10.07.2015 Aufrufe

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Böse möglich, wenn doch Gott notwendig gut ist). Diesen Zusammenhang zwischen denMonaden fasst Leibniz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bild, das zum ersten Mal <strong>in</strong> Satz 56 auftaucht. Dort sprichter davon, dass jede Monade „e<strong>in</strong> immerwähren<strong>der</strong> lebendiger Spiel des Universums ist“.Das me<strong>in</strong>t, dass <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Monade das ganz Universum angelegt ist, dass <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Monadesozusagen <strong>der</strong> Kontakt zum Universum da ist. Diese Vertiefung <strong>der</strong> prästabiliertenHarmonie - also: es gibt nicht nur e<strong>in</strong>e vore<strong>in</strong>gerichtete Harmonie zwischen den F<strong>in</strong>al- undWirkursachen - son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Monaden spiegelt sich all das wi<strong>der</strong> - führt dann zu e<strong>in</strong>ereigenartigen „Geme<strong>in</strong>schaft“. Im Satz 84 heißt es: „Das befähigt <strong>die</strong> Geister (Esprits), e<strong>in</strong>eArt Geme<strong>in</strong>schaft mit Gott e<strong>in</strong>zugehen (das Universum spiegelt sich <strong>in</strong> den Monaden, <strong>die</strong>ohneh<strong>in</strong> nichts an<strong>der</strong>es s<strong>in</strong>d als Vorstellungen Gottes), dessen Verhältnis zu ihnen nichtnur das e<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong><strong>der</strong>s zu se<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e ist (wie es für Gott <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> an<strong>der</strong>enGeschöpfe gilt), son<strong>der</strong>n auch das e<strong>in</strong>es Fürsten (pr<strong>in</strong>ce) zu se<strong>in</strong>en Untertanen (sujets)und sogar das e<strong>in</strong>es Vaters zu se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.“ Gott ist <strong>der</strong> Fürst und <strong>der</strong> Vater, nicht nur<strong>der</strong> Schöpfer. Er regiert das Reich <strong>der</strong> Wirkungen und das <strong>der</strong> Zwecke. Diese beidenReiche werden im Satz 87 als <strong>die</strong> beiden natürlichen Reiche bezeichnet, <strong>die</strong> eben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ervollkommenen Harmonie sich bef<strong>in</strong>den. Da ließe sich fragen, warum denn das Reich <strong>der</strong>Zwecke e<strong>in</strong> natürliches Reich ist? Was hat das Reich <strong>der</strong> Zwecke mit <strong>der</strong> Natur zu tun?Nun - man müsste eigentlich sagen, dass sich <strong>die</strong>se Zwecke ja eigentlich nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong>Natur zeigen, bzw. dass sie <strong>in</strong> Wahrheit nicht dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Das hatte ja Sp<strong>in</strong>oza ausführlichgezeigt. In <strong>der</strong> Natur lassen sich ke<strong>in</strong>e Zwecke aufzeigen. Die Natur ist wie sie ist. Nundenkt Leibniz hier aber wie<strong>der</strong> theologisch. Demnach ist <strong>die</strong> Natur e<strong>in</strong> Geschöpf Gottes,das auf e<strong>in</strong>e riesige F<strong>in</strong>alursache, nämlich auf <strong>die</strong> Apokalypse zugeht. Wer nun <strong>die</strong> Naturals Schöpfung versteht, <strong>der</strong> muss natürlich davon ausgehen, dass es hier Zwecke unde<strong>in</strong>en Zweck gibt. Das ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat Leibnizens Ansicht.Nun aber - wie gesagt - sagt Leibniz, dass es nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur göttliche Zwecke undWirkursachen gibt, son<strong>der</strong>n es gebe noch e<strong>in</strong>e „an<strong>der</strong>e Harmonie“. Diese bestehe„zwischen dem physikalischen Reich <strong>der</strong> Natur und dem moralischen Reich <strong>der</strong> Gnade,d.h. zwischen Gott als dem Architekten <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e des Universums und Gott als demMonarchen des göttlichen Staates <strong>der</strong> Geister“. Das ist e<strong>in</strong> Anzeichen des theologischenProgramms, das sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Monadologie entfaltet und das erst ganz am Ende <strong>die</strong>sesTextes immer klarer wird. Im Satz 90, dem letzten Satz des Ganzen, heißt es von <strong>der</strong>„Ordnung des Universums“, „dass sie alle Wünsche <strong>der</strong> Weisesten übersteigt und dass esunmöglich ist, sie besser zu machen, als sie ist, nicht nur h<strong>in</strong>sichtlich des Ganzen imallgeme<strong>in</strong>en, son<strong>der</strong>n auch für uns selbst im beson<strong>der</strong>en, wenn wir nur, wie es se<strong>in</strong> muß,dem Urheber von allem nicht nur als Architekt und als Wirkursache unseres Se<strong>in</strong>sverbunden s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n auch unserem Herrn und als F<strong>in</strong>alursache, <strong>der</strong> das ganz Zielunseres Willens ausmachen muß und alle<strong>in</strong> unser Glück bewirken kann“. Das ist <strong>der</strong>Schlusspunkt e<strong>in</strong>es metaphysischen Projekts, das eben auch als theologisches85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!