geldanlage ° Aktienfonds EuropaAuch Ivan Bouillot verfolgt einen längerfristigenAnlagestil. „Ich wähle nur solcheFirmen aus, die ich auch sehr langfristighalten würde. Also Unternehmen, die ihreStärken in der Zukunft weiter hebeln können.Wie schon Warren Buffet sagte: ‚Zeitist der Freund einer guten Firma, aber derFeind einer schlechten.“Im Gegensatz <strong>zu</strong> den aufwärts tendierendenFrühindikatoren, zeigen die Gewinnrevisionenin Europa noch nach unten.Für die Sektoren Telekom, Versorger undGrundstoffe sanken die Gewinnerwartungensogar deutlich, und in geringerem Maßegilt dies auch für Banken, Medien, Automobileund andere. Positiver sieht es aus fürHaushalt & Körperpflege, Urlaub und Reisensowie Technologie. Auch Versichererbilden eine Ausnahme. Da<strong>zu</strong> Winkelmann:„Es gibt relativ viele Anlagegelegenheiten inden Konsumsektoren, im IT-Bereich undbei den Industriegütern. Im Gesundheitssektorsetzen wir auf Spezialisten in wachsendenNischenmärkten, nicht auf Pharmariesen.Klar erkennbare Wettbewerbsvorteilesind ein Muss.“ Beunruhigt Winkelmann,dass der Value-Anlagestil „Growth“<strong>zu</strong>letzt deutlich outperformt hat? „Keineswegs.Vor der Finanzkrise gab es jahrelangeinen Value-getriebenen Markt, der abereine sehr gute Performance unserer Growth-Strategie nicht verhindern konnte.“Firmino Morgado, Manager des FidelityEuropean Aggressive Fund, agiert als Contrarianund setzt daher verstärkt auf Spanien.Entsprechend hat Morgado seine Positionenin Banken und Automobilherstellernerhöht und er erwartet, dass der Bewertungsabschlag<strong>zu</strong> US-Aktien in den kommendendrei Jahren aufgeholt wird. Dennauch in Europa gibt es zahlreiche global aufgestellteKonzerne, wie in den USA. In Spanienbefindet sich etwa der Buchwert derIndexwerte auf einem Rekordtief, währenddie Eigenkapitalrenditen noch hinterherhinken. Diese <strong>werden</strong> aber nur durch dennoch schwachen Zyklus gedrückt. Die bereitserfolgten Arbeitsmarktreformen ha-interview °Ivan Bouillot, Fondsmanager des BL Equities Europe<strong>GELD</strong> ° <strong>Magazin</strong>: Wie sehen Sie den fundamentalenHintergrund in Europa?ivan bouillot: Solange das Wachstum inEuropa, welches sich ja erst in einem leichtenRebound mancher Indikatoren manifestiert,vorwiegend der extrem lockeren Geldpolitikgeschuldet ist, erwarte ich keine nachhaltige,breit angelegte Konjunkturerholung. Dennochkönnten Europas Börsen sich weiter nach obenbewegen – auch ohne deutliche Steigerung derIndustrieproduktion oder der Investitionen.Die Gefahr dabei: Die Aktionen der EuropäischenZentralbank verleiten Investoren da<strong>zu</strong>,sich in Sicherheit <strong>zu</strong> wiegen, obwohl die Risikennicht wirklich gesunken sind. Auch bezüglichder laufenden Erholung besteht meiner Ansichtnach ein übergroßer Optimismus.Spielen Makrodaten eine Rolle für Ihren Anla-Versorger, Versicherungen und Automobilhersteller,die allesamt <strong>zu</strong>letzt stark gestiegen sind.Mein Motto lautet: Stelle klare Regeln auf, dieOutperformance über einen Investmentzyklus(mindestens fünf Jahre) ermöglichen – undhalte dich diszipliniert daran!Das heißt, Sie nehmen eine Underperformancebewusst in Kauf?Das ist das Risiko, wenn man der eigenenStrategie stets treu bleibt, auch wenn an denMärkten gerade andere kurzfristige Themengespielt <strong>werden</strong>. Aber: Obwohl wir keine Makrodatenbei unserer Titelauswahl verwenden,haben wir dennoch auch in den KrisenstaatenEuropas attraktive Qualitätsunternehmen identifiziert– wie Amadeus, Ebro Food und Inditexin Spanien, sowie Campari, Interpump undBrembo in Italien.Schweizer Weltmarktführer im Uhrenbereichprofitiert von sehr stabiler Nachfrage und einerbreiten Palette von Markenprodukten. Dergeglückte Versuch, etwa Longines in höherenPreissegmenten an<strong>zu</strong>siedeln, könnte mit anderenMarken erfolgreich wiederholt <strong>werden</strong>.Im Retailsektor setzen wir auf Dufry, den Airport-Einkaufszentrenbetreiber,der mit demPassagierwachstum in Asien zügig mitwächst.geprozess?Kaum. Ökonomisches Wissen ist aber dennocherforderlich, um <strong>zu</strong> verstehen, wie sichdie Portfoliounternehmen in unterschiedlichenSzenarien und Konjunkturphasen verhalten,und um <strong>zu</strong> verifizieren, dass eine Investmentideeauch funktionieren wird. Ich verfolge einensehr strikt auf Qualität ausgerichteten Anlagestil.So erlauben mir meine Qualitätskriterienkein Investment in Banken, Telekomkonzerne,Finden Sie nach den starken Kursanstiegennoch genügend Qualitätsunternehmen?In den von uns favorisierten Branchen findenwir ausreichend hochwertige Unternehmen, wieetwa Novartis im Bereich Gesundheit & Pharma.Die Schweizer haben ihre Patentabläufegut gemanagt, indem sie eine Vielzahl neuerMedikamente entwickelt haben. In der Spartezyklischer Konsum gefällt uns z.B. Swatch. DerWie sehen die Unternehmensgewinne aus?Die Gewinnrevisionen tendieren nach wie vorleicht nach unten. Allerdings sehen wir, dasssich die Erwartungen für die Gewinnmargen <strong>zu</strong>stabilisieren beginnen. Sektoren mit negativenRevisionen sind z.B. Grundstoffe/Rohstoffe,Halbleiter, Energie und Banken. Die positivenAusreißer dagegen sind Bereiche wie Transport,Medien, Retail und Versicherungen.creditS:46 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
Aktienfonds Europa ° geldanlageben die Lohnkosten deutlich reduziert –und dieser Trend geht weiter voran.“ So verlagertetwa Volkswagen Teile seiner Produktionnach Spanien und die Bankenreformist drastisch ausgefallen. In Kerneuropasieht der Fidelity-Aktienexperte einigestrukturelle Wachstumsstorys. So ist der italienischeÖlservicetitel Saipem nach zweiGewinnwarnungen sehr günstig geworden.Dabei haben die Italiener wertvolle Assetsin ihrem operativen Geschäft, vor allem dieTiefseeaktivitäten. Und beim TelekomkonzernKPN könnte die Übernahmefantasieden Kurs noch um einiges weiter antreiben.Low Volatility: Kurspotential mitreduziertem VerlustrisikoMichael Fraikin, Fondsmanager des InvescoPan European Structured EquityFund, verfolgt einen Low-Volatility-Ansatzfür Aktien: Er sucht Alphapotenzial mit reduziertemVerlustrisiko. „Unser Team analysiertdie Gewinnrevisionen, die RelativeStärke, das Managementverhalten und dieBewertung. Ziel dabei ist, Verlustrisiken <strong>zu</strong>reduzieren, ohne das Renditepotenzial <strong>zu</strong>beeinträchtigen,“ erklärt Fraikin. Der Ansatzfußt auf der Erkenntnis, dass Aktienmit höherer Volatilität keine höheren Erträgebieten. Entgegen der Grundannahme derPortfoliotheorie, dass Investoren für eingegangeneRisiken belohnt <strong>werden</strong>, entwickelnsich Aktien mit geringen Kursschwankungenlangfristig besser als volatilere Titel.In diesem Punkt ist Markowitz also offenbarüberholt. „Am wichtigsten ist für denAktienmarkt aber aus diesem Bereich nebendem Trend die Frage der Risikoaversion.Sind die Investoren risikoscheu, geht esim Mittel weiter nach unten. Das ist im Momentnicht der Fall – und der Trend ist auchpositiv!“, so Fraikin.Niall Gallagher, Manager des GAM StarContinental European Equity und des GAMStar European Equity, erklärt: „Auf unserenReisen durch Europa konnten wir vielestrukturelle Verbesserungen sehen. Allerdingswird die Konjunkturerholung nursehr moderat ausfallen. 2014 rechnen wirmit einer leichten Beschleunigung.“ Aber esgibt auch viel Positives. „Manche Unternehmenhaben ihre Kostenbasis halbiert. Geradein Griechenland sollten die Reformennicht klein geredet <strong>werden</strong>. Der Beamtenapparatwurde bereits reduziert, ebenso dieGehälter, weitere Maßnahmen müssen abernoch getroffen <strong>werden</strong>. Bei den Pensionsundsozialen Reformen ist das Land schonrecht weit vorangekommen.“ „Ein Zukaufwar <strong>zu</strong>letzt der Schweizer ZeitarbeitsanbieterAdecco, und zwar wegen der Exposureim spanischen Arbeitsmarkt, der bereits einenleichten Aufschwung verzeichnet.“www.viennatime.at | www.diamondvienna.at&Österreich größte Uhren- undSchmuckausstellung15. bis 17. November 2013MAK – Österreichisches Museum für angewandteKunst / GegenwartskunstEintritt frei!Im Rahmenprogramm der Viennatime:Offizielle Österreich-Premiere des neuen Ferrari 458 SpecialeMedienpartner:Oktober 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 47