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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Naturgesetze kennenzulernen, son<strong>der</strong>n nur noch das dritte, das <strong>die</strong> Gerechtigkeit betrifft.Dem Naturgesetz, dass wir verpflichtet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en das Recht zu übertragen, das<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Anwendung den Frieden <strong>der</strong> Menschheit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, folgt das, dass Verträge zuerfüllen s<strong>in</strong>d (pacta sunt servanda - e<strong>in</strong>e Formel, <strong>die</strong> aus dem römischen Recht stammt -Vertragstreue). Ohne <strong>die</strong>ses Naturgesetz seien Verträge, nach Hobbes, nur leere Worte.Das Naturgesetz aber besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gerechtigkeit? Was aber ist Gerechtigkeit hier?Hobbes def<strong>in</strong>iert: Ungerechtigkeit ist <strong>die</strong> Nichterfüllung von Verträgen, Gerechtigkeit ihreErfüllung. Das ist für Hobbes vollkommen ausreichend. Damit aber kommt e<strong>in</strong> gewissesProblem auf. Den Unterschied von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit kann es nur imGeme<strong>in</strong>wesen geben, d.h. im Zustand des Vertrags. Dieser aber muss e<strong>in</strong>gehaltenwerden. Er wird aber nicht e<strong>in</strong>gehalten, wenn e<strong>in</strong> Vertragspartner aus <strong>der</strong> Furcht vor <strong>der</strong>Nichterfüllung wie<strong>der</strong> den Kriegszustand vorzieht. D.h. dann aber, dass es e<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gendeMacht geben muss, <strong>die</strong> den Menschen zur Erfüllung se<strong>in</strong>er Verträge anhält. Diesezw<strong>in</strong>gende Macht muss größer se<strong>in</strong> als <strong>der</strong> Vorteil, den <strong>die</strong> Menschen durch den Bruchihrer Verträge erwarten. Diese zw<strong>in</strong>gende Macht kann dann auch das Eigentum sicher,das <strong>die</strong> Menschen sich aneignen und sichern könne, wenn sie den Naturzustandverlassen.Diese zw<strong>in</strong>gende Macht ist nach Hobbes nun so zentral, dass er davon ausgeht, dass <strong>die</strong>Naturgesetze als solche nicht ausreichen würden, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>mal entstandenes Geme<strong>in</strong>wesen<strong>in</strong> Bestand zu halten. Halten wir zunächst e<strong>in</strong>mal fest: das Geme<strong>in</strong>wesen, das mit demVertrag entstanden ist, hat ke<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en S<strong>in</strong>n und Zweck als den, den Menschengleichsam vor sich selbst zu sichern. Erst <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser relativen Sicherheit kann er nämlich e<strong>in</strong>Leben führen, das nicht <strong>in</strong> ständigem Krieg besteht (obwohl freilich <strong>der</strong> Krieg als steteMöglichkeit h<strong>in</strong>ter dem Staat o<strong>der</strong> - man könnte auch sagen - unterhalb <strong>der</strong>gesellschaftlichen Oberfläche droht). Man hat das später als <strong>die</strong> Entstehung des„Liberalismus“ (Tönnies) <strong>in</strong>terpretiert. Warum? Weil Hobbes - so sagt man - den Staatdarauf reduziert, se<strong>in</strong>en Bürgern Sicherheit zu geben. Das ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zigeBedeutung, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Staat hat.Nun aber zu <strong>der</strong> „zw<strong>in</strong>genden Macht“, <strong>die</strong> den Menschen dazu anhält, den Vertrage<strong>in</strong>zuhalten. Hobbes sagt zunächst: „Und Verträge ohne das Schwert s<strong>in</strong>d nur Worte undhaben überhaupt ke<strong>in</strong>e Kraft, e<strong>in</strong>en Menschen zu sichern.“ Warum? ließe sich fragen. Hatdenn <strong>die</strong> Vernunft nicht ergeben, dass <strong>der</strong> Mensch sich an den Naturgesetzen orientieren,sich mit ihnen verpflichten kann? Für Hobbes s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Affekte des Menschen später als <strong>die</strong>Vernunft. „Parteilichkeit, Hochmut, Rachedurst und <strong>der</strong>gleichen“ ru<strong>in</strong>ieren <strong>die</strong> Vernunft.Zwar rechnet <strong>die</strong> Vernunft und sie rechnet für sich selbst, doch <strong>die</strong> Gemütsbewegungens<strong>in</strong>d stärker.49

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