werden, dass es ja schon immer Technik gegeben habe. Klar - wie hätten <strong>die</strong> Ägypter <strong>die</strong>Pyramiden, <strong>die</strong> Römer das Colosseum, <strong>die</strong> Griechen ihre Tempel, das Mittelalter se<strong>in</strong>eKathedralen bauchen können ohne Technik. Doch sowohl <strong>die</strong> Antike als auch dasMittelalter hatten <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Technik <strong>in</strong> ihr vorherrschendes Weltverständnis zu<strong>in</strong>tegrieren. Die Technik war und blieb latent, d.h. sie geriet we<strong>der</strong> mit essentiellenE<strong>in</strong>sichten <strong>der</strong> Philosophen noch mit Glaubenswahrheiten des Christentums <strong>in</strong> Konflikt.Wenn aber das Mittelalter noch <strong>die</strong> Technik <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Welt <strong>in</strong>tegrieren konnte, so beg<strong>in</strong>ntmit <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong> <strong>die</strong> Technik selber alles <strong>in</strong> sich zu <strong>in</strong>tegrieren. Es gibt z.B. ke<strong>in</strong>en Gottmehr, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Erde geschaffen hat, <strong>die</strong> Natur war nicht mehr göttlicher Herkunft. Sie wurdenun naturwissenschaftlich und d.h. technisch-mathematisch untersucht und damit <strong>in</strong><strong>die</strong>sen neuen Stil zu denken <strong>in</strong>tegriert. Die <strong>Neuzeit</strong> hat demnach nicht <strong>die</strong> Technikerfunden, sie hat nur ganz neue und entscheidende Möglichkeiten <strong>in</strong> ihr erkannt.Inwiefern das auf <strong>die</strong> <strong>Philosophie</strong> Auswirkungen hatte, ist natürlich e<strong>in</strong>e wichtige Frage,<strong>die</strong> ich später beantworten möchte. Heute möchte ich noch e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Deutungsstrang<strong>der</strong> Epochen<strong>in</strong>terpretation des Verhältnisses von Mittelalter und <strong>Neuzeit</strong> betrachten.Dieser hängt mit dem Verständnis <strong>der</strong> Bedeutung des Menschen als solchen zusammen.Was o<strong>der</strong> wer war <strong>der</strong> Mensch des Mittelalters? Wer ist er <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong>, am Anfang <strong>der</strong><strong>Neuzeit</strong>? Und wie gehört <strong>die</strong>se Frage und ihre Antwort <strong>in</strong> den Kontext des schonBesprochenen?Nehmen wir Thomas von Aqu<strong>in</strong>, dem vielleicht wichtigsten Philosophen des Mittelalters.Nun, für Thomas ist Aristoteles e<strong>in</strong>e wichtige Referenz. In De anima hatte Aristotelesgezeigt, <strong>in</strong>wiefern <strong>die</strong> Seele auch <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong> Erkenntnis von Bedeutung ist. Der Menschbesteht demnach aus e<strong>in</strong>er Seele und e<strong>in</strong>em Körper, wobei <strong>die</strong> Erkenntnis des S<strong>in</strong>nlichenund vor allem auch des Übers<strong>in</strong>nlichen (z.B. <strong>der</strong> Ideen o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>fach <strong>der</strong> logischenGesetze) dem nous o<strong>der</strong> dem <strong>in</strong>tellectus (dem Verstand o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vernunft) zukommt.Soweit im Großen und Ganzen e<strong>in</strong>e Auffassung, <strong>die</strong> sich nicht beson<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> <strong>der</strong><strong>Neuzeit</strong> zu unterscheiden sche<strong>in</strong>t. Doch nun geht es darum, zu bestimmen, <strong>in</strong> welcherWelt e<strong>in</strong> solcher Mensch sich bef<strong>in</strong>det. Diese nun ist von e<strong>in</strong>em ordo bestimmt, <strong>der</strong> ganzund gar christlich ist. Gott ist <strong>die</strong> höchste Wahrheit (dem Glauben zugänglich), höchstesSeiendes überhaupt (summum ens), <strong>der</strong> Mensch ist Geschöpf Gottes, ens creatum, alsTeil <strong>der</strong> Schöpfung überhaupt. In <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht richtet sich alle Praxis, alles Verhalten <strong>in</strong><strong>der</strong> Welt, nach <strong>die</strong>sem ordo.Das bedeutet, dass <strong>der</strong> Mensch Teil des ordos ist, dass er ganz dar<strong>in</strong> aufgeht, dass erdar<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Glück und Unglück f<strong>in</strong>det - und dass er sich im christlichen Glauben auf <strong>die</strong>Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Welt auf das postmortale Leben vorzubereiten hat. Die Existenz hier undjetzt hat stets vorläufigen Charakter, es gibt noch e<strong>in</strong> An<strong>der</strong>es, ganz An<strong>der</strong>es. DiesesAn<strong>der</strong>e hängt zudem noch mit e<strong>in</strong>em letzten Gericht zusammen, d.h. mit e<strong>in</strong>er4
letzth<strong>in</strong>nigen Prüfung dessen, was hier und jetzt getan und nicht getan worden ist. Mitan<strong>der</strong>en Worten: es geht um Gott - nicht um das e<strong>in</strong>zelne Subjekt mit se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellenÄngsten und Hoffnungen.Das wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong> <strong>in</strong> vielfältiger H<strong>in</strong>sicht an<strong>der</strong>s. Ich beziehe mich dabei zunächste<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>en Text aus <strong>der</strong> politischen <strong>Philosophie</strong> - vielleicht weil <strong>die</strong> Politik bzw. <strong>die</strong>politische <strong>Philosophie</strong> den Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt betreffend sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>eKompetenz hat - jedenfalls sollten wir doch annehmen, dass e<strong>in</strong> politischer Philosoph sichmit dem Menschen und <strong>der</strong> Welt beson<strong>der</strong>s gut auskennt (ob das so stimmt, lasse ichdah<strong>in</strong>gestellt). Ich beziehe mich dementsprechend auf e<strong>in</strong>en Text politischer <strong>Philosophie</strong>aus dem Mittelalter sowie auf e<strong>in</strong>en aus <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong>. Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite haben wir Demonarchia von Dante Alighieri aus dem Jahre 1316, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite NiccoloMachiavellis Il pr<strong>in</strong>cipe aus dem Jahre 1513.Dantes Text geht von <strong>der</strong> mittelalterlichen politischen Sphäre aus. Diese hat es mit zweibzw. mit drei relevanten Mächten zu tun. Für Dante konstituiert sie sich <strong>in</strong> den Gestaltendes römischen Kaisers, des Monarchen (Alle<strong>in</strong>herrschers), und des Papstes <strong>die</strong> politischeSphäre, von <strong>der</strong> er auszugehen hat. Die Frage ist nun nicht nur <strong>die</strong>, wie sich <strong>die</strong>se beidenMächte zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verhalten, son<strong>der</strong>n wie sich <strong>die</strong>se beiden Mächte <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>edritte, nämlich <strong>die</strong> göttliche Macht, verhalten. Dabei muss er zunächst davon ausgehen,dass <strong>der</strong> Papst Stellvertreter Christi, d.h. Gottes, ist, was ihn ansche<strong>in</strong>end dazuprädest<strong>in</strong>iert, auch über den römischen Kaiser zu herrschen, denn klar ist, dass <strong>die</strong>höchste Herrschaft bei Gott liegt. (Hier spielen ziemlich handfeste Fragen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, denn imMittelalter war <strong>die</strong> politische Sphäre stets durch den Konflikt zwischen den Päpsten undden weltlichen Herrschern geprägt). Doch Dante argumentiert an<strong>der</strong>s. Er kommt nicht zudem Schluss, dass sich <strong>der</strong> römische Kaiser dem Papst unterwerfen müsse. Dante ist sichüber se<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>elle Lösung des Problems bewusst. So sagt er, dass se<strong>in</strong>e Untersuchung„vielleicht e<strong>in</strong>ige Entrüstung mir gegenüber hervorrufen“ werde, „da <strong>die</strong>se Wahrheit nichtohne das Erröten gewisser Leute enthüllt werden“ könne. Dante behauptet nämlich e<strong>in</strong>eUnabhängigkeit des Monarchen von <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong>en Herrschaftsbereich er auf dasJenseits festlegt. Hier - <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitlichen Welt - herrscht das Imperium, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ewigen Weltherrscht <strong>die</strong> Kirche.Wenn wir nun Machiavellis Il pr<strong>in</strong>cipe, d.h. das Buch über den „Fürsten“ zur Hand nehmen,so wird ganz äußerlich betrachtet <strong>der</strong> Unterschied zu Dante sehr schnell klar. Bereits aufden ersten Seiten macht Machiavelli deutlich, worum es ihm geht. Das Buch ist Lorenzode Medici gewidmet, e<strong>in</strong>em „echten“ Fürsten also, und soll ihm zeigen, wie vernünftigregiert werden kann. „Vernünftig“ ist natürlich e<strong>in</strong>e ungenaue Bestimmung. Was tutMachiavelli? „Ich kann Ihnen nichts Besseres anbieten als <strong>die</strong> Mittel, alles das, was ich <strong>in</strong><strong>der</strong> Schule des Unglücks durch so viele Jahre erlernt habe, <strong>in</strong> kurzer Zeit fassen zu5
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finden ist. Wir werden sehen, dass
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Sechste VorlesungHegel schreibt üb
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geben - es wird eine geben so, wie
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Damit ist gemeint, dass wir uns not
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Erkenntnis zugänglich ist, keine Z
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Also die „Monadologie“. Da ist
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umstellen noch sich eine innere Bew
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Das Seltsame ist ein wenig, dass Le
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eginnt: „Das Gedächtnis liefert
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offenbar auch kein Fenster haben ka
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Die Kritik an den Cartesianern ist
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Die Differenz zum Tier ist also nic
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Hegel schreibt in seiner Vorrede zu
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Gegenstand nähern will. Das ist fr
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demnach in der Materie das Denken,
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den dogmatischen Schlummer unterbra
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entwickeln. Ein Blinder kann sich k
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Für Hume steht aber zunächst etwa