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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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als Grundsätze. Wie<strong>der</strong> geht es also um <strong>die</strong> ersten Gedanken, <strong>die</strong> ersten Grundlagen, <strong>die</strong>Descartes angreifen muss, um zu e<strong>in</strong>em wahren Fundament für se<strong>in</strong> Denken o<strong>der</strong> für dasDenken überhaupt zu gelangen. Wie aber kann Descartes <strong>die</strong>se Pr<strong>in</strong>zipien angreifen?Was tut er?Die Überschrift <strong>der</strong> ersten Meditation lautet ja: woran man zweifeln (dubitare) kann.Descartes nennt das Wort im Text zunächst nicht. Doch es ist klar, dass er genau damitbeg<strong>in</strong>nt: er beg<strong>in</strong>nt ziemlich schnell, zu zweifeln. Woran? Gehen wir e<strong>in</strong>mal densogenannten Zweifelsgang von Descartes mit.So heißt es zuerst: „Alles nämlich, was ich bisher am ehesten für wahr gehalten habe,verdanke ich den S<strong>in</strong>ne o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> S<strong>in</strong>ne. Nun aber b<strong>in</strong> ichdah<strong>in</strong>tergekommen, dass <strong>die</strong>se uns bisweilen täuschen, und es ist e<strong>in</strong> Gebot <strong>der</strong> Klugheit,denen niemals ganz zu trauen, <strong>die</strong> uns auch nur e<strong>in</strong>mal getäuscht haben.“ Das ist <strong>der</strong>erste Zweifel: <strong>der</strong> Zweifel an <strong>der</strong> Wahrnehmung. Das ist ja auch naheliegend. Denn:beg<strong>in</strong>nt nicht alle unsere Erkenntnis ständig irgendwie mit <strong>der</strong> Wahrnehmung? UnserLeben würde sich jedenfalls sehr stark än<strong>der</strong>n, wenn wir plötzlich bl<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> taub wären.Wir orientieren uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt wie selbstverständlich durch <strong>die</strong> Wahrnehmung. Nununterscheidet Descartes <strong>die</strong> S<strong>in</strong>ne und <strong>die</strong> Vermittlung <strong>der</strong> S<strong>in</strong>ne - das ist leicht zuerklären: er me<strong>in</strong>t nur, dass wir e<strong>in</strong>erseits unmittelbar D<strong>in</strong>ge sehen und hören, dann kannuns aber auch z.B. e<strong>in</strong> Lehrer o<strong>der</strong> Professor etwas mitteilen über D<strong>in</strong>ge, <strong>die</strong> man nichtunmittelbar sieht. Nun hören wir vermittelt etwas über D<strong>in</strong>ge, <strong>die</strong> wir vielleicht erst späterwirklich unmittelbar erfahren.Sowohl <strong>die</strong> unmittelbare und <strong>die</strong> mittelbare S<strong>in</strong>neswahrnehmung kann täuschen. Wieaber? Ist das kle<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>g da, was ich da sehe, wirklich e<strong>in</strong>e Maus - o<strong>der</strong> ist es nur e<strong>in</strong>Blatt? Ist das Gebäude dah<strong>in</strong>ten nicht ganz nahe (<strong>in</strong> Wirklichkeit aber ist es weit entfernt -es ist nur riesig groß, ersche<strong>in</strong>t deshalb als nah, was es nicht ist)? Ist <strong>die</strong>se Gestalt danicht <strong>die</strong>ser bestimmte? Man kann sich vielfach täuschen. D.h. Wahrnehmung ist nicht <strong>der</strong>Garant für absolut gewisses Wissen (freilich: gewaltig konstruierte Meßapparate s<strong>in</strong>detwas an<strong>der</strong>es als <strong>die</strong> natürliche Wahrnehmung, von <strong>der</strong> Descartes ausgeht - aber selbst<strong>die</strong>se Meßapparate müssen bei bestimmten Fragen immer mehrfach Messungendurchführen, um Fehler auszuschließen).Nun aber hat Descartes sogleich selbst e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>wand parat. Gewiss, man kann sich beibestimmten Wahrnehmungsfragen täuschen, doch schließlich gibt es auch D<strong>in</strong>ge, andenen man gar nicht zweifeln könne (hier fällt <strong>der</strong> Begriff zum ersten Mal). Das Beispiel,das er hat, lautet: „so z.B. dass ich jetzt hier b<strong>in</strong>, dass ich, mit me<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>terrockangetan, am Kam<strong>in</strong> sitze, dass ich <strong>die</strong>ses Papier mit den Händen betaste und ähnliches;vollends, dass <strong>die</strong>se Hände selbst, dass überhaupt me<strong>in</strong> ganzer Körper da ist, wie könnte15

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