusammensetzungen möglich ist,bei denen es e<strong>in</strong>en Wechsel zwischen den Teilen gibt. Die Monaden haben ke<strong>in</strong>e Fenster,durch <strong>die</strong> irgend etwas e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> austreten könnte.“ E<strong>in</strong> seltsamer Gedanke. Warum? Weilhier nun plötzlich etwas aufkommt, was uns vorher noch nicht beschäftigt hat. Die Innen/Außen-Unterscheidung. Hat sie uns aber wirklich nicht beschäftigt? Sp<strong>in</strong>oza bezeichnet<strong>die</strong> Substanz als etwas, was <strong>in</strong> sich ist. Insofern nach Sp<strong>in</strong>oza <strong>die</strong> Substanz das Ganzedes Seienden ist, ist alles <strong>in</strong> ihr, d.h. es gibt das, was man bei Sp<strong>in</strong>oza e<strong>in</strong>e totale„Immanenz“ nennt. Es gibt nichts mehr außerhalb <strong>der</strong> Substanz - Sie sehen schon hier,<strong>in</strong>wiefern <strong>der</strong> neuzeitliche Begriff <strong>der</strong> Substanz sich sehr von dem Begriff <strong>der</strong> ousía beiAristoteles entfernt. Für Aristoteles ist <strong>die</strong> Innen/Außen-Unterscheidung <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong>Substanz ke<strong>in</strong>e Frage. Für Sp<strong>in</strong>oza und für Leibniz offenbar schon.Allerd<strong>in</strong>gs gibt es natürlich e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Sp<strong>in</strong>oza und Leibniz. Leibniznennt <strong>die</strong> Monade e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fachheit. Das bedeutet aber für Leibniz ke<strong>in</strong>eswegs, dass esnur e<strong>in</strong>e Monade, e<strong>in</strong>e Substanz geben kann. Für ihn gibt es sogar unzählig vieleSubstanzen. Für Sp<strong>in</strong>oza gibt es nur e<strong>in</strong>e. Worauf Leibniz hier reagiert, das ist dasProblem, dass <strong>die</strong> Substanz nicht e<strong>in</strong>fach so gegeben se<strong>in</strong> kann. Sie muss für gewöhnlichAkzidenzen aufweisen. Dieses Problem klärt Sp<strong>in</strong>oza so, dass er <strong>der</strong> Substanz unendlicheAttribute zuspricht, von <strong>der</strong> wir nur zwei erkennen können, nämlich das Denken und <strong>die</strong>Ausdehnung. Für Leibniz gilt im Grunde auch das, was Sp<strong>in</strong>oza schon denkt: <strong>die</strong> Monadehat alle möglichen Akzidenzen immer schon <strong>in</strong> sich (Leibniz nennt das nicht Akzidenz).Das me<strong>in</strong>t, dass sie ke<strong>in</strong>e Fenster hat. Die Monade bef<strong>in</strong>det sich nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Austauschmit e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Monade. So e<strong>in</strong>e Berührung mit An<strong>der</strong>em ist nur beiZusammensetzungen denkbar, bei denen zwischen den Teilen (<strong>die</strong> wie<strong>der</strong>um ausMonaden bestehen müssen) Bewegungen möglich s<strong>in</strong>d.Das gilt es festzuhalten. Alles, was <strong>die</strong> Monade betrifft, geschieht <strong>in</strong> ihrem Inneren. Umhier noch e<strong>in</strong>mal an das Paradigma des Bewusstse<strong>in</strong>s zu er<strong>in</strong>nern: geschieht nicht auchdem Bewusstse<strong>in</strong> alles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Inneren? Ich will nur darauf h<strong>in</strong>aus, dass Leibniz nichtbezweifelt, dass es etwas gibt wie <strong>die</strong> Natur o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Welt. Doch das gilt stets immer nur<strong>in</strong>nermonadisch, gilt für jede Innensphäre <strong>der</strong> Monade. Freilich ist das e<strong>in</strong> befremdlicherGedanke, aber nicht ganz unverstehbar.Schauen wir uns jetzt e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong>se Innensphäre etwas genauer an. Es hat bis jetzt denAnsche<strong>in</strong>, als wäre <strong>die</strong> Monade e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fache Substanz, <strong>die</strong> sich zu Aggregatensammelt, aber als solche nichts an<strong>der</strong>es ist als e<strong>in</strong>fach. Es ist aber nun für Leibniz so,dass es viele Monaden gibt. Nun sagt er, dass es „<strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur niemals zwei Wesen gibt,<strong>die</strong> vollkommen gleich s<strong>in</strong>d“ (9). Gemäß dem sogenannten Pr<strong>in</strong>cipium identitatis<strong>in</strong>discernibilium können nur zwei völlig ununterscheidbare Monaden identisch se<strong>in</strong> - was71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!