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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Für Hume steht aber zunächst etwas an<strong>der</strong>es auf dem Spiel. Hume macht deutlich, dass<strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfahrung und <strong>der</strong> Tatsache vorausgesetzte Beziehung von Ursache undWirkung fragwürdig ist“ : „Der Geist kann unmöglich je <strong>die</strong> Wirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> angenommenenUrsache f<strong>in</strong>den, selbst bei <strong>der</strong> genauesten Untersuchung und Prüfung. Denn <strong>die</strong> Wirkungist von <strong>der</strong> Ursache ganz und gar verschieden und kann folglich niemals <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser entdecktwerden.“ „Jede Wirkung ist e<strong>in</strong> von ihrer Ursache verschiedenes Ereignis.“ Was will Humedamit sagen? Wir unterscheiden Ursache und Wirkung, haben hier das e<strong>in</strong>e, da dasan<strong>der</strong>e, aber wir haben niemals <strong>die</strong> „geheime Kraft“, wie Hume häufig sagt, <strong>die</strong> denÜbergang von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en zur an<strong>der</strong>en stiftet. D.h. wir haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfahrung stets immerdas e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> das an<strong>der</strong>e, aber niemals beides zugleich <strong>in</strong> Bezug auf das, was <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><strong>die</strong> an<strong>der</strong>e überträgt.À propos „Erfahrung“, experience. Schon La Mettrie wendet sich an Descartes mit denWorten: „Ich glaube, Descartes wäre e<strong>in</strong> <strong>in</strong> je<strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht achtungswürdiger Mann, wenner - geboren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahrhun<strong>der</strong>t, das er nicht hätte aufklären müssen - den Wert vonErfahrung und Beobachtung erkannt hätte, sowie <strong>die</strong> Gefahr, sich von ihnen zu entfernen.“Freilich entwickelt La Mettrie nicht wie Hume e<strong>in</strong>e Theorie <strong>der</strong> Erfahrung, doch er wendetden Gedanken im kritischen S<strong>in</strong>ne bereits an. Alle Tatsachen können nach Hume nur <strong>in</strong><strong>der</strong> Erfahrung erkannt werden. Erfahrung tritt als Erkenntnispr<strong>in</strong>zip hervor - und zwar alse<strong>in</strong> sehr beson<strong>der</strong>es - wie weiter zu zeigen se<strong>in</strong> wird (beson<strong>der</strong>s bei Kant). Das heißtnicht, dass z.B. das Mittelalter nicht <strong>die</strong> Erfahrungserkenntnis gekannt hätte. DieGottesbeweise des Thomas (Fünf Wege) wollen z.B. bewusst von <strong>der</strong> Erfahrungausgehen. Doch mit Hume und mit dem Erfolg <strong>der</strong> Naturwissenschaften erhält <strong>die</strong>Erfahrungserkenntnis natürlich e<strong>in</strong>e erhebliche Bedeutungssteigerung. So sprechen wirbei Hume und seit Hume vom „Empirismus“.Der skeptische Zweifel trifft <strong>die</strong> Verknüpfungsform Ursache/Wirkung, weil <strong>die</strong> Mitte <strong>die</strong>serVerknüpfung, <strong>die</strong> Verknüpfung selbst, nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfahrung aufgezeigt werden kann: „VonUrsachen, welche gleichartig ersche<strong>in</strong>en, erwarten wir gleichartige Wirkungen. Dies ist <strong>die</strong>Summe all unserer Erfahrungsschlüsse.“ Genau aber das zweifelt <strong>der</strong> sich bewusst zurSkepsis bekennende Hume nun an. Wir s<strong>in</strong>d im Grunde nicht zu <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong>Regelmäßigkeit berechtigt, <strong>die</strong> wir dem Ursache/Wirkungs-Verhältnis zuschreiben. Magirgendetwas millionenmal so geschehen se<strong>in</strong>, es mag an<strong>der</strong>s geschehen können. DieErfahrung liefert uns nichts, wenn es um <strong>die</strong> Verknüpfung selbst von Ursache und Wirkunggeht.Was aber heißt das nun für <strong>die</strong> Erfahrung selbst und <strong>die</strong> Erkenntnis? Wäre damit nichtkonsequenterweise jede Erfahrungserkenntnis ausgehebelt? Ne<strong>in</strong>. Für Hume treten an<strong>die</strong>ser Stelle Gewohnheit und Übung auf (the pr<strong>in</strong>ciple of custom and habit). Gewohnheitsei <strong>die</strong> große Führer<strong>in</strong> des Lebens, sie lässt Erfahrung für uns nützlich ersche<strong>in</strong>en, <strong>in</strong>dem99

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