geldanlage ° China-Investmentsder asiatische Kapitalmarkt im Allgemeinenund der chinesische im Speziellen inden vergangenen Monaten schwere Einbußenhinnehmen – warum ist das so undwird sich dieser Trend weiter fortsetzen?Tinti: „Mehrere Gründe führten <strong>zu</strong> größerenKapitalabflüssen aus den asiatischenMärkten. Einerseits senkte die Weltbankihre globale Wachstumsprognose für 2013mit dem Zusatz, dass der Motor derEmerging Markets etwas an Kraft verliert.Die Investoren reagierten daraufhin risikoavers,realisierten Gewinne und zogen Volumenaus Asien ab. Andererseits veranlassteder Kommentar der Fed bezüglich,Tapering‘, das Geld der Investoren in RichtungUSA bzw. US-Staatsanleihen <strong>zu</strong> verlagern.“(Kurz <strong>zu</strong>r Erklärung: Die USA habenihre Volkswirtschaft durch den Ankauf voneigenen Staatsanleihen massiv gestützt, imSchnitt wurden monatlich GovernmentBonds in Höhe von 85 Milliarden Dollar erworben.Unter Tapering versteht man dasBestreben, diese Ankäufe <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>fahren.)Außerdem kamen Schwellenländer mit negativerLeistungsbilanz (Indonesien, Indien,Südafrika, Türkei etc.) und hohenSchulden in US-Dollar massiv unter Druck.Alle Anlagenklassen in diesen Ländern warendavon betroffen – vor allem massiveWährungsabwertungen, wie <strong>zu</strong>m Beispielder indischen Rupie, waren die Folge. „SeitAnfang September sind aber wieder Zuflüssein Asien <strong>zu</strong> beobachten. Bessere Konjunkturdatenaus China und neuerlicheKommentare der Fed, die ,Tapering‘ entschärften,bestärkten die Investoren, wiederim asiatischen Raum nach den Kurskorrekturen<strong>zu</strong> investieren“, so Tinti. Vor allem fürdie nordasiatischen Länder wie Korea undChina ist laut der Expertin das Anleger-Interessegewachsen, aufgrund der stabilenWährungen, der günstigen Bewertungenund der langsam ersichtlichen Erholung inEuropa und den USA <strong>zu</strong> profitieren. FondsmanagerLai von GAM Star sieht das ähnlich:„China wird von den Verwerfungen inden Schwellenländern auch <strong>zu</strong>künftig wenigbetroffen sein. Für einen Einbruch derchinesischen Wirtschaft gibt es derzeitüberhaupt keine Anzeichen. Ich gehe davonaus, dass das Wachstum des BIP heuer mitsieben bis acht Prozent nur leicht unter demdes Vorjahres liegen und 2014 über siebenProzent bleiben wird.“Solide WirtschaftAußerdem verweist Lai darauf, dass diechinesische Regierung für dieses Jahr eineniedrigere Grenze für das BIP-Wachstumeingefordert hatte sowie auf positiven Wirtschaftsdatenwie den Einkaufsmanager-Indexfür das verarbeitende Gewerbe, die Industrieproduktionund den Stromverbrauch.„Die Realität ist doch, dass die chinesischeWirtschaft entgegen den Diskussionenum ein hard landing immer nochwächst – und zwar stärker als erwartet undmit einem im Verhältnis<strong>zu</strong>r Weltwirtschaftdoch sehr respektablenTempo. Die US-Wirtschaftbeispielsweise wird Prognosen<strong>zu</strong>folge in diesem Jahr nurum 1,9 Prozent wachsen, die Wirtschaftsleistungder Eurozone sogar leichtschrumpfen“, so Lai. Wenn die ExpertenRecht behalten und China an den Börsentatsächlich nur ein Zwischentief durchschrittenhat und sich die neue Wirtschaftspolitikals nachhaltig erweisen wird, stelltsich natürlich die Frage: Worauf sollten sichChina-Investments von Privatanlegernkonzentrieren? „Unsere Anlagestrategiesetzt auf Wachstums-Sektoren wie Konsum,Gesundheit, Umweltschutz-Technologienund Immobilien, da wir in diesen Bereichenaufgrund ihrer Demografie und durchwachsenden Wohlstand gro ßen Nachholbedarfund Wachstumspotenzial in den asiatischenLändern sehen“, erläutert Trini diePhilosophie des ESPA Stock GlobalEmerging Markets. „Wir glauben an unterbewerteteWachstums-Titel und ermittelnanhand eines Screenings aus fundamentalenKriterien mit gleichzeitiger Berücksichtigungvon Technik-Indikatoren undGewinn-Momentum unsere Titelselektion.In der qualitativen Fundamentalanalyse<strong>werden</strong> Bilanzqualität, Rentabilität etc. ausgewertet“,so Trini. Herr Lai schätzt wiederumdie Sektoren Inforamtionstechnologie,Asiens Wirtschaft war schon stärker...6420-2-4-6US BIP (linke Skala) Europa BIP (linke Skala) Asia ExJapan BIP (rechte Skala)12.1.20115.1.200210.1.20023.1.20038.1.20031.1.20046.1.200411.1.20044.1.20059.1.20052.1.20067.1.200612.1.20065.1.200710.1.20073.1.20088.1.20081.1.20096.1.200911.1.20094.2.20109.1.20102.1.20117.1.20115.1.201210.1.20123.1.2013...dennoch wachsen China und Asien stärker als die Industriestaaten121086420Quelle: UBS estimatesWer sind die Schuldenkaiser?JapanUKSpainFranceKoreaItalyGermanyUSAustraliaCanadaChina66 95 115230 50694 111 20294 50182 134 83 80 37850 113 8380 36084 113 95 36 32746 82 85 114 32658 61 90 90 29981 77 40 90 288105 63 92 26 287PrivathaushalteUnternehmen (non financials)Institutionelle InvestorenStaat/Gemeinden91 52 58 69 27031 151 20 16 217 as % GDP0 100 200 300 400 500 600China weist eine vergleichsweise sehr geringe Verschuldung aufQuelle: UBS estimatescreditS: Shutterstock42 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
China-Investments ° geldanlageErneuerbare Energien/Umwelttechnik,Immobilien undnicht-zyklische Konsumgüter(da<strong>zu</strong> zählt die HotelundCasino-Industrie im chinesischenGlücksspiel-Paradies Macau).„Wie favorisieren Branchen, die <strong>zu</strong>rmakroökonomischen Entwicklung einemöglichst geringe Korrelation aufweisen.Die <strong>zu</strong>vor aufgezählten Sektoren machenannähernd die Hälfte des Portfolio-Exposuresaus“, erklärt der Fondsmanager. Abschließendbleibt <strong>zu</strong> sagen, dass der MSCIChina historisch gesehen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zehn (2009:16,9) günstig bewertet ist. Auch im internationalenVergleich erscheint China nichtteuer: Der MSCI World notiert aktuell miteinem KGV von 17,7 (2009: 21,2), wobei <strong>zu</strong>beachten ist, dass Aktien aus EmergingMarkets prinzipiell ein höheres KGV aufweisenals Titel aus Industrieländern.FazitIn den vergangenen Dekaden wurdeChina in den Himmel gelobt, hier warennatürlich einige Übertreibungen im Spiel:Auch in China wird der Reis immer nochmit <strong>Was</strong>ser gekocht, sprich auch dort geltendie Grundgesetze der Ökonomie.Der Kurs des sanfteren, nachhaltigerenWachstums, die Konzentration auf den Binnenkonsumund der Ausbau des Sozialsystemsstellen somit eine logische sowiewünschenswerte Reaktion dar. Natürlichbirgt dieser Weg auch Gefahren: So könnteeine <strong>zu</strong> starke Abkühlung der Wirtschaft <strong>zu</strong>steigender Arbeitslosigkeit und sozialenUnruhen führen. Es besteht aber jetzt keinGrund für Panikmache und für eine Pauschalverurteilungvon China-Investments.° Im Visier: Schattenbanken als Gefahr für Chinas wirtschaft„die im dunkeln sieht man nicht“, dichtete schon BertholdBrecht in der „Dreigroschen-Oper“. Um mehr als ein paar Groschen oderCent geht es bei sogenannten Schattenbanken, einem sehr undurchsichtigenPhänomen, das sich in Asien, vor allem in China, breit gemachthat. Immer häufiger drängt die Diskussion um Schattenbanken auchin die europäische Medienlandschaft ein – jedoch nur die wenigstenwissen, wobei es sich hier überhaupt handelt. Das <strong>GELD</strong>-<strong>Magazin</strong> versuchteim Gespräch mit Frankie Tai, Asien-Fondsmanager bei Invescound ein ausgezeichneter Kenner der chinesischen Finanzlandschaft,dem Phänomen näher <strong>zu</strong> kommen: „Ganz grob gefasst versteht manunter Schattenbanken Geldverleih außerhalb des offiziellen Bankensystems.In der Realität haben sich sogenannte Trust Companies herausgebildet,die ähnlich wie Fonds funktionieren. Sie kaufen Schulden vonUnternehmen und verkaufen sie an Investoren weiter. Oft dienen dieoffi ziellen Banken dabei als Mittelsmänner und geben die Schulden <strong>zu</strong>über dem Marktdurchschnitt liegenden Zinsen weiter“, so der Experte.Wen das an abstruse Instrumente wie ABS, die letztlich die globale Finanzkriseauslösten, erinnert, liegt nicht wirklich fehl. Auch hier bestehtdie Gefahr, dass ein unübersichtlicher Schuldenberg „kreiert“ wird, derdas Gesamtsystem gefährden könnte. Tai verweist allerdings darauf, dassdie Verschuldung von staatlichen Organisationen, Privaten und UnternehmenChinas im internationalen Vergleich relativ hoch ist. „Außerdemhat Peking das Problem der Schattenbankem erkannt und strebtmehr Kontrolle an.“ Lesen Sie <strong>zu</strong>m Thema auch den Artikel ab Seite 28.s geht um Haltung.Wir tragen Verantwortung – gegenüber Anlegern, Mietern, Partnern und gegenüberder Gesellschaft, wenn wir Städte, Wohn- und Arbeitsräume mitgestalten. Immobiliensind mehr als nur eine Geldanlage. Hier investieren Sie verantwortungsvoll.Informationen über die S IMMO Aktie: www.simmoag.atOktober 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 43