versicherung ° RentensicherungDenkfehler °Andreas Khol, SeniorenbundIn der Pensions-Diskussion wird einDenkfehler häufig übersehen. Man übersiehtdie entscheidende Messgröße, die in einemUmlagesystem wie dem ÖsterreichischenPensionssystem entscheidend ist: Den„Ökonomischen Abhängigkeitsquotienten“.Entscheidend ist in einem Umlagesystem:Wie viele Menschen tragen derzeit durch ihreBeiträge aufgrund der Erwerbstätigkeit da<strong>zu</strong>bei, die Nicht-Erwerbstätigen <strong>zu</strong> erhalten. Dasheißt: Wie viele Nicht-Erwerbstätige Kinderund Jugendliche plus wie viele Pensionsbezieherstehen den derzeit beitragszahlendenErwerbstätigen gegenüber. Dieser ökonomischeAbhängigkeitsquotient SINKT seitJahren. Heute stehen 1.000 Erwerbstätigeninsgesamt 1.270 Nicht-Erwerbstätige (Kinder,Jugendliche in Ausbildung, Senioren,Haushaltsführende) gegenüber. Damit ist dieZahl der Abhängigen fast so niedrig wie1951 – damals waren es rund 1.245. 1971erreichte dieser Abhängigkeitsquotient mit1.425 den höchsten Wert, lag auch 1995noch bei knapp 1.380 Abhängigen.ältere Personen entlassen <strong>werden</strong>. Das stelltin Wirklichkeit Wallner <strong>zu</strong>folge für Unternehmensogar einen Anreiz dar, Ältere erstgar nicht ein<strong>zu</strong>stellen. Firmen, die hingegenvielen älteren Menschen eine Chance geben,<strong>werden</strong> benachteiligt, wenn Entlassungenausgesprochen <strong>werden</strong>. Der AK-Expertespricht sich deshalb für ein Bonus-Malus-Modell aus, das bereits einsetzt,wenn Betriebe unterdurchschnittlich vieleältere Menschen beschäftigen. Weiterswünscht sich Wallner mehr Investitionen inden Bereich der gesundheitlichen Präventionund Rehabilitation.Bei den Löhnen ansetzenSolche Maßnahmen sind für IHS-ChefKeuschnigg allerdings schwer umsetzbar,hingegen meint er: „Ein weiterer entscheidenderSchritt ist, dass die Löhne im Alternicht stärker ansteigen sollten als das Produktivitätswachstum.Wenn ältere Arbeitnehmerden Arbeitgebern <strong>zu</strong> teuer kommen,<strong>werden</strong> sie so<strong>zu</strong>sagen aus dem Arbeitsmarkt,herausgepreist‘. Das kann maneben vermeiden, indem man das Lohnprofilder Älteren im Vergleich <strong>zu</strong> den Jungennicht übermäßig steigen lässt. Für eine Lösungsind hier die Sozialpartner gefragt“,führt der WIFO-Experte weiter aus. Keuschniggabschließend: „Natürlich wären für daslängere Arbeiten auch Begleitmaßnahmenwie Investitionen in Weiterbildung ratsam.Bisher haben wir rund zwei Drittel unsereserwerbsfähigen Alters in Beschäftigung verbracht,ein weiters Drittel im Ruhestand.Diese Quote bleibt auch in Zukunft gleich,das bedeutet: Wenn wir beispielsweisedurchschnittlich sechs Jahre länger leben,müssen wir vier Jahre länger arbeiten.“ Seitensdes Sozialministeriums weist man wiederumdarauf hin, dass in Österreich dieAnhebung des faktischen an das gesetzlichePensionsantrittsalter das wesentliche Ziel<strong>zu</strong>r Aufrechterhaltung der Finanzierbarkeitdes Pensionssystems ist. „Da<strong>zu</strong> wurden inden letzten fünf Jahren eine Reihe von Maßnahmengesetzt. Entscheidend dabei ist dieReform der Invaliditätspension (die am 1.Jänner 2014 in Kraft tritt, Anm.), da imlangjährigen Durchschnitt etwa ein Dritteldes jährlichen Neu<strong>zu</strong>gangs in diese Pensionsarteinströmt und somit der Hauptverursacherdes relativ geringen faktischenPensionsantrittsalters ist“, so Josef Bauernberger,Abteilungsleiter Grundsätzliche Angelegenheitender Sozialversicherung.Eigenvorsorge gefragtNatürlich wissen wir alle, dass der Staatnicht alles für den Bürger erledigen kann;welche Möglichkeiten der individuellen Altersvorsorgegibt es nun – und welcher Prozentsatzdes aktiven Einkommens sollte fürdie Zukunft verwendet <strong>werden</strong>? Da<strong>zu</strong> meintAlastair Mc Ewen von Donau Brokerline:<strong>Pensionen</strong>: Bundesmittel<strong>zu</strong>schuss (in % des BIP)Basisszenario Szenario Szenario SzenarioHöhere Lebenserwartung Niedrigere Produktivität Höhere Migration2010 2,9 % 2,9 % 3,0 % 3,0 %2020 3,7 % 3,9 % 4,2 % 3,6 %2030 4,9 % 5,4 % 6,1 % 4,5 %2040 6,0 % 6,7 % 8,0 % 5,3 %2050 6,0 % 6,8 % 8,8 % 5,2 %2060 4,5 % 5,0 % 7,7 % 3,6 %Die Bundesmittel<strong>zu</strong>schüsse geben an, wie viel der Staat in den Erhalt des Pensionssystems„hineinpumpen“ muss. Je nach Entwicklung makroökonomischer Faktoren verändert sich dieHöhe des Zuschusses. Hier wurden neben dem Basisszenario alternative Entwicklungen mithöherer Lebenserwartung, höherer Immigration und niedrigerer Produktion als im Basisszenariodurchgerechnet. Allen Varianten bleibt gleich: Die staatliche Unterstüt<strong>zu</strong>ng muss ansteigen, umdas Pensionsniveau <strong>zu</strong> halten, falls die Rahmenbedingungen nicht geändert <strong>werden</strong>.Quelle: BMASK (2010), Bericht über die langfristige Entwicklung dergesetzlichen Pensionsversicherung für den Zeitraum 2009 bis 2060.creditS: beigestellt86 ° <strong>GELD</strong>-MAGAZIN – Oktober 2013
Rentensicherung ° versicherung„Das kann man nicht vereinheitlicht sagen.Hier bedarf es eingehender Beratung undauch Analyse durch einen Versicherungsberater.Generell kann man aber sagen, je früherman beginnt – auch schon mit kleinenBeträgen –, desto eher lässt sich die Pensionslückespäter verringern oder sogarschließen.“Zehn prozent des einkommensÄhnlich äußerst sich Robert Lasshofer,Generaldirektor der Wiener StädtischenVersicherung: „Selbstverständlich gilt beidem Abschluss einer privaten Altersvorsorgedasselbe, was auch bei dem Abschluss jedesanderen Versicherungsvertrages gilt:Die persönlichen Lebensumstände undVermögensverhältnisse des Betroffenenmüssen das Besparen in der ins Auge gefasstenHöhe auch <strong>zu</strong>lassen.“ Schneckenleitnervon der Allianz fügt hin<strong>zu</strong>: „DieseFrage richtet sich nach dem individuellenBedarf. Als Faustregel kann aber gelten, dasses sinnvoll erscheint, zehn Prozent des Nettoeinkommensfür Altersvorsorge <strong>zu</strong> verwenden.“Renate Schönwetter von der GeneraliVersicherung wird noch etwas konkreter:„Um die oben angeführte Pensionslückefür die jüngere Person <strong>zu</strong> schließen,sind angesichts der aktuellen Gesamtverzinsungungefähr 10 bis 15 Prozent des Nettoeinkommensfür die vollständige Abdeckungerforderlich. Das Beispiel des 50-Jährigenerfordert bereits wesentlich höhereBeiträge, um die Lücke vollständig <strong>zu</strong> schließen.“Hier wären laut der Expertin für dieverbleibende Zeit bis <strong>zu</strong>m regulären Pensionsantrittmit 65 Jahren bereits rund 35Prozent des Nettoeinkommens dafür <strong>zu</strong>verwenden. Da<strong>zu</strong> gibt Schönwetter ein Beispiel:Für eine lebenslange Pensionszahlungvon 300 Euro monatlich benötigt eine 65-jährige Person derzeit rund 80.000 Euro Kapital.Um dieses Kapital an<strong>zu</strong>sparen, sind jenach Beginn der Ansparphase bei einer linearenNettorendite von 3,5 Prozent jährlichnachfolgende Sparraten erforderlich:Erstens, Beginn mit 30 Jahren: 1.120 Europer annum. Zweitens, Start mit 40 Jahren:ca. 1.917 Euro per annum. Drittens, Beginnmit 50 Jahren: rund 3.870 Euro per annum.Auch Uniqa-Vorstand Peter Eichler hat einBeispiel parat: „Die Höhe der privaten Vorsorgeist natürlich von der individuellen Lebenssituationdes Einzelnen abhängig.Grundsätzlich wären fünf bis zehn Prozentein guter Ansatz. Für eine Monatsprämievon 100 Euro in eine Rentenversicherungerhält ab dem Alter von 65 eine heute 23-jährige Person eine garantierte Monatspensionvon 200 Euro, eine heute 32-jährigeeine von 150 Euro, eine heute 42-jährigeeine Pension von 100 Euro lebenslang – <strong>zu</strong>-creditS: