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Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU

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Diese Zielsetzung gilt unabhängig davon, ob die<br />

Beeinträchtigungen aufgr<strong>und</strong> von Krankheiten,<br />

natürlichen degenerativen Prozessen im Alter oder<br />

charakterlichen Eigenschaften vorhanden sind. Je<br />

nach Ursache der verkehrsrelevanten Leistungsdefizite<br />

bedarf es jedoch – wie im Folgenden dargelegt<br />

– anderer Massnahmen.<br />

2.1.3 Präventionsmassnahmen<br />

a) Rechtliche Vorschriften<br />

Gemäss VZV10 müssen Motorfahrzeug-<strong>Lenkende</strong><br />

gewisse medizinische Mindestanforderungen erfüllen<br />

(Art. 7 Abs. 1 VZV). Anhang 1 der VZV präzisiert<br />

diese medizinischen Mindestanforderungen.<br />

Für PW-<strong>Lenkende</strong> sind Minimalanforderungen an<br />

das Nervensystem, das Seh- <strong>und</strong> Hörvermögen,<br />

den Brustkorb <strong>und</strong> die Wirbelsäule, das Herz <strong>und</strong><br />

die Gefässe, die Bauch- <strong>und</strong> Stoffwechselorgane<br />

sowie die Gliedmassen formuliert.<br />

Bezüglich des Sehvermögens legt die VZV fest,<br />

dass a) die Sehschärfe, b) das Gesichtsfeld <strong>und</strong><br />

c) die Augenbeweglichkeit (Doppelsehen) überprüft<br />

werden müssen11 (Art. 9 Abs. 2 lit. a VZV).<br />

Überprüft werden diese Anforderungen im Rahmen<br />

des obligatorischen Sehtests zur Erlangung<br />

des Lernfahrausweises. Bei Einreichung der Unterlagen<br />

darf dieser summarische Sehtest nicht älter<br />

als 24 Monate sein. Systematisch wird das Sehvermögen<br />

erst wieder bei 70-jährigen <strong>und</strong> älteren<br />

MFZ-<strong>Lenkende</strong>n überprüft. Das geschieht im Rahmen<br />

der obligatorischen, im Zwei-Jahres-Rhythmus<br />

durchgeführten ärztlichen Kontrolluntersuchung<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

10 Verordnung vom 27. Oktober 1976 über die Zulassung von<br />

Personen <strong>und</strong> Fahrzeugen zum Strassenverkehr, SR 741.51<br />

11 Für die Kategorien C <strong>und</strong> D, für Berufschauffeure <strong>und</strong><br />

Fahrlehrer wird zudem das Stereosehen <strong>und</strong> die Pupillenmotorik<br />

überprüft (Art. 9 Abs. 2 lit. b VZV).<br />

zur Abklärung der körperlich-geistigen Fahreig-<br />

nung (Art. 27 Abs. 1 lit. b VZV).<br />

Als entscheidendes Manko der geltenden Anforde-<br />

rungen ist die Ausklammerung des Dämmerungs-/Nachtsehvermögens<br />

(<strong>und</strong> der Blendempfindlichkeit)<br />

zu nennen. Personen mit guter<br />

Sehschärfe können aufgr<strong>und</strong> fehlenden Kontrastsehens<br />

in der Nacht fast blind sein. Gemäss Aulhorn<br />

<strong>und</strong> Harms ist bei 55 % der 70- bis 79-<br />

Jährigen die Dämmerungssehschärfe während<br />

einer Blendung nicht mit einer nächtlichen Fahreignung<br />

vereinbar [18]. Das Dämmerungssehvermögen<br />

sollte jedoch nicht erst zwingend ab 70<br />

Jahren – im Rahmen der obligatorischen Kontrolluntersuchungen<br />

– überprüft werden, sondern bereits<br />

in jüngeren Jahren. Eine sinnvolle Altersgrenze<br />

ist mit 50 Jahren erreicht: Im Alter von 50 bis 59<br />

Jahren weisen r<strong>und</strong> 20 % eine Dämmerungssehschwäche,<br />

die nicht mit einer nächtlichen Fahreignung<br />

zu vereinbaren ist, aus [18]. Gut liesse sich<br />

dies im Rahmen einer Befristung der Führerausweise<br />

umsetzen, indem Personen ab 50 Jahren zur<br />

Wiedererlangung des Führerausweises – z. B. alle<br />

10 Jahre – einen positiven Sehtest (inklusive Dämmerungssehvermögen)<br />

einreichen müssten. Zur<br />

Überprüfung des Dämmerungssehens gibt es gute<br />

<strong>und</strong> einfach bedienbare Geräte [17].<br />

Zu denken ist zudem an die Dämmerungs-/<br />

Nachtmyopie, die bei älteren Menschen nicht<br />

häufiger vorkommt, sondern im Gegenteil bei Jungen<br />

auftritt. Selbst geringe Myopien (die weit verbreitet<br />

sind) führen zu beträchtlichen Sehschwierigkeiten<br />

im Dunkeln (Kap. V.2.2, S. 77). Den Personen<br />

ist oft in keiner Art <strong>und</strong> Weise bewusst, dass<br />

sie unter einer Nachtmyopie leiden. Sie denken, es<br />

sei normal, dass man in der Nacht viel schlechter<br />

sieht. Eine Korrektur für die Nacht wäre indes an-<br />

bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07 Massnahmenbereich: Mensch (Autoren: E. Walter, M. Cavegn) 119

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