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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Also <strong>die</strong> „Monadologie“. Da ist zunächst zu fragen: was heißt das eigentlich, Monade? Dieμονάς ist <strong>die</strong> E<strong>in</strong>heit, μόνος heißt alle<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>zeln. Wir können den ersten „Paragraphen“<strong>der</strong> Monadologie zur Hilfe nehmen. Der lautet: „Die Monade, von <strong>der</strong> wir hier sprechenwerden, ist nichts an<strong>der</strong>es als e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Substanz (une substance simple), <strong>die</strong> <strong>in</strong>Zusammensetzungen e<strong>in</strong>geht; e<strong>in</strong>fach heißt: ohne Teile.“ Da haben wir also wie<strong>der</strong> <strong>die</strong>sesWort, <strong>die</strong>sen Begriff: Substanz. Daran haben sich <strong>die</strong> neuzeitlichen PhilosophenDescartes, Sp<strong>in</strong>oza und Leibniz abgearbeitet. Auch John Locke (1632 (im selben Jahr wieSp<strong>in</strong>oza) -1704), auf den ich hier nicht e<strong>in</strong>gehen werde und nicht e<strong>in</strong>gegangen b<strong>in</strong>, setztsich mit <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Substanz ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, mit <strong>der</strong> Frage sozusagen: was heißtSubstanz im S<strong>in</strong>ne von: was ist <strong>die</strong> Substanz?Was für Leibniz - <strong>der</strong> den Begriff <strong>der</strong> Monade, historisch gesehen, wohl von GiordanoBruno hat, ihn aber ganz an<strong>der</strong>s verwendet - wichtig ist, ist also <strong>die</strong> E<strong>in</strong>heit, E<strong>in</strong>fachheit,E<strong>in</strong>sheit <strong>der</strong> Substanz, was me<strong>in</strong>t, ohne Teile zu se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e gewiss seltsame Bestimmung,<strong>die</strong> aber schon auf den metaphysischen Charakter <strong>der</strong> Monade h<strong>in</strong>weist. Was ist ohneTeile, könnte man fragen? Für Leibniz <strong>die</strong> E<strong>in</strong>fachheit als solche. Wir müssten demnachden Unterschied zwischen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit und e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>fachheit betonen. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit(Leibniz nennt <strong>die</strong> Monade auch unité) kann sehr wohl Teile haben, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fachheit, wieLeibniz sie denkt, nicht. Freilich gibt es etwas, was an <strong>die</strong>se Form <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit er<strong>in</strong>nert.Gehen wir weiter zum zweiten „Paragraphen“: „Und es muss e<strong>in</strong>fache Substanzen geben,weil es Zusammensetzungen gibt; denn das Zusammengesetzte ist nichts an<strong>der</strong>es alse<strong>in</strong>e Anhäufung (un amas) o<strong>der</strong> Aggregat (aggregatum) von E<strong>in</strong>fachem.“ Aggregare heißtAnhäufen. Dar<strong>in</strong> steckt das late<strong>in</strong>ische grex, Herde. Leibniz betont also, dass es jaSeiendes gibt, das wir als Anhäufung von E<strong>in</strong>fachem betrachten. Wohlgemerkt: mankönnte jetzt sagen: aha, es gibt E<strong>in</strong>heiten/Ganzheiten, <strong>die</strong> aus Teilen bestehen, d.h. dannAnhäufungen, <strong>die</strong> aus E<strong>in</strong>fachem hervorgehen. Doch Leibniz sagt eben nicht Ganzheitenund Teile, son<strong>der</strong>n Anhäufung und E<strong>in</strong>faches. E<strong>in</strong>e Anhäufung ist ke<strong>in</strong>e Ganzheit, sowiee<strong>in</strong> E<strong>in</strong>faches ke<strong>in</strong> Teil ist. Was nicht bedeutet, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Monade ke<strong>in</strong>e Vielheitgeben kann, doch dazu später.Im dritten „Paragraphen“ wird er noch deutlicher: „Nun gibt es da, wo es ke<strong>in</strong>e Teile gibt,we<strong>der</strong> Ausdehnung noch Figur, noch <strong>die</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er Teilung. Und <strong>die</strong>se Monadens<strong>in</strong>d <strong>die</strong> wahren Atome <strong>der</strong> Natur o<strong>der</strong>, mit e<strong>in</strong>em Wort, <strong>die</strong> Elemente <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge.“ DieMonade hat ke<strong>in</strong>e Ausdehnung. Dennoch kann sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anhäufung existieren und <strong>die</strong>Natur bilden, d.h. das Seiende ausmachen. Wie ist so etwas möglich? Für gewöhnlichkann aus etwas, das ke<strong>in</strong>e Ausdehnung hat, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anhäufung nichts Ausgedehnteshervorgehen. Nun sche<strong>in</strong>t es aber doch Ausdehnung zu geben? O<strong>der</strong>? Es gibt dochausgedehnte Materie - Materie ist ausgedehnt? Wie ist das mit so etwas wie dem69

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