Brennpunkt ° Im Gespräch mit Hannes Androsch„Nun will ich Taten sehen!“Wolfgang Freisleben sprach mitdem ehemaligen Vizekanzler,Finanz minister und heutigenIndustriellen Hannes Androschüber Versäumnisse der letztenRegierung:<strong>GELD</strong> ° <strong>Magazin</strong>: <strong>Was</strong> erwarten Sie vonder neuen Regierung?hannes androsch: Es scheint, alshätten sich die Politiker der Nestroy’schenFormel verschrieben: „<strong>Was</strong> hat denn dieNachwelt für mich getan? Nichts! Genaudas mach ich für sie.“ Das ist zwar einbequemer, aber <strong>zu</strong>kunftsverweigernderStandpunkt. Dass es uns 70 Jahre sehrgut gegangen ist, ist eine Verantwortung,dies auch unseren Kindern und Enkelkindern,<strong>zu</strong> ermöglichen. Das wird abervernachlässigt.<strong>Was</strong> sprechen Sie damit an?An erster Stelle die Bildung. Das Erfordernisbeginnt im vorschulischenAlter unter Berücksichtigung der gesellschaftlichenVerhältnisse, dass über 70 Prozentder Mütter berufstätig sind, und unter Berücksichtigungder neurowissenschaftlichenErkenntnisse und der Pädagogik. Es bedarf einerganztägigen vorschulischen Betreuung,um sicher<strong>zu</strong>stellen, dass man <strong>zu</strong>mindest dieLandes- und Muttersprache altersadäquat lernt.Das gilt ebenso für den Pflichtschulbereich mitGanztagsschulen. Auch die Gymnasien <strong>werden</strong>den Anforderungen nicht gerecht. Dennsonst hätten wir nicht einen Nachhilfemarktfür 160 Millionen Euro. Die Universitäten sindmangelhaft ausgestattet. Dort gibt es <strong>zu</strong> vielStudenten, die gar nicht studieren wollen. Beiden Fachhochschulen haben wir hingegen Zugangsbeschränkungenund Studiengebühren.Diese Studierenden haben einen sinnvollenAbschluss und keine Probleme, einen Job <strong>zu</strong>bekommen. Das ist bei den Universitäten nichtso. Wir haben doppelt so viele Unis als dieSchweiz, sind aber im Ranking weit hinten. Wirbrauchen daher ein besseres Leistungsangebot.Soziale Leistungen: „Unfug, Ineffizienz, Verschwendungsind gerade<strong>zu</strong> gesetzlich festgeschrieben worden“Die Schweizer Universitäten haben 50 Prozentmehr Geld als unsere und ein besseres Betreuungsverhältnisvon Professoren <strong>zu</strong> Studenten.Hinsichtlich Chancengleichheit haben wireine entsprechende Förderung. Damit reduziertsich das Thema Studiengebühren auf einSteuerungselement, mit dem man aber kein Finanzierungsdefizitausgleichen kann. Da wirdgenauso ein unsinniger Glaubenskrieg geführtwie bei der Frage: Ganztagsschule oder nicht.Hat Ihr Bildungsvolksbegehren Einfluss auf dieRegierung gehabt?Das Bildungsvolksbegehren hat mehr Stimmenbekommen als zwei der nunmehr im Parlamentvertretenen Parteien und fast so viele wiedie Grünen. Es war also ein beachtliches Ergebnis,wenngleich nicht annähernd so, wiewir uns das gewünscht hätten. Gelungen istjedenfalls, dass das Thema <strong>zu</strong>r politischen Erörterunggelangt ist. Es kommt also etwas inBewegung. Bildung wurde vor und nach derWahl an vorderster Stelle genannt. Aber,um Faust I <strong>zu</strong> zitieren: „Der Worte sindgenug gewechselt, nun will ich Taten sehen.“Es ist ja wirklich schon <strong>zu</strong> blöd. Nurin den drei westlichen Bundesländern istdas Anliegen bereits umgesetzt. Nicht <strong>zu</strong>letzt,weil vor der Haustüre in Südtirol seit50 Jahren das Beispiel und das bessere Ergebnis<strong>zu</strong> sehen ist.Wie kann man den Staat finanziell sanieren?Wir kommen mit dem Geld nicht aus,sonst hätten wir nicht so eine hoheSchuldenquote. Gegenüber Schweiz undSchweden haben wir einen gewaltigenÄnderungs- und Nachholbedarf. Die öffentlichenHaushalte wurden massiv fürSpekulationen missbraucht, wie sichgezeigt hat. Jetzt bedürfen sie einer nachhaltigenSanierung. Da sind auch sozialeLeistungen <strong>zu</strong> reduzieren, weil Unfug,Ineffizienz, Verschwendung ja gerade<strong>zu</strong>gesetzlich festgeschrieben wurden. DerMissbrauch mit der Hacklerregelung istebenso <strong>zu</strong> beseitigen wie die Förderung vonBio treibstoff und das irrwitzig hohe Pendlerpauschale.Ausgabenseitig brauchen wirKorrekturen im Sozialstaat – aber nicht, umihn <strong>zu</strong> beseitigen, sondern um ihn ab<strong>zu</strong>sichern.Da gibt es viele Widersprüche. Wir haben mit34 Prozent der Wirtschaftsleistung die höchstenTransferleistungen, aber angeblich auch1,4 Millionen Armutsgefährdete. Eines vonbeiden kann nicht stimmen. Oder die 34Prozent sind ein unerträgliches Maß von Verschwendung.Wir haben eine der höchstenFamilienförderungen, aber eine der niedrigstenGeburtenraten.Wo sollte eine Steuerreform ansetzen?Wir haben eine der höchsten Steuerbelastungsquoten,entkommen dem aber nicht, weil wirdas Geld falsch ausgeben. Wir haben eine unerträglicheSteuerprogression. Also brauchenwir eine Reduktion von beidem. Im Einkommensbereichzahlt die Hälfte gar nichts. DafürcreditS: beigestellt10 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
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