schon <strong>die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Mathematik bei Platon. D.h. also: <strong>die</strong> Korrektur <strong>der</strong> Metaphysikmuss von etwas ausgehen, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik als solcher ke<strong>in</strong>eswegs angelegt ist.Der Text, mit dem wir uns gerade beschäftigen, hat den Titel: „Untersuchung über denmenschlichen Verstand“. Die „geistigen Tätigkeiten“, schreibt Hume, haben „dasMerkwürdige an sich, daß sie, obgleich am <strong>in</strong>nerlichsten uns gegenwärtig, doch <strong>in</strong> Dunkelgehüllt sche<strong>in</strong>en, sobald sie Gegenstand <strong>der</strong> Überlegung werden“. Die Untersuchung iste<strong>in</strong>e solche <strong>die</strong>ser „geistigen Tätigkeiten“. Was untersucht wird, ist, wie Erkenntniszustande kommt, daher sagt man auch, Humes enquiry sei „Erkenntnistheorie“. M.E. istdas nur bed<strong>in</strong>gt richtig. Es geht bei Hume um mehr als nur um „Erkenntnistheorie“, auchwenn <strong>die</strong> Frage, was Erkenntnis sei, wie sie geschieht und möglich ist, e<strong>in</strong>e sehr wichtigeist.Beg<strong>in</strong>nen wir unser Nachdenken mit e<strong>in</strong>er Differenzierung. In dem Kapitel, das Hume„Über den Ursprung <strong>der</strong> Vorstellungen (ideas)“ nennt, heißt, dass man alle „perceptions ofthe m<strong>in</strong>d“ (wir kennen den Begriff <strong>der</strong> Perzeptionen von Leibniz) <strong>in</strong> zwei Klassen o<strong>der</strong>Arten unterscheiden kann. Das Kriterium <strong>die</strong>ser Unterscheidung ist <strong>der</strong> verschiedene Gradihrer Stärke und Lebhaftigkeit. Die erste Klasse kann man „Thoughts and Ideas“ nennen,Gedanken und Vorstellungen. Für <strong>die</strong> zweite Klasse, sagt Hume, fehle bisher e<strong>in</strong>passen<strong>der</strong> Begriff. (Man könnte über <strong>die</strong>sen Vorgang, dass e<strong>in</strong> Philosoph e<strong>in</strong>en neuenBegriff prägt, nachdenken. Ist das vorher - sagen wir im Mittelalter - schon e<strong>in</strong>malgeschehen? Gewiss - Duns Scotus z.B. ist nachgerade e<strong>in</strong>e Begriffsmasch<strong>in</strong>e - aber hatteer davon e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong>?) Er entscheide sich für den Term<strong>in</strong>us „impressions“. Was s<strong>in</strong>d„Impression“ im Unterschied zu „Thoughts and Ideas“? Er sagt: „alle unsere lebhafterenAuffassungen (more lively perceptions), wenn wir hören, sehen, tasten, lieben, hassen,wünschen o<strong>der</strong> wollen“. Gedanken und Vorstellungen s<strong>in</strong>d weniger lebhafte Perzeptionen.Sie werden uns bewusst, wenn wir uns auf <strong>die</strong> „sensation and movements“, übers.:Wahrnehmungen und Regungen, beziehen.Schon hier wird klar, dass <strong>die</strong> impressions als „sensations and movements“ 1. denThoughts and Ideas irgendwie vorausgehen; 2. dass sie weniger bewusst s<strong>in</strong>d alsThoughts and Ideas. Das sagt Hume etwas später <strong>in</strong> „philosophischer Sprache“,wie ersagt: „all our ideas or more feeble perceptions are copies of our impressions or more livelyones“, all unsere Vorstellungen o<strong>der</strong> schwächeren Auffassungen s<strong>in</strong>d Abbil<strong>der</strong> unsererE<strong>in</strong>drücke o<strong>der</strong> lebhafteren Auffassungen. Dafür gibt Hume zwei Beweise an. 1. mankönne bei e<strong>in</strong>er Zerglie<strong>der</strong>ung von Gedanken und Vorstellungen immer zeigen, dass ganzam Grund e<strong>in</strong>fache Vorstellungen s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>em früheren Empf<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> Gefühl bzw.früheren impressions nachgebildet s<strong>in</strong>d. Nehmen wir Gott: e<strong>in</strong> weiser und gerechter Mann(Vater) <strong>in</strong>s Grenzenlose übertrieben; 2. Wenn jemand unfähig ist, impressions zu haben(taub, bl<strong>in</strong>d etc.), kann er auch ke<strong>in</strong>e Vorstellung <strong>die</strong>ser impression entsprechend96
entwickeln. E<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong><strong>der</strong> kann sich ke<strong>in</strong>en Begriff von Farben machen, sagt Hume. Letztlichverweist er noch auf e<strong>in</strong>e Ausnahme, aber was wir wissen müssen ist <strong>die</strong>s, dass e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>Hauptgedanken von Hume <strong>der</strong> ist, dass das Denken <strong>in</strong> impressions anfängt, dass alsoalles Denken se<strong>in</strong>e Herkunft <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen sensations and movements hat. Diese Art desDenkens, <strong>die</strong> wir bei Hobbes schon ansprachen, nennt man „Sensualismus“. Die Fragen,<strong>die</strong> wir hier stellen können, lassen wir uns bis zum Schluss übrig. Gehen wir hier erste<strong>in</strong>mal weiter.Wofür sich Hume im Weiteren <strong>in</strong>teressiert, das ist <strong>die</strong> Frage, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressante Frage:woher stammen philosophische Ausdrücke - <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>nlose? Die Antwort ist: daskönne man herausf<strong>in</strong>den, wenn man herausf<strong>in</strong>det, von welchem E<strong>in</strong>druck <strong>die</strong> angeblichephilosophische Vorstellung stamme. Solche philosophische Ausdrücke nimmt Hume dannauch sogleich <strong>in</strong> den Blick, wenn er sich fragt, wie sich Vorstellungen im Allgeme<strong>in</strong>enverknüpfen. Er macht auf drei aufmerksam (drei, das ist <strong>die</strong> komplette Anzahl für Hume):Resemblance, Contiguity <strong>in</strong> time and space, and Cause and Effect; Ähnlichkeit, Berührung<strong>in</strong> Zeit und Raum sowie Ursache und Wirkung. Auch dafür hat Hume schnell erklärende(beweisende?) Beispiele parat: das Gemälde führt unsere Gedanken auf das Urbild; e<strong>in</strong>Zimmer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude kann nicht gedacht werden ohne anstoßende an<strong>der</strong>e Zimmer;e<strong>in</strong> Wunde <strong>in</strong>diziert Schmerz.Das Kapitel ist recht <strong>in</strong>teressant, weil Hume nun den Zusammenhang <strong>der</strong> Vorstellungen imGroßen an <strong>der</strong> Literatur, an <strong>der</strong> Erzählung erläutert. Hier können wir sehen, wie großunsere Mühe ist, kle<strong>in</strong>gliedrige Ketten von Ähnlichkeiten, Berührungen und Ursachen undWirkungen aufzuzeigen, „denn alle<strong>in</strong> <strong>die</strong>s Wissen befähigt uns, über <strong>die</strong> Ereignisse Gewaltzuhaben und <strong>die</strong> Zukunft zu beherrschen“, schreibt Hume - was ich e<strong>in</strong>mal auf sichberuhen lasse. Im Groben lässt sich sagen, dass wir hier dasselbe Interesse f<strong>in</strong>den, waswir schon bei Sp<strong>in</strong>oza und Leibniz fanden, nämlich <strong>die</strong> Möglichkeit aufzuzeigen, dassalles, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur geschieht, durch solche Verknüpfungsfiguren, wie Hume sie nennt,<strong>in</strong> geregelten Abläufen vor sich geht. Allerd<strong>in</strong>gs - darauf muss nun aufmerksam gemachtwerden. Hume spricht von Verknüpfungen, <strong>die</strong> wir im Verstehen machen, <strong>die</strong> also nichte<strong>in</strong>fach schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur vorliegen.Das führt uns zum vierten Abschnitt, <strong>in</strong> dem Hume nun skeptische Zweifel <strong>in</strong> betreff eben<strong>die</strong>ser Verstandestätigkeiten präsentiert. Dieser Abschnitt beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> wichtigenUnterscheidung, dass sich alle Gegenstände <strong>der</strong> menschlichen Vernunft <strong>in</strong> zwei Artenzerlegen lassen: 1. Relations of Ideas; 2. Matters of Fact. Beziehungen von Vorstellungenund Tatsachen. Zur ersten Art zählt Hume „<strong>die</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> Geometrie, Algebraund Arithmetik“. Ihnen gesteht er zu, dass sie im re<strong>in</strong>en Denken erzeugt werden. DieseVorstellungen s<strong>in</strong>d demnach „a priori“ gegeben. (Sie können demnach eigentlich nicht von„impressions“ stammen, denke ich. Das ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Fragen, <strong>die</strong> sich bei Humes97
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Eine Sicht, die ich persönlich fav
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letzthinnigen Prüfung dessen, was
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auf die Staatsform als solche, auf
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See ,Land‘ rufen; Cartesius ist e
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Descartes natürlich nicht so. Bei
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Ich möchte bevor ich zu dem Aufbau
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als Grundsätze. Wieder geht es als
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Doch - der Zweifelsgang ist noch ni
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zwischen den beiden endlichen Subst
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und unrichtig halten - das ist eben
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Dritte VorlesungIn der letzten Woch
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Descartes, nicht so sehr täuschen,
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Es gibt einen bösen Geist, der mic
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für „subjektiv“ halten, das ha
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Im Folgenden beschäftigt sich Desc
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In Bezug auf die Kausalität führt
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Vierte VorlesungAm Beginn dieser Vo
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Methode bezeichnet, für die die Ma
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ein Ungeheuer, das von Gott kontrol
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sage Kennzeichnen, wenn wir für un
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Aus dieser Situation entsteht eine
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