Brennpunkt ° US-NotenbankDer größte Raub<strong>zu</strong>g der GeschichteDas amerikanische Notenbanksystem Federal Reserve (Fed) wird 100 Jahre alt. Es wurde von Anfang an alsprivates Geldinstrument im Eigentum von Geschäftsbanken konzipiert. Die Geld- und Währungspolitik derUSA bestimmt daher nicht eine Staatsbank, sondern ein privates Bankenkartell, das sich daran bereichert.Wolfgang FreislebenWenn im Dezember 2013 das US-FederalReserve System (Fed) sein100-Jahr-Jubiläum feiert, dann ist der Termingezielt gewählt: Als Triumph der WallStreet für das Gründungsgesetz des erfolgreichstenGeldkartells der Geschichte. Dennam 23. Dezember 1913 ist keine Fed-Bankgegründet worden, sondern lediglich einGesetzes-Coup im US-Kongress gelungen,der in fünfzehnjhriger Vorbereitungszeitvon den damals reichsten Männern NewYorks und Londons ausgeheckt worden war.Denn auch nach dem Unabhängigkeitkrieg(17xx-17xx) waren die <strong>zu</strong>vor unangefochtenenenglischen Bankiers natürlich bestrebt,den prosperierenden und lukrativenFinanzmarkt der vormaligen Kolonien weiterhinunter ihrer Kontrolle <strong>zu</strong> behalten undaus<strong>zu</strong>beuten. Wegen der verständlichenAnimositäten der Neo-Amerikaner gegenüberden ehemaligen Kolonialherren, dieihre Herrschaft nicht gerade zimperlichausgeübt hatten, benützten die Engländer inden Staten verlässliche Strohmänner undbevor<strong>zu</strong>gt unverdächtige deutsche Einwanderer,die sie mit reichlich Kapital <strong>zu</strong>r Gründungvon Banken ausstatteten.Das Federal Reserve-Gesetz ermöglichtedie Gründung einer privaten Notenbankim Eigentum von Geschäftsbanken mit demMonopol der privaten Papierwährung alsalleiniges Zahlungsmittel der USA. Der Federal-Reserve-Dollardominiert seit denBeschlüssen von 44 Staaten auf der BrettonWoods Konferenz im Juli 1944 auch weltweitals Leitwährung. Die Federal ReserveBank of New York als übermächtige unterden zwölf Regionalbanken, die <strong>zu</strong>sammenZentrale des Federal Reserve Systems in <strong>Was</strong>hington, DC: Sit<strong>zu</strong>ngsergebnisse vorgegebendas Federal Reserve-System bilden, nahmerst am 16. November 1914 unter der Leitungvon Benjamin Strong als erste der Fed-Banken ihren Geschäftsbetrieb auf. Strongwar <strong>zu</strong>vor Präsident der Morgan-Bank BankersTrust Company. Ihre mehrheitlichenEigentümer sind heute die Bankriesen JPMorganChase, Bank of America, Citigroup,Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanleyund Bank of New York Mellon. Derenbeherrschende Großaktionäre verbergensich hinter weiteren Finanzkonzernen wieBlackRock, State Street, Vanguard und Fidelity,in denen das Aktienkapital der Großbankenjeweils gebündelt ist.Wie die US-Zentralbank in Londonerfunden wurdeAls Mastermind der Fed-Gründung giltAlfred Charles de Rothschild (1842-1918).Er hatte mit 21 Jahren in der väterlichenBank N.M. Rothschild in London <strong>zu</strong> arbeitenbegonnen und wurde 1869 mit 27Jahren der erste jüdische Direktor der Bankof England (BoE). Er wäre es wohl bis <strong>zu</strong>seinem Lebensende geblieben, hätte ernicht 1890 die Indiskretion begangen, dasKonto eines Kunsthändlers bei der BoE <strong>zu</strong>durchstöbern und Details weiter <strong>zu</strong> verbreiten.Daraufhin wurde er aus der Notenbankverbannt.Danach nahm er die Gründung einerprivaten Notenbank in den USA in Angriff,wie sie schon sein Großvater Nathan MayerRothschild und dessen Bruder James deRothschild <strong>zu</strong>vor mehrheitlich besessenhatten. Die Konzessionsverlängerung der„First Bank of the United States“ (1791-1811) hatten einst die Republikaner verhindert,jene der Second Bank of the UnitedcreditS: Shutterstock, www.rothschildarchive.org16 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
States (1816-1836) war erst am Veto des demokratischenPräsidenten Andrew Jacksongescheitert, der allerdings im Jänner 1835erst einen Mordanschlag überleben musste.In Paul Warburg von der befreundetenHamburger Bankiersfamilie, der 1889 als21-Jähriger in London bei der PrivatbankSamuel Montague & Company ein Praktikumbegonnen hatte, fand er einen <strong>zu</strong>verlässigenVertrauten, den er in die funktionellenGeheimnisse der Notenbank einweihenkonnte. 1893 nach New York <strong>zu</strong> der Rothschild-GeschäftspartnerKuhn, Loeb &Co geschickt, heiratete Paul Warburg wenigspäter die Tochter des Bankgründers SalomonLoeb, der ihn und seinen Bruder Felix1902 als Partner in die Bank (1977 <strong>zu</strong> LehmanBrothers Kuhn Loeb fusioniert) aufnahm.Warburg-Chronist Ron Chernowschrieb später: „Paul Warburg war die einzigePerson in Amerika, die verstand, wieeine Zentralbank funktioniert.“Fortan mit einem wahrhaft fürstlichenJahressalär von 500.000 Dollar ausgestattet,war der Deutsche ausschließlich damit beschäftigt,als „Chef-Lobbyist“ eine neue US-Zentralbank vor<strong>zu</strong>bereiten. Als Verbündeteholte er die mit Abstand mächtigsten Finanz-und Industriemagnaten ins Boot:John Pierpont Morgan mit seinem Bankenkonzern,dessen Vater Junius Spencer Morganin London schon ein enger Geschäftspartnerder Rothschilds war; und die BrüderJohn D. und William Rockefeller mit ihremMonopol in der Ölwirtschaft und einerbedeutenden Bankenbeteiligung an derRockefeller-Hausbank National City Bank(heute: Citigroup).VORbereitung für einen bankundbörsenkrach im jahr 1907Ab 1906 trafen J.P. Morgan und John D.Rockefeller Vorbereitungen für die Herbeiführungeines Bankenkrachs. Ausgelöstwurde er dann am 21. Oktober 1907, als dieNational Bank of Commerce von der Morgan-Bankengruppedie Einlösung vonWechseln der Knickerbocker Trust Company,der damals drittgrößten Bank NewYorks, und damit die notwendige Liquiditätsversorgungverweigerte. Den folgendenBank- und Börsenkrach nützte Morgan, umKonkurrenten billig <strong>zu</strong> übernehmen. SeineMitarbeiter kauften nach dem Börsen-Crash in großen Mengen Aktien billig auf,die Morgan <strong>zu</strong>m dreifach höheren Kurs vorAusbruch der Krise verkauft hatte.Die provozierte Krise war Mittel <strong>zu</strong>mZweck. Denn Jacob Schiff, geschäftsführenderDirektor von Kuhn-Loeb, und PaulWarburg lancierten die Behauptung, dass es<strong>zu</strong>r Krise der Banken nur gekommen sei,weil es keine Zentralbank gab, die den Geschäftsbankentemporär Geld <strong>zu</strong>r Überwindungder Zahlungsschwierigkeiten <strong>zu</strong>r Verfügunggestellt hätte.VORTÄUSCHUNG VON STUDIENfür eine neue NotenbankMit der Unterstüt<strong>zu</strong>ng eines engenKreises von ausgewählten Bankiers konnteder republikanische Senator Nelson D. Aldrich,politischer Steigbügelhalter von J. P.Morgan im amerikanischen Kongress undseit 1901 Schwiegervater von John D. Rockefellerjunior, ein <strong>zu</strong>vor abgesprochenesGesetz (Aldrich-Vreeland Act) rasch durchden Kongress lotsen, mit dem die „NationaleWährungskommission“ (National MonetaryCommission) eingerichtet wurde,um Studien für eine Bank-Reform inklusiveder Errichtung einer Zentralbank und derEinführung einer „elastischen Geldmengensteuerung“durch<strong>zu</strong>führen. Diese Kommissionmit Aldrich und Paul Warburg ander Spitze unternahm auf Staatskosten ausgedehnteund luxuriöse „Studien-Reisen“nach Europa. Doch das Ergebnis stand vonvornherein fest: Eine private US-Notenbanknach Vorbild der Bank of England (BoE),die ihrerseits seit der Gründung am 27. Juli1694 im Eigentum privater Bankiers steht.Natürlich gab es im Vorfeld der Fed-Gründung heftige Attacken von jenen, die ineiner neuen Notenbank nicht ohne Grund einreines Instrument der Wall Street vermuteten.Einer der heftigsten Kritiker war Senator RobertLaFolette, der u. a. öffentlich behauptete,das ganze Land würde von nicht mehr als50 Männern beherrscht. Als George F. Baker,der Bank-Partner von J.P. Morgan, von Reporterndamit konfrontiert wurde, erwiderteAlfred de Rothschild: vollendete, was GroßvaterNathan Rothschild begonnen hatteer, dies sei absurd. Seiner persönlichenKenntnis <strong>zu</strong>folge läge die Zahl nicht höher alsbei acht!Und John Moody berichtete im„McClure’s <strong>Magazin</strong>e“ im August 1911 unterdem Titel „Die sieben Männer“:„Sieben Männer kontrollieren in derWall Street jetzt einen großen Anteil derwesentlichen Industrien und Ressourcenvon den Vereinigten Staaten. Drei von ihnen,nämlich J.P. Morgan, James J. Hill undGeorge F. Baker, Generaldirektor der FirstNational Bank of New York, gehören <strong>zu</strong>r sogenanntenMorgan-Gruppe; John D. undWilliam Rockefeller, James Stillman als Generaldirektorder National City Bank sowieJacob H. Schiff vom privaten BankhausKuhn, Loeb & Company zählen <strong>zu</strong>r sogenanntenStandard Oil & City Bank-Gruppe.Der zentrale Motor des Kapitals weitet seineKontrolle über die Vereinigten Staaten aus...Der Prozess ist nicht nur wirtschaftlich logisch;es läuft praktisch automatisch ab.“Ein Jahr vor dem Bericht war im November1910 eine handverlesene Gruppevon sieben Männern unter dem Vorwandeines Jagdausflugs vom Bahnhof Hobokenam Hudson River direkt gegenüber vonManhattan in einem Eisenbahnwaggon mit<strong>zu</strong>gezogenen Gardinen nach Süden in denJagdclub von J.P. Morgan auf der Insel „JekyllIsland“ in Georgia gereist. Auf diesemals Verschwörung in die Geschichte eingegangenengeheimen Treffen texteten PaulWarburg (als Vertreter von Kuhn-Loeb)Oktober 2013 – <strong>GELD</strong>-MAGAZIN ° 17