ennpunkt ° Meldungen aus der HochfinanzSwap-Verluste durch Libor-ManipulationSalzburg, Linz und wohl auch Wiensollten höchstes Interesse daran haben,heraus<strong>zu</strong>finden, wie ihre beträchtlichenZinsswap-Verluste mit den LIBOR-Manipulationengroßer Banken <strong>zu</strong>sammenhängen.Auf große Banken der WallStreet und der City of London kommtjedenfalls im Zusammenhang mit demLIBOR-Skandal eine ganze Welle vonGerichtsverfahren und Schadenersatzforderungen<strong>zu</strong>, die in die Hundertevon Milliarden gehen könnten.Viele Städte, Bundesstaaten und Gemeindender USA haben nämlich beimUS-Bundesgericht in Manhattan Klagegegen die Banken eingereicht, die dieLIBOR-Interbankensätze festlegen oderbereiten sich darauf vor. Die ersten warendie Stadt Baltimore und ein Pensionsfondsaus Connecticut, der Fonds derFeuerwehrleute und Polizisten der StadtNew Britain. Sie klagen, weil ihnen durchdie Manipulation des LIBOR-Satzes Zusatzkostenin Millionenhöhe entstandenseien.Unter den Banken, die im Kreuzfeuer stehen,sind laut New York Times die Bankof America, JPMorgan Chase, DeutscheBank und Barclays. Die Zeitung beschriebin einem Artikel, wie für die Städte undandere Körperschaften Verluste aus Transaktionenentstanden, die mit Zinsswaps<strong>zu</strong>sammenhingen. Außerdem wurdenPensionsfonds durch eine künstliche Niederhaltungder Zinsraten geschädigt.Diese Entwicklung ist in den USA politischhochexplosiv, da in den KommunenBarclays Bank: Verluste für Städte und Gemeindenwillkürlich provoziert?und auf Ebene der Bundesstaaten im Zugeder Wirtschafts- und Finanzkrise die Budgetsmassiv <strong>zu</strong>sammengestrichen undnicht wenige sogar in den Bankrott getriebenwurden. (wf)JPMorgan hofft auf einen 11-Milliarden-VergleichDie größte US-Bank, JPMorgan Chase,verhandelt derzeit mit US-Behördenüber einen 11 Milliarden Dollarschweren Vergleich, um die Problememit fragwürdigen Hypothekengeschäftenim Vorfeld der Finanzkrise endlichab<strong>zu</strong>schütteln.JPMorgan Chase soll Investoren beim Verkaufvon Hypothekenpapieren über denTisch gezogen <strong>zu</strong> haben. Mehrere Bundesbehördenund Generalstaatsanwälteermitteln oder haben bereits Klage eingereicht.Die Bank selbst hatte jüngst ihreRücklagen für Rechtsstreitigkeiten aufgestockt.Unklar ist, ob JPMorgan Chasealle Hypotheken-Fälle mit einem einzelnenVergleich aus der Welt schaffen kann.Dabei geht es um die verbrieften Hypothekarkredite„Mort gage Backed Securities“(MBS). Investoren wurden vielfach beiden Hypotheken-Papieren im Unklarendarüber gelassen, dass in diesen massenhaftwackelige Kredite steckten.Es geht um viel Geld: Investoren fordern jetztSchadenersatz für faule HypothekenpapiereIn einem weiteren Verfahren wegen überhöhterKreditkarten-Rechnungen zahlteJPMorgan eine Strafe von 80 MillionenDollar, wegen der mutmaßlichen Manipulationdes US-Strommarkts waren es 410Millionen Dollar. Zuvor stand JPMorganschon wegen Betrügereien beim ReferenzzinssatzLibor unter Anklage. Auch dasDebakel um einen 6,2 Milliarden Dollarhohen Spekulationsverlust durch Derivatehändlerin einer Londoner Abteilungder Großbank hatte ein teures juristischesNachspiel. Mehrere Aufsichtsbehördenin den USA und Großbritannien habenStrafen über insgesamt rund 920 MillionenDollar gegen das Institut verhängt,wie die US-Notenbank Fed mitgeteilt hat.Die Aufseher hielten JPMorgan Chase vor,Risikokontrollen vernachlässigt <strong>zu</strong> haben.Einer der verantwortlichen Händler hattewegen der marktbewegenden Größe derDerivate-Spekulationen den Spitznamen„Wal von London“ verpasst bekommen.Dass das Ausmaß des Desas ters derNew Yorker Zentrale lange verborgengeblieben war, kreidete die britische AufsichtsbehördeFCA der Bank besondersstark an, <strong>zu</strong>mal das Spekulations-Desas ter„Schockwellen“ durch die Finanzmärktegeschickt habe. Auf Druck der US-BörsenaufsichtSEC räumte JPMorgan Chaseschließlich freiwillig ein Fehlverhaltenein. Die für den Derivatemarkt <strong>zu</strong>ständigeamerikanische Aufsichtsbehörde CFTCsowie Staatsanwaltschaften ermitteln aberdennoch weiter. (wf)creditS: Shutterstock, NCUA26 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
Meldungen aus der Hochfinanz ° brennpunktAuch Morgan Stanley hat keine saubere WesteHypothekendeals waren Auslöser fürdie Finanzkrise. Die US-AufsichtsbehördeNational Credit Union Administration(NCUA) hat neuerlich eineAnklage gegen Morgan Stanley undacht weitere Banken wegen umstrittenerHypotheken-Geschäfte erhoben.Neben JPMorgan sind <strong>zu</strong>letzt auch MorganStanley und die Bank of America ins Visierder Behörden geraten. Auch bei ihnen geht esum Betrug beim Verkauf von Hypothekenpapieren.Die Regulierungsbehörde NCUAreichte wegen des Verkaufs von Wertpapierenim Volumen von rund 2,4 MilliardenDollar an zwei in der Finanzkrise <strong>zu</strong>sammengebrocheneGenossenschaftsbankenAnklage gegen Morgan Stanley sowie achtweitere Institute ein. Im Sommer hatte dieUS-Regierung bereits die Bank of Americawegen Betrugs verklagt. Ihr wird vorgeworfen,problembehaftete Hypotheken teilweisein hochkomplexe Wertpapiere gebündeltund dann verkauft <strong>zu</strong> haben. Während dieBank of America daran lange gut verdiente,blieben die Käufer nach dem Zusammenbruchdes US-Immobilienmarktes 2007auf Verlusten sitzen. Die Bank of Americahat in diesem Zusammenhang bereits zahlreichekostspielige Vergleiche geschlossen.Citigroup hat wiederum den amerikanischenHausfinanzierer Freddie Mac durchÜberweisung von 395 Millionen Dollar fürproblematische Hypotheken entschädigt.Freddie Mac kauft Banken deren Hypothekenab, wodurch die Institute neue Kreditevergeben können. Während der Finanz- undWirtschaftskrise zahlten jedoch ungewöhn-lich viele Hauseigentümer ihre Raten nichtmehr, woraufhin sich Freddie Mac und dieSchwesterfirma Fannie Mae beklagten, dassdie Geschäftsbanken ihnen von Anfangan faule Kredite angedreht hätten. Erst imJuli hatte die Citigroup 968 Millionen Dollaran Fannie Mae überwiesen. Damit kamdas New Yorker Geldhaus günstiger weg alsdie Bank of America. Sie hatte im Jänner3,6 Milliarden Dollar an Fannie Mae gezahltund für weitere 6,75 Milliarden DollarEigenheimkredite <strong>zu</strong>rückgenommen. (wf)Oktober 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 27