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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Deo. Sie lautet: „1. Per causam sui <strong>in</strong>telligo id, Unter Ursache se<strong>in</strong>er selbst verstehe ichdas, dessen Wesen <strong>die</strong> Existenz e<strong>in</strong>schließt, o<strong>der</strong> das, dessen Natur nur als existierendbegriffen werden kann.“ Es ist <strong>die</strong> causa sui, <strong>die</strong> ich <strong>in</strong> Bezug auf Descartes schonansprach. Causa sui - Ursache ihrer selbst. Es kann nur e<strong>in</strong>e Ursache ihrer selbst geben,nur e<strong>in</strong>e Ursache, <strong>die</strong> sich selbst verursacht, <strong>die</strong> also nicht auf e<strong>in</strong>e vorangegangeneWirkung angewiesen ist, sich aus ihr ergibt. Das ist Gott. Die Denkfigur, auf <strong>die</strong> Sp<strong>in</strong>ozahier zurückgeht, kennen wir aus dem sogenannten ontologischen Gottesbeweis, denzuerst Anselm von Canterbury formulierte, <strong>der</strong> aber auch bei Descartes <strong>in</strong> denMeditationen anwesend ist. Die essentia Gottes ist <strong>in</strong>f<strong>in</strong>it, es kann ihm nichts fehlen - dennwürde ihm etwas fehlen, wi<strong>der</strong>spräche das eben er essentia Gottes. Demnach muss ihmnotwendig das Se<strong>in</strong> zukommen, Gott muss notwendig existieren - <strong>in</strong>sofern Gott jazum<strong>in</strong>dest mehr se<strong>in</strong> muss als <strong>die</strong>ser Tisch hier o<strong>der</strong> ich o<strong>der</strong> sie o<strong>der</strong> wir alle geme<strong>in</strong>sam.Da aber alles Seiende verursachtes Seiendes ist, alles Seiende e<strong>in</strong>e Ursache habenmuss, ist Gott nicht nur causa prima et ultima von allem Seienden, also erste Wirkursachevon Allem (Gott ist <strong>der</strong> Schöpfer), son<strong>der</strong>n eben auch causa sui - Ursache von sich selbst.Sp<strong>in</strong>oza kann <strong>die</strong>sen Gedanken auch an<strong>der</strong>s fassen - und zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> 34. Proposition, im34. Lehrsatz. Der lautet nämlich schlicht: „Dei potentia est ipsa ipsius essentia.“ „DieMacht Gottes ist se<strong>in</strong> Wesen selbst.“ Macht und Wesen s<strong>in</strong>d bei Gott identisch. Die MachtGottes zeigt sich aber beson<strong>der</strong>s dar<strong>in</strong>, dass er als e<strong>in</strong>ziges Seiendes aus sich selbstheraus existieren kann. Das sagt dann <strong>die</strong> demonstratio: „Denn aus <strong>der</strong> Notwendigkeitse<strong>in</strong>es Wesens alle<strong>in</strong> folgt, dass Gott <strong>die</strong> Ursache se<strong>in</strong>er selbst und aller D<strong>in</strong>ge ist.Folglich ist <strong>die</strong> Macht Gottes, durch welche er und alles ist und handelt, se<strong>in</strong> Wesenselbst.“ Gott ist so mächtig, dass <strong>die</strong>se Macht, <strong>die</strong>ses Vermögen von selbst <strong>in</strong>s Se<strong>in</strong>übergeht. Ja se<strong>in</strong>e Macht zeigt sich gerade dar<strong>in</strong>.Gehen wir weiter zur zweiten Def<strong>in</strong>ition, wir wollen alle acht durchgehen. Sie lautet:„Endlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art heißt e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, das durch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es von gleicher Natur begrenztwerden kann. E<strong>in</strong> Körper z.B. heißt endlich, weil wir stets e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>e größerenbegreifen. Ebenso wird das Denken durch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Denken begrenzt. Dagegen wirde<strong>in</strong> Körper nicht durch das Denken noch das Denken durch e<strong>in</strong>en Körper begrenzt.“ DieDef<strong>in</strong>ition von f<strong>in</strong>itum, von endlich, ist <strong>die</strong> Begrenzung e<strong>in</strong>es D<strong>in</strong>ges durch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>esD<strong>in</strong>g von gleicher Natur. D<strong>in</strong>g heißt hier res. Nun spricht aber Sp<strong>in</strong>oza im weiteren nur vonzwei D<strong>in</strong>gen, nämlich Denken und Körper, cogitatio und corpus. Es begrenzen sich nunDenken und Denken, Körper und Körper, aber nicht Denken und Körper. Das tun sieaufgrund <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition, dass sich gleiche D<strong>in</strong>ge begrenzen, so dass sie sich verendlichen.Ist das Denken aber e<strong>in</strong>e res, e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g? Ja, wenn wir uns an Descartes‘ Bestimmung <strong>der</strong>e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> drei Substanzen er<strong>in</strong>nern, nämlich an <strong>die</strong> res cogitans, <strong>die</strong> mit <strong>der</strong> res extensazusammengenannt wird und beim Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat e<strong>in</strong>e Komposition bilden. Sp<strong>in</strong>ozaspricht hier demnach <strong>die</strong> Sprache des Descartes. Er spricht nicht nur <strong>die</strong> Sprache. Wir53

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