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Research Directory of the Brandenburg University of Applied Sciences

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Fachhochschule <strong>Brandenburg</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> <strong>University</strong> <strong>of</strong> <strong>Applied</strong> <strong>Sciences</strong><br />

Großreparaturrückstellungen im neuen HGB nach BilMoG<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Joachim S. Tanski<br />

Für die so genannten Großreparaturrückstellungen gab<br />

es in § 249 Abs. 2 HGB-alt ein Wahlrecht, für bestimmten<br />

in mehrjährigen Zeiträumen anfallenden Aufwand<br />

eine Rückstellung in Höhe des Periodenanteils der laufenden<br />

Periode zu bilden. Es muss sich dabei um einen<br />

bestimmten, vorhersehbaren sowie in der laufenden<br />

Periode und ggf. einer Vorperiode begründeten Aufwand<br />

handeln. Für die Steuerbilanz werden diese<br />

Rückstellungen als Aufwandsrückstellungen nicht anerkannt<br />

12 , da ein handelsrechtliches Passivierungswahlrecht<br />

zu einem steuerlichen Passivierungsverbot<br />

führt.<br />

Für derartige Rückstellungen werden als Beispiel häufig<br />

Aufwendungen für Großreparaturen genannt, „die<br />

in berechenbaren Zeitabständen oder Leistungsabschnitten<br />

anfallen, wie z. B. die Ausmauerung von<br />

Hochöfen, die Ausbaggerung von Häfen und Kanälen,<br />

die Durchführung von Schönheitsreparaturen in Wohnungen<br />

oder die Wartung von Flugzeugen, soweit es<br />

sich dabei um Erhaltungsaufwendungen und nicht um<br />

Herstellungsaufwendungen handelt.“ 13 Diese Rückstellung<br />

entspricht dem Grundprinzip der kaufmännischen<br />

Buchführung, Aufwendungen und Erträge in der<br />

Periode ihrer Entstehung und nicht im Zeitpunkt des<br />

korrelierenden Geldflusses zu erfassen (§ 252 Abs. 1<br />

HGB-alt Abschreibung Rückstellung Summe<br />

1. Jahr 80.000 30.000 110.000<br />

2. Jahr 80.000 30.000 110.000<br />

3. Jahr 80.000 30.000 110.000<br />

4. Jahr 80.000 30.000 110.000<br />

5. Jahr 80.000 80.000<br />

6. Jahr 80.000 80.000<br />

7. Jahr 80.000 80.000<br />

8. Jahr 80.000 80.000<br />

9. Jahr 80.000 80.000<br />

10. Jahr 80.000 80.000<br />

Summe 800.000 120.000 920.000<br />

Nr. 5 HGB). Dieses Prinzip ist in der internationalen<br />

Rechnungslegung als accrual principal bzw. accrual<br />

accounting geläufig (F 22, IAS 1.28).<br />

Beispiel 14<br />

Ein Unternehmen erwirbt eine Maschine für 800.000 €.<br />

Um eine Nutzungsdauer von 10 Jahren zu erreichen,<br />

muss nach vier Jahren (am Ende des vierten Jahres) ein<br />

Motor für 120.000 € ausgetauscht werden (der dann<br />

die gesamte Restnutzungsdauer hält). Die Maschine<br />

wird linear abgeschrieben.<br />

Da die Nutzung in den ersten vier Jahren zur Generalüberholung<br />

führt, durfte hierfür nach dem alten HGB<br />

eine Rückstellung ratierlich angesammelt werden<br />

(siehe Tabelle links).<br />

Durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz wurde<br />

der § 249 Abs. 2 HGB-alt aufgehoben, ohne dass eine<br />

Ersatzregelung geschaffen worden wäre. Aufgrund des<br />

§ 249 Abs. 2 S. 1 HGB-neu (dies ist im Wesentlichen der<br />

alte Abs. 3) darf eine solche Großreparaturrückstellung<br />

nun nicht mehr gebildet werden. Nach Auffassung des<br />

Gesetzgebers erlaubte die alte Vorschrift „den Ausweis<br />

von Aufwandsrückstellungen, denen wirtschaftlich der<br />

Charakter von Rücklagen zukommt, (dies) führt also zu<br />

einer irreführenden Darstellung der Vermögenslage<br />

eines Unternehmens“ und steht damit angeblich „einer<br />

sachgerechten Information der Abschlussadressaten<br />

entgegen“ 15 .<br />

Basierend auf den o.g. Zahlen ergibt sich nunmehr das<br />

folgende Ergebnis, welches identisch mit den Werten<br />

der Steuerbilanz ist (siehe Tabelle rechte Seite).<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass seit dem BilMoG der gesamte<br />

Aufwand für den Ersatzmotor im Jahr der Ge-<br />

12<br />

Vgl. z.B. BFH v. 08.11.2000 - I R 6/96, BStBl 2001 II S. 570; H<br />

5.7 EStH 2007.<br />

13<br />

Biener/Berneke: Bilanzrichtlinien-Gesetz, Düsseldorf 1986, S.<br />

81.<br />

14<br />

Dieses Beispiel ist teilweise entnommen aus Tanski, Joachim<br />

S.: Sachanlagen, München 2006, S. 60.<br />

15<br />

Gesetzesbegründung im Regierungsentwurf zum BilMoG, S. 112.<br />

144 Forschungsbericht <strong>Research</strong> Report 2007 – 2010

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