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Künftige Pensionen werden zu Mindestrenten Was ... - GELD-Magazin

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Rentensicherung ° versicherungnedies kleinen Rente umso mehr. ErnstSchneckenleitner, Lebensversicherungsexpertebei der Allianz, drückt es wie folgt aus:„Am größten ist die Pensionslücke bei jenenMenschen, die über der Höchstbemessungsgrundlageverdienen. Aufgrund dersteigenden Fixkosten ist dies jedoch auchund gerade ein Problem von Menschen mitgeringerem Einkommen.“ Sprich: Jeder, ob„Krösus“ oder „armer Schlucker“, wird vondem aufklaffenden Pensionsloch bedroht.Wie groSS ist die Lücke?Im Gespräch mit heimischen Versicherungsgesellschaftenhat das <strong>GELD</strong>-<strong>Magazin</strong>jedenfalls versucht, die Pensionslücke anhandvon Beispielen einigermaßen <strong>zu</strong> quantifizierenund somit etwas „plastischer“ dar<strong>zu</strong>stellen:Unter vereinfachten Annahmenergeben sich etwa folgende Werte, die RenateSchönwetter, Leiterin ProduktmanagementLeben bei der Generali Versicherung,vorrechnet. Sie weist allerdings darauf hin,dass diese Ergebnisse keine individuellenRahmenbedingungen berücksichtigen: Einheute 35-jähriger Angestellter hat 1996 <strong>zu</strong>arbeiten begonnen und verdient aktuell2000 Euro netto; bei Rentenantritt würdebei heutigem Geldwert die reguläre Alterspension1856 Euro und die Pensionslücke513 Euro ausmachen. Zweites Beispiel: Ein50-jähriger Angestellter ist 1981 ins Berufslebeneingestiegen und verdient aktuell2800 Euro netto; die reguläre Alterspensionwürde – wiederum nach heutigem Geldwert– 2800 und die Pensionslücke 813 Euroausmachen. Auch Schneckenleitner hat fürdas <strong>GELD</strong>-<strong>Magazin</strong> den Rechenstift gezückt:„So ergibt sich <strong>zu</strong>m Beispiel bei Annahmeeines durchschnittlichen Arbeiter-Gehaltsverlaufes ab Alter 20 bis <strong>zu</strong>m Pensionsantrittmit 65 eine Brutto-Ersatzratevon 79 Prozent und eine Netto-Ersatzratevon 94 Prozent.“ (Die Ersatzrate zeigt diePension in Prozent des letzten Einkommensan.) Mit einem durchschnittlichen Angestellten-Gehaltsverlauf(durchgehend unterder Höchstbeitragsgrundlage) ab dem Altervon 20 errechnet sich bei Pensionsantrittmit 65 eine Brutto-Ersatzrate von 58 Prozentund eine Netto-Ersatzrate von 74 Prozent.Zieht man als Beispiel einen gut verdienenden(Akademiker-)Lebenslauf heran(Arbeitsbeginn mit 25, Verdienst über derHöchstbeitragsgrundlage ab dem Alter von42), so ergibt sich eine Brutto-Ersatzratevon 44 Prozent, eine Netto-Ersatzrate von53 Prozent. Die Netto-Ersatzrate liegt in Österreichderzeit durchschnittlich übrigensbei rund 69 Prozent. Das ist im internationalenVergleich hoch, aber natürlich offenbartsich auch hier bereits eine deutlichePensionslücke.Sinnvoll GegensteuernDie Problemlage ist also hinlänglich bekannt,wie sieht es aber mit praktikablenLösungsmöglichkeiten aus? ProfessorChris tian Keuschnigg, Direktor des Institutsfür Höhere Studien (IHS), plädiert füreine schrittweise Anhebung des Pensionsaltersals „natürlichste“ und auch „gerechteste“Lösung: „Entscheidend für die Entwicklungder Pensionslücke ist, dass die Lebenserwartungangestiegen ist und Demografen<strong>zu</strong>folge bis 2050 noch weiter ansteigenwird. Andere Faktoren wie Geburtenrückgangoder Immigration sind auch wichtig,aber als vorübergehende Faktoren <strong>zu</strong>verstehen.“ Dabei können ,Baby-Boom‘oder ,Baby-Bust‘ zwar jahrzehntelangeTrends sein, sie bleiben aber doch temporär.Die steigende Lebenserwartung ist hingegendie zentrale Ursache, die das staatlicheUmlageverfahren langfristig vor Problemestellt. Eine Anhebung der Sozialabgabenbzw. Steuern, um das Umlageverfahren <strong>zu</strong>stützen, hält der Wirtschaftsexperte für problematisch,weil die Lohnnebenkosten inÖsterreich bereits sehr hoch ausfallen. Undgeringere Ersatzquoten, also niedrigere<strong>Pensionen</strong>, würden möglicherweise vieleRentner in die Altersarmut drängen. Sobleibe als beste Lösung laut Keuschniggeben die Erhöhung des Pensionsantrittsaltersübrig. Hier kommen wir <strong>zu</strong> einer Problematik,die immer im selben Atem<strong>zu</strong>g mitder Anhebung des Pensionseintrittsalters(bzw. der Annäherung des praktischen andas gesetzliche Rentenalter) genannt wird:In der Praxis finden ältere Arbeitnehmernämlich nur schwer einen adäquaten Joblänger arbeiten °Christian keuschnigg, IHSIch sehe im Wesentlichen drei möglicheMaßnahmen, um der drohenden Pensionslückeentgegen<strong>zu</strong>wirken. Erstens: Wir müssenlänger arbeiten. Zweitens: Es müssen höhereBeiträge für die Pensionssicherung eingehobenbzw. durch höhere Steuereinnahmenfinanziert <strong>werden</strong>. Drittens: Die Festset<strong>zu</strong>ngvon geringeren Ersatzquoten, sprich die<strong>Pensionen</strong> fallen niedriger aus. Die Variantenzwei und drei führen einige Probleme mitsich. So ist der Faktor Arbeit bereits heutesehr stark belastet. Eine Erhöhung derLohnsteuer bzw. der Lohnnebenkostenkönnen wir uns schon alleine angesichts desinternationalen Wettbewerbs schlichtwegnicht leisten. Bei niedrigeren <strong>Pensionen</strong> drohtwiederum die Gefahr der Altersarmut, vor derdas staatliche Rentensystem ja eigentlichschützen sollte. So bleibt also die Erhöhungdes Pensionseintrittsalters als für michnatürlichste und gerechteste Lösung übrig.Eine Anhebung des effektiven Pensionseintrittsaltersin kleinen Schritten von derzeit 60auf etwa 67 Jahre bis 2050 würde auch <strong>zu</strong>keinem Schock am Arbeitsmarkt führen.Oktober 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 83

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