Grünes Licht für Europa-AktienfondsZuletzt ist die Wirtschaftsleistung der EU28-Länder wieder aus der Rezession aufgetaucht, und auch diemeisten Frühindikatoren entwickeln sich positiv. Mut aber machen auch einige der Peripherländer. Wir habenEuropas beste Fondsmanager <strong>zu</strong> ihrer Einschät<strong>zu</strong>ng befragt.Wolfgang Regner° die zehn besten Europa-AktienfondsDer alte Börsenfux Jens Ehrhardt, renommierterGeldmanager ausDeutschland, gibt sich vorsichtig optimistisch.Allerdings: „Ein Indikator, von demich sehr viel halte, die Geldmenge, will nichtsteigen — trotz aller Bemühungen der EuropäischenZentralbank (EZB). Es bleibtder heftige Gegenwind durch die Banken,die wegen neuer Regulierung in den kommendenJahren drei Billionen Euro an Kreditenaus den Büchern bekommen müssen.“Auch die Euphorie um die Konjunkturzahlenkann Ehrhardt nicht ganz nachvollziehen.Und doch: Mit den Fundamentaldatender Eurozone geht es allmählich nach oben.Die Industrieproduktion steigt wieder undauch die so schwachen Investitionen scheinenden Turnaround <strong>zu</strong> schaffen. Nach 18Monaten Rezession konnte Euroland imzweiten Quartal 2013 erstmals ein schmalesWachstum ausweisen. Der deutsche Ifo-Konjunkturklimaindex ist im September<strong>zu</strong>m fünften Mal in Folge gestiegen undzeigt, dass Deutschland <strong>zu</strong>r Wachstumslokomotiveder Eurozone avanciert. In Spanienund Frankreich signalisieren die Einkaufsmanagerindizeserste Aufhellungen.Selbst Griechenland macht wieder Hoffnung:Die Kerngröße der Konkurrenzfähigkeit,die Waren- und Dienstleistungsbilanz,unterstreicht, dass das Land die Hausaufgabengemacht hat. Obwohl seit 2009 dieWirtschaftsleistung durch Reformpolitik(u.a. Lohnstückkosten -12 %) und aggressiveSpekulation gegen Griechenland ummehr als 25 Prozent eingebrochen ist, konntendie Exporte laut Eurostat um mehr als20 Prozent ausgeweitet <strong>werden</strong>. Dank desstarken Tourismus arbeitet sich die Leistungsbilanzauf die Nullzone hin.Für eine Euphorie über die Wachstumsperspektivender Eurozone dürfte es aber <strong>zu</strong>früh sein. So fällt der Blick auf die Kreditentwicklungim Juli ernüchternd aus: Miteinem Rückgang von 1,9 Prozent gegenüber2012 schrumpfte die Geldvergabe an denPrivatsektor so stark wie nie in diesem Jahr.Auch bei den strukturellen Problemen kommenviele Länder nur zögerlich voran. Dieschwache Regierung Italiens kann ihre bereitsbeschlossenen Maßnahmen kaum umsetzen.In Frankreich reicht es nur <strong>zu</strong> einerISIN FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. terIE0004766675 Comgest Growth Europe 1.355 Mio. € 15,0 % 15,5 % 13,5 % 1,58 %AT0000857750 Spaengler Quality Growth Europe 217 Mio. € 15,5 % 16,1 % 14,1 % 1,68 %LU0122612848 Franklin European Growth 1.484 Mio. € 27,0 % 15,2 % 16,3 % 1,81 %LU0119750205 Invesco Pan European Struct. Equity 1.674 Mio. € 12,6 % 12,6 % 11,6 % 1,60 %LU0011889846 Henderson HF Euroland 78 Mio. € 30,9 % 14,4 % 9,5 % 1,93 %LU0256839274 Allianz Europe Equity Growth 4.518 Mio. € 11,4 % 12,6 % 17,3 % 1,84 %LU0093570330 BL Equities Europe 668 Mio. € 11,6 % 12,2 % 12,9 % 1,21 %IE0032374633 Cazenove Pan Europe 122 Mio. € 27,7 % 12,7 % 9,4 % 1,84 %LU0061476155 Threadneedle (Lux)-Pan European Equ. 109 Mio. € 16,3 % 10,5 % 11,7 % 1,85 %IE0033640933 GAM Star Continental European Equity 494 Mio. € 18,8 % 13,0 % 11,8 % 1,57 %Quelle: Lipper IM Direct, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Oktober 2013halbherzigen Rentenreform. Sehr positiv <strong>zu</strong>werten ist jedoch die Entwicklung der Lohnkosten.In der gesamten EU sind die nominalenBruttoarbeitskosten kaum noch gestiegen,in den Peripherländern sogar <strong>zu</strong>mTeil sehr deutlich gefallen, in Griechenlandetwa um zehn Prozent. Schon seit dem Jahr2010 hat sich die Wettbewerbsfähigkeit derKrisenländer <strong>zu</strong> verbessern begonnen. DasResultat: im ersten Halbjahr sind die Extra-Ausfuhren der EU28-Länder um fünf Prozentgestiegen, die Einfuhren aber um sechsProzent gesunken. Die Handelsbilanz hatdaher kräftig ins Plus gedreht und zeigte einenÜberschuss von über 40 MilliardenEuro. Im August allerdings sind die Extra-Ausfuhren Deutschlands im Vorjahresvergleichum 7,7 Prozent gesunken. Man sieht:Sogar der Exportweltmeister hat noch Probleme.Vorsichtiger Optimismus derFondsmanagerSo analysiert Ivan Bouillot, Fondsmanagerdes BL Equities Europe: „Wie wir amneuen Jahresbudget in Frankreich sehen,das große Ausgabenkür<strong>zu</strong>ngen und Steuererhöhungenvorsieht, wird die Defizitfrageund die Frage nach dem optimalen Verschuldungsgradeine der wichtigsten Streitthemenin Europa bleiben. Die Lage Spaniens,Portugals oder Italiens wird sich kurzfristigkaum verbessern. Denn es ist weitausschwieriger, ein Land wieder <strong>zu</strong>rück auf denWachstumspfad <strong>zu</strong> bringen, als nur die Fundamentaldatenauf extrem gedrückten Niveaus<strong>zu</strong> stabilisieren.“Steve Cordell ist da optimistischer. DerManager des Cazenove Pan Europe hat <strong>zu</strong>creditS:44 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
Aktienfonds Europa ° geldanlageletzt seine Gewichtungen europäischer Bankenerhöht und auch in den Peripheriestaateninvestiert. „Die seit 2010 schwelendeEurokrise hat nicht nur die Rückkehr derUnternehmensgewinne in Europa auf dasNiveau von vor der Finanzkrise verhindert,sondern auch da<strong>zu</strong> geführt, dass sie aktuelletwa zehn Prozent unter ihrem langfristigenWachstumstrend liegen. Die Gewinne derUS-Unternehmen befinden sich hingegenetwa 25 Prozent darüber. So gerechnet istfür die nächsten drei Jahre ein hohes einstelligesGewinnwachstum möglich und darausergibt sich Potenzial für weitere Kurssteigerungen.Zudem bieten 60 Prozent derWerte im MSCI Europe mehr als vier ProzentDividendenrendite.“ROhstoff- und Industrieunternehmenbevor<strong>zu</strong>gtBis Jahresende sollten zyklische Sektorenwie Rohstoffe und Industriewerte ambesten performen. Um die richtige Auswahl<strong>zu</strong> treffen zieht Cordell nun auch Daten vonden Bondmärkten heran, was er vor der Finanzkrisenicht getan hat. „Die Kreditmärktesagen einiges über die Qualität derSchuldner, z.B. der Banken aus.“ Die SchweizerUBS gefällt ihm daher. Dagegen hat Cordellbei vielen Pharmawerten Kasse gemacht.So bei Sanofi, Roche und Novartis.Auch defensive Sektoren wie Telekom undNahrungsmittel sind bei ihm untergewichtet.Dafür kann er sich wieder für große Ölwerteerwärmen, vor allem die französischeTotal. „Die Investitionsausgaben sinkenund der Cash Flow steigt,“ so sein Kommentar.In den Euro-Krisenstaaten hat er in diespanische Bank Bankinter investiert und istnun in Spanien übergewichtet. „Der spanischeArbeitsmarkt ist flexibler geworden,die Arbeitslosenrate beginnt <strong>zu</strong> fallen.“ Generellist Cordell für Europaaktien optimistisch,da sie von den Kapitalverschiebungenaus den Emerging Markets in die etabliertenMärkte profitieren sollten. Dan Ison, Fondsmanagerdes Threadneedle Pan EuropeanEquities, hat ebenfalls einen Schwenk RichtungBinnenwirtschaft vollzogen. „So warenwir seit vielen Jahren nicht mehr positioniert.“Zu den inländischen Zyklikernzählt Ison den Airlinesektor, Versicherungenund Asset Managementfirmen.nachhaltige Abkehr von denEmerging Markets?In Be<strong>zu</strong>g auf den Ausschluss der EmergingMarkets ist Thorsten Winkelmann,Manager des Allianz Europe Equity Growth,völlig anderer Meinung. „Der Kernbegrifffür unseren Investmentstil ist strukturellesWachstum. Dies bezieht sich auf Gewinneund Cash-Flows eines Unternehmens, getragenvon einem starken Geschäftsmodellund einem langfristigen Trend in Industrieoder Gesellschaft. Die Qualitätsunternehmen,in die wir investieren, sind oft aufeinem Gebiet – z.B. der Technologie – besondersüberlegen, mit Kostenvorteilen undPreisset<strong>zu</strong>ngsmacht ausgestattet. DasWachstum soll im Aktienkurs noch nichtoder noch nicht ganz reflektiert sein. DieEinkommensentwicklung in China erlaubtes <strong>zu</strong>m Beispiel attraktiven Anbietern vonMode mit starken Marken, weiter <strong>zu</strong> wachsen.Trotz aktueller Probleme wird Asien2030 die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistungerbringen. Wir steuern nicht generell„Es ist falsch <strong>zu</strong>glauben, dassAktien mit höheremRisikohöhere Renditenliefern “Michael Fraikin,Invesco„Angesichtsder kaum steigendenGeldmengenbinich nicht sehroptimistisch“Jens Ehrhardt,DJE Capital AG„Wir suchennach strukturellemWachstum,auch inden EmergingMarkets“Thorsten Winkelmann,Allianz GIdas Exposure in eine Region, sondern entscheidenim Einzelfall, ob eine Aktie weiteroder neu in Frage für uns kommt, je nachdem,ob ein Unternehmen von einer regionalenEntwicklung profitiert oder darunterleidet.“ Hugo Boss hat derzeit sehr guteAussichten in den USA. Der britische VersichererPrudential profitiert vom kräftigemMargen- und Umsatzwachstum seines asiatischenLebens- und Krankenversicherungsgeschäfts,das sich seit 2009 verdoppelthat. Gleiches gilt auch für die EU-Peripherstaaten.„Wir halten etwa seit einigenJahren die spanische Inditex, die in Deutschlandbesonders durch die Modemarke Zarabekannt ist.“Oktober 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 45