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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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das man sich dar<strong>in</strong> bewegen könnte. Was man dar<strong>in</strong> fände und sehe, wären nur Teile, <strong>die</strong>sich gegenseitig stoßen, aber niemals etwas wie e<strong>in</strong>e Perzeption. Daher müsse man also<strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen ausdehnungslosen Substanz suchen und nicht im Zusammengesetzten.Es gibt überhaupt Perzeptionen nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Substanz.Das ist <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht auch heute noch e<strong>in</strong> Argument gegen <strong>die</strong> Biologen o<strong>der</strong>Naturalisten, <strong>die</strong> das Bewusstse<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>en empirischen Gegenstand betrachten wollen,als e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, mit an<strong>der</strong>en Worten. Denn wenn das Bewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g ist, wie soll manüber e<strong>in</strong> solches D<strong>in</strong>g sprechen, wenn wir von unserem Bewusstse<strong>in</strong> niemals sagenkönnen, es sei e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g. Wir können das nicht sagen, weil uns eben das Bewusstse<strong>in</strong>niemals als D<strong>in</strong>g begegnet. Klar: wir können irgendwie sagen, dass Drogen unserBewusstse<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flussen, das zeigt gewiss, dass da irgende<strong>in</strong> Seiendes vorliegen muss.Sonst wäre es nicht möglich, dass Depressive plötzlich irgendwie lachen können (lachensie?). Und dennoch: würde man uns das Bewusstse<strong>in</strong> z.B. <strong>in</strong> Form von Atombewegungenvorführen, würden wir immer sagen: das kann das Bewusstse<strong>in</strong> nicht se<strong>in</strong>, denn ich kannvon e<strong>in</strong>er Atombewegung nicht auf Gedanken o<strong>der</strong> Gefühle kommen. Man sagt dann: <strong>die</strong>first-person-experience ist für <strong>die</strong> Bewusstse<strong>in</strong>stheorie unverzichtbar. Leibniz hat das aufse<strong>in</strong>e Art schon gewusst. Für ihn hat das Mühlen-Beispiel <strong>die</strong> Folge, dass dasBewusstse<strong>in</strong> bzw. <strong>die</strong> Monade immateriell ist (wie hätte er auf das Drogenbeispielreagiert?).Die Kritik an den Cartesianern, <strong>die</strong> nur <strong>die</strong> Apperzeption kennen und nicht <strong>die</strong> Perzeption,wird ausgebaut. Die Frage ist, ob Leibniz, an<strong>der</strong>s als Descartes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, denTieren o<strong>der</strong> sogar den Pflanzen, e<strong>in</strong>e Seele zuzusprechen (das tut Aristoteles), weil jaTiere und Pflanzen sehr wohl Monaden s<strong>in</strong>d - <strong>die</strong> Natur wird schließlich nach Leibnizmonadisch organisiert. Ist also <strong>die</strong> Seele e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Substanz im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Monade?Ne<strong>in</strong>. Dennoch sche<strong>in</strong>t aber Leibniz den Tieren e<strong>in</strong>e Seele zuzusprechen (Leibniz alsAristoteliker). So räumt er e<strong>in</strong>, dass wir (20) an uns selbst „e<strong>in</strong>en Zustand erfahren, <strong>in</strong> demwir uns an nichts er<strong>in</strong>nern und überhaupt ke<strong>in</strong>e unterscheidbaren Perzeptionen haben, sowenn wir <strong>in</strong> Ohnmacht fallen o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em traumlosen Schlaf übermannt werden. Dann,so Leibniz, unterscheidet sich <strong>die</strong> Seele nicht merklich von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Monade. Dochdann geht aber <strong>die</strong> Seele darüber h<strong>in</strong>aus und entwickelt e<strong>in</strong> Gedächtnis. Die Seele mussdemnach doch noch etwas mehr se<strong>in</strong> als nur e<strong>in</strong> Haben von Perzeptionen.Die Kritik an den Cartesianern ist <strong>die</strong>, dass sie den Tieren ke<strong>in</strong>e Seele zugesprochenhaben, <strong>in</strong>dem sie den Tieren jede Art von Perzeption und damit <strong>die</strong> res cogitans (unddamit <strong>die</strong> Seele) absprachen. Für Leibniz haben <strong>die</strong> Tiere Perzeptionen und sogar e<strong>in</strong>e Artvon Gedächtnis. Obwohl ich hier nicht das ganze Thema auf <strong>die</strong> Tiere beziehen will, weil<strong>die</strong>se mich nicht beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressieren, möchte ich noch daran er<strong>in</strong>nern, dass imParagraphen 26 Leibniz ganz offenbar dem Hund e<strong>in</strong>e Seele zuschreibt. Der Paragraph74

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