Research Directory of the Brandenburg University of Applied Sciences

Fachhochschule Brandenburg
Brandenburg University of Applied Sciences
sich zwischen HGB-neu und IFRS erhebliche Erfolgsunterschiede
in den einzelnen Perioden zeigen.
Sowohl HGB-alt, als auch die IFRS versuchen den Wertverzehr
des Motors periodengerecht abzubilden. Dass
dieses beim HGB-alt über die Passiva erfolgt und die
IFRS eine aktivische Absetzung bevorzugen, ist eher der
historischen Entwicklung 21 der beiden Standards und
weniger einem konzeptionellen Unterschied geschuldet,
wie dies auch das oben zitierte BFH-Urteil zeigt.
Im Ergebnis zeigen die – ehemalige – deutsche Großreparaturrückstellung
und der Komponentenansatz
vergleichbare Ergebnisse 22 . Die entgegenstehenden,
fiskalpolitisch motivierten Steuernormen ändern
nichts an der grundsätzlichen Notwendigkeit derartiger
Rückstellungen. Auch die IFRS fordern eine derartige
Aufwandsverteilung mit dem Komponenten-Ansatz
(IAS 16.43), der zu einer vergleichbaren Bilanzwirkung
wie die Großreparaturrückstellung führt. Eine
Angleichung des HGB an das deutsche Steuerrecht
bewirkt damit gleichzeitig eine neue Differenz zu den
IFRS und ist daher abzulehnen 23 .
HGB-neu Abschreibung Rückstellung Summe
1. Jahr 68.000 30.000 98.000
2. Jahr 68.000 30.000 98.000
3. Jahr 68.000 30.000 98.000
4. Jahr 68.000 30.000 98.000
5. Jahr 68.000 20.000 88.000
6. Jahr 68.000 20.000 88.000
7. Jahr 68.000 20.000 88.000
8. Jahr 68.000 20.000 88.000
9. Jahr 68.000 20.000 88.000
10. Jahr 68.000 20.000 88.000
Summe 680.000 240.000 920.000
Für das Institut der Wirtschaftsprüfer (IdW) war dies Anlass
genug, in Windeseile eine neue Rechnungslegungsverlautbarung
herauszubringen 24 , die an dieser
Stelle die BilMoG-Wunde im HGB-Abschluss heilen soll.
Danach soll zukünftig der (aus den IFRS bekannte)
Komponentenansatz auch im HGB-Abschluss zulässig
sein. Folgt man der Auffassung des IdW wäre das betriebswirtschaftliche
Erfordernis einer verursachungsgerechten
Aufwandsverteilung erfüllt. Allerdings würde
dann das in der Gesetzesbegründung zum Ausdruck
gebrachte Aufwandsverteilungsverbot ins Leere laufen.
Die Gesetzesbegründung ist aber nun einmal kein Gesetz.
Das gesetzliche Passivierungsverbot für eine
Rückstellung wird auch nach der IdW-Lösung eingehalten.
Die Anwendung von zwei parallelen Abschreibungen
für ein Wirtschaftsgut war zwar keine gebräuchliche
Praxis in Deutschland, aber in der Literatur schon
immer als eine Möglichkeit angesehen worden 25 .
Damit steht über den Komponentenansatz auch weiterhin
die Möglichkeit einer verursachungsgerechten
Aufwandsverteilung für die früheren Fälle einer
Großreparaturrückstellung offen. Damit kann (aber
muss nicht) eine Annäherung an die IFRS an dieser
Stelle durch die Praxis auch ohne den Gesetzgeber
erreicht werden.
Joachim S.: Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz - Erste Überlegungen,
in: StC 12/2007, S. 38.
21 HGB-alt sieht eine Bruttodarstellung in der Bilanz vor, um eine
höhere Transparenz zu erreichen, die sich aber auch über einen
Anlagenspiegel ergibt.
22 Ähnlich Steiner, Eberhard: Der Komponenten-Ansatz bei der
Bilanzierung von Sachanlagen nach IAS 16 - Ein Ersatz für die
Aufwandsrückstellung?, in: BBK (2004), Fach 20, S. 777-788.
23 Tanski, Joachim S.: Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz - Erste
Überlegungen, in: StC 12/2007, S. 38.
24 Institut der Wirtschaftsprüfer (IdW): Handelsrechtliche Zulässigkeit
einer komponentenweisen planmäßigen Abschreibung
von Sachanlagen (IDW RH HFA 1.016) vom 29.8.2009, in: FN
7/2009, S.362-363.
25 So u.a. bereits Kurras, Klaus / Tanski, Joachim S.: Der gesamte
Jahresabschluss, München, 1. Aufl. 1978, S. 218.
146 Forschungsbericht Research Report 2007 – 2010