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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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für „subjektiv“ halten, das haben <strong>die</strong> Philosophen von Anfang an als „Me<strong>in</strong>ung“ bezeichnet.Die „Me<strong>in</strong>ung“ ist aber von <strong>der</strong> „Wahrheit“ unterschieden. Ich kann demnach „me<strong>in</strong>en“,dass Marco Reus e<strong>in</strong> besserer Fußballer ist als Julian Draxler, ich kann aber nicht„me<strong>in</strong>en“, dass 1+1=2 ist. Sie können also <strong>in</strong> bestimmten Diskussionen (z.b: über Politik)<strong>die</strong> Sätze anfangen mit: „Ich me<strong>in</strong>e aber.“ Sie können aber nicht sagen, es sei e<strong>in</strong>„subjektiver“ Standpunkt, das Obama besser als Put<strong>in</strong> ist - auch das bleibt eben e<strong>in</strong>eMe<strong>in</strong>ung. Mit an<strong>der</strong>en Worten: „subjektiv“ <strong>in</strong> philosophischer H<strong>in</strong>sicht heißt nur: demSubjekt entsprechend, aber ke<strong>in</strong>eswegs dem jeweiligen Subjekt entsprechend. „Subjektiv“ist das, was ganz allgeme<strong>in</strong> dem „Subjekt“ zugesprochen werden muss - dass es z.B.Denken ist.)Zurück zu dem Effekt, den <strong>die</strong> erste und <strong>die</strong> zweite Meditation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><strong>Philosophie</strong> gemacht haben. Descartes hatte natürlich e<strong>in</strong>e solche Revolution gar nicht imBlick. Er wollte ke<strong>in</strong>eswegs behaupten, dass alles Se<strong>in</strong> nur Se<strong>in</strong> ist, wenn es gedachtwerden kann. Er wollte lediglich e<strong>in</strong>e erste, absolut gewisse Erkenntnis f<strong>in</strong>den, um auf ihrse<strong>in</strong>e Wissenschaft zu begründen. Man hat das auch so gefasst, dass <strong>der</strong> Zweifel an<strong>die</strong>ser Stelle e<strong>in</strong>e methodische Bedeutung. Der Zweifel <strong>die</strong>nt nur dazu, <strong>die</strong>se ersteGewissheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erkenntnis zu f<strong>in</strong>den. Er hat gar ke<strong>in</strong>e weitere Bedeutung. Darübermüssen wir uns klar se<strong>in</strong>. Für gewöhnlich me<strong>in</strong>en wir, <strong>der</strong> Satz: ich denke, also b<strong>in</strong> ich,möchte me<strong>in</strong>e Existenz mit Gewissheit beweisen. Das ist aber nicht <strong>der</strong> Fall. Das „ergo“suggeriert nur e<strong>in</strong>en Schluss, <strong>der</strong> so gar nicht funktioniert. Es geht vielmehr darum, dassich <strong>in</strong>tuitiv das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er res cogitans voraussetzen muss, wenn e<strong>in</strong> Denkengeschieht. Ich habe e<strong>in</strong> Recht dazu, das vorauszusetzen. Diesbezüglich gibt es e<strong>in</strong>eErkenntnis, <strong>die</strong> sich als wahr herausstellt, denn ich kann nicht von e<strong>in</strong>emNichtvorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Ich auf e<strong>in</strong> Denken kommen. Wir hören gleichsam immer schonzuviel <strong>in</strong> dem Satz - <strong>der</strong>, wie gesagt, für Descartes e<strong>in</strong>en eher methodischen S<strong>in</strong>n hat.Dass das so ist, bezeugt m.E. <strong>die</strong> dritte Meditation mit <strong>der</strong> Überschrift: Über das Dase<strong>in</strong>Gottes. Von <strong>der</strong> zweiten Meditation mit <strong>der</strong> Überschrift Über <strong>die</strong> Natur des menschlichenGeistes aus gesehen, legt sich nicht unbed<strong>in</strong>gt nahe, dass e<strong>in</strong>e dritte folgt, <strong>die</strong> sich nun<strong>der</strong> Existenz Gottes widmet. Wozu braucht man noch Gott, wenn <strong>die</strong> prima philosophia sogut auf e<strong>in</strong>er ersten Gewissheit begründet wird? Da taucht am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> drittenMeditation e<strong>in</strong> seltsamer Gedanke auf. Descartes kommt wie<strong>der</strong> auf das Problem zusprechen, dass er e<strong>in</strong>en bösen Geist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Zweifelsgang e<strong>in</strong>gesetzt hat. Nun weist erdarauf h<strong>in</strong>, dass er ke<strong>in</strong>e Veranlassung habe, von <strong>der</strong> Existenz e<strong>in</strong>es solchen bösenGottes auszugehen, ja, dass er noch nicht e<strong>in</strong>mal weiß, ob es Gott überhaupt gibt. Das seija erst e<strong>in</strong>mal nur e<strong>in</strong> Vorurteil. Und daher fällt e<strong>in</strong> fragwürdiges Licht auf denZweifelsgang. Solange Gottes Dase<strong>in</strong> nicht bewiesen ist, ist <strong>der</strong> Zweifelsgangunbefriedigend. Ja, Descartes sagt den seltsamen Satz: „Denn solange das unbekannt ist29

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