10.07.2015 Aufrufe

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

letzth<strong>in</strong>nigen Prüfung dessen, was hier und jetzt getan und nicht getan worden ist. Mitan<strong>der</strong>en Worten: es geht um Gott - nicht um das e<strong>in</strong>zelne Subjekt mit se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellenÄngsten und Hoffnungen.Das wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong> <strong>in</strong> vielfältiger H<strong>in</strong>sicht an<strong>der</strong>s. Ich beziehe mich dabei zunächste<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>en Text aus <strong>der</strong> politischen <strong>Philosophie</strong> - vielleicht weil <strong>die</strong> Politik bzw. <strong>die</strong>politische <strong>Philosophie</strong> den Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt betreffend sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>eKompetenz hat - jedenfalls sollten wir doch annehmen, dass e<strong>in</strong> politischer Philosoph sichmit dem Menschen und <strong>der</strong> Welt beson<strong>der</strong>s gut auskennt (ob das so stimmt, lasse ichdah<strong>in</strong>gestellt). Ich beziehe mich dementsprechend auf e<strong>in</strong>en Text politischer <strong>Philosophie</strong>aus dem Mittelalter sowie auf e<strong>in</strong>en aus <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong>. Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite haben wir Demonarchia von Dante Alighieri aus dem Jahre 1316, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite NiccoloMachiavellis Il pr<strong>in</strong>cipe aus dem Jahre 1513.Dantes Text geht von <strong>der</strong> mittelalterlichen politischen Sphäre aus. Diese hat es mit zweibzw. mit drei relevanten Mächten zu tun. Für Dante konstituiert sie sich <strong>in</strong> den Gestaltendes römischen Kaisers, des Monarchen (Alle<strong>in</strong>herrschers), und des Papstes <strong>die</strong> politischeSphäre, von <strong>der</strong> er auszugehen hat. Die Frage ist nun nicht nur <strong>die</strong>, wie sich <strong>die</strong>se beidenMächte zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verhalten, son<strong>der</strong>n wie sich <strong>die</strong>se beiden Mächte <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>edritte, nämlich <strong>die</strong> göttliche Macht, verhalten. Dabei muss er zunächst davon ausgehen,dass <strong>der</strong> Papst Stellvertreter Christi, d.h. Gottes, ist, was ihn ansche<strong>in</strong>end dazuprädest<strong>in</strong>iert, auch über den römischen Kaiser zu herrschen, denn klar ist, dass <strong>die</strong>höchste Herrschaft bei Gott liegt. (Hier spielen ziemlich handfeste Fragen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, denn imMittelalter war <strong>die</strong> politische Sphäre stets durch den Konflikt zwischen den Päpsten undden weltlichen Herrschern geprägt). Doch Dante argumentiert an<strong>der</strong>s. Er kommt nicht zudem Schluss, dass sich <strong>der</strong> römische Kaiser dem Papst unterwerfen müsse. Dante ist sichüber se<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>elle Lösung des Problems bewusst. So sagt er, dass se<strong>in</strong>e Untersuchung„vielleicht e<strong>in</strong>ige Entrüstung mir gegenüber hervorrufen“ werde, „da <strong>die</strong>se Wahrheit nichtohne das Erröten gewisser Leute enthüllt werden“ könne. Dante behauptet nämlich e<strong>in</strong>eUnabhängigkeit des Monarchen von <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong>en Herrschaftsbereich er auf dasJenseits festlegt. Hier - <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitlichen Welt - herrscht das Imperium, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ewigen Weltherrscht <strong>die</strong> Kirche.Wenn wir nun Machiavellis Il pr<strong>in</strong>cipe, d.h. das Buch über den „Fürsten“ zur Hand nehmen,so wird ganz äußerlich betrachtet <strong>der</strong> Unterschied zu Dante sehr schnell klar. Bereits aufden ersten Seiten macht Machiavelli deutlich, worum es ihm geht. Das Buch ist Lorenzode Medici gewidmet, e<strong>in</strong>em „echten“ Fürsten also, und soll ihm zeigen, wie vernünftigregiert werden kann. „Vernünftig“ ist natürlich e<strong>in</strong>e ungenaue Bestimmung. Was tutMachiavelli? „Ich kann Ihnen nichts Besseres anbieten als <strong>die</strong> Mittel, alles das, was ich <strong>in</strong><strong>der</strong> Schule des Unglücks durch so viele Jahre erlernt habe, <strong>in</strong> kurzer Zeit fassen zu5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!