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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Hegel schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vorrede zur Phänomenologie des Geistes von 1807: „Es kömmtnach me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>sicht, welche sich durch <strong>die</strong> Darstellung des Systems selbst rechtfertigenmuß, alles darauf an, das Wahre nicht als Substanz, son<strong>der</strong>n ebensosehr als Subjektaufzufassen und auszudrücken.“ Es geht um <strong>die</strong> Identität von Substanz und Subjekt. DieSubstanz ist das Subjekt, das Subjekt <strong>die</strong> Substanz. Bei Descartes ist <strong>die</strong> res cogitans dasSubjekt, das Subjekt <strong>die</strong> res cogitans. Bei Sp<strong>in</strong>oza ist <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Substanz das e<strong>in</strong>zig freieSubjekt, wobei <strong>die</strong>se Aussage mit Vorsicht zu genießen ist, weil man auch sagen könnte,dass es bei Sp<strong>in</strong>oza nur e<strong>in</strong>e Substanz gibt und das Subjekt <strong>in</strong> ihr verschw<strong>in</strong>det. BeiLeibniz ist <strong>die</strong> Monade <strong>die</strong> Substanz, das Subjekt wird aber monadisch gedacht, <strong>in</strong>sofernist <strong>die</strong> Substanz das Subjekt. Das ist noch nicht <strong>der</strong> Hegelsche Standpunkt, weil all <strong>die</strong>sedrei Philosophen nicht erkennen, was Hegel erkennt. Er, <strong>der</strong> Spätere, kann sehen, was <strong>die</strong>früheren gemacht haben, ohne dass sie es wussten. Hegel wird <strong>die</strong> Identität von Substanzund Subjekt im Geist dialektisch entfalten, d.h. er wird zeigen, <strong>in</strong>wiefern das Verhältnis vonSubstanz und Subjekt e<strong>in</strong> lebendiges ist.Hobbes steht, so sagte ich bereits, eigentümlich schräg <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Reihe, auch wenn eran<strong>der</strong>e D<strong>in</strong>ge mit den an<strong>der</strong>en dreien teilt, z.B. <strong>die</strong> Mathematik als <strong>die</strong> Meistermethode.Damit steht Hobbes jedoch für e<strong>in</strong>e ganze Gruppe von Denkern, <strong>die</strong>, würde man sie hierbetrachten, wohl e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Geschichte <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong> ergeben würden. Philosophen, <strong>die</strong>sich z.B. wie Gassendi als Atomist und Materialist verstanden haben. Auch <strong>die</strong>seGeschichte wäre erzählbar, aber sie ist eben nicht so vorherrschend wie <strong>die</strong>se, <strong>die</strong> vonDescartes ausgehend <strong>die</strong> <strong>Neuzeit</strong> als e<strong>in</strong>e Entdeckung <strong>der</strong> Identität von Subjekt undSubstanz versteht.In <strong>der</strong> nächsten Woche werden wir uns dann mit e<strong>in</strong>em Philosophen beschäftigen, <strong>der</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> Tat <strong>die</strong>se Tradition zerbrechen will, <strong>der</strong> sich bewusst zu den erhabenen Geistern<strong>die</strong>ser Reihe von Philosophen nicht zählen lassen will. Es handelt sich um den Arzt JulienOffray de La Mettrie, <strong>der</strong> im Jahre 1748 e<strong>in</strong> Buch mit dem provokanten Titel „L‘hommemach<strong>in</strong>e“ veröffentlicht.87

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