Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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4. Infrastrukturelle Interventionen auf<br />
Autobahnen<br />
4.1 Mögliche infrastrukturelle Defizite<br />
Die aufgr<strong>und</strong> der relevanten Unfalltypen, Unfall-<br />
stellen <strong>und</strong> möglichen Mängel/Einflüsse hergeleite-<br />
ten möglichen infrastrukturellen Defizite wurden<br />
bereits in Kap. V.4.5, S. 114 aufgezeigt. Zur Verdeutlichung<br />
des Zusammenhangs zwischen den<br />
ermittelten möglichen infrastrukturellen Defiziten<br />
<strong>und</strong> den empfohlenen Interventionen ist diese<br />
Tabelle hier nochmals abgebildet (Tabelle 48).<br />
4.2 Interventionen zur Reduktion von<br />
Kollisionen mit festen Objekten<br />
Leitplanken tragen dazu bei, eine beträchtliche<br />
Anzahl Getöteter <strong>und</strong> Schwerverletzter bei anderen<br />
Kollisionen zu verhindern (Kollisionen mit Einzelobjekten<br />
<strong>und</strong> Frontalkollisionen). Kollisionen mit Leitplanken<br />
sind demnach gewissermaßen der Preis für<br />
die Verhinderung einer grösseren Anzahl von<br />
Schwerverletzten <strong>und</strong> Getöteten. Das für andere<br />
Kollisionsobjekte gültige Prinzip des Entfernens<br />
kann für Leitplanken auf Autobahnen selbstredend<br />
nicht angewendet werden. Vielmehr gilt es, die<br />
Leitplanken adäquat auszugestalten. Konkret heisst<br />
Tabelle 48<br />
Relevante Unfalltypen, Unfallstellen <strong>und</strong> Mängel/Einflüsse sowie<br />
resultierende mögliche infrastrukturelle Defizite auf Autobahnen<br />
Mögliche<br />
infrastrukturelle Defizite<br />
Feste Objekte ausserhalb der<br />
Fahrbahn zu nahe, zu starr,<br />
formaggressiv, ungeschützt,<br />
an kritischer Lage<br />
Ungenügende Leistungsfähigkeit<br />
von Ausfahrten<br />
Kollisionen mit<br />
festen Objekten<br />
ausserhalb der<br />
Fahrbahn<br />
X<br />
Auffahrunfälle<br />
X<br />
dies, dass Leitplanken weder zu steif (Minimierung<br />
der Aufprallwucht) noch zu nachgiebig (Rückhaltewirkung)<br />
sein dürfen. Detaillierte Angaben zur<br />
anspruchsvollen Herausforderung an Planung <strong>und</strong><br />
Konstruktion von Leitplanken finden sich in der<br />
entsprechenden Normengruppe der VSS ([317] <strong>und</strong><br />
[324]).<br />
Interessant sind hingegen die Erkenntnisse hinsichtlich<br />
Unfälle an steilen Böschungen, die in der<br />
Schweizerischen Unfallstatistik als Kollisionen mit<br />
festen Objekten geführt werden. Die Forschungsergebnisse<br />
wurden bereits in [95] eingehend analysiert.<br />
Zusammenfassend kann dazu Folgendes festgehalten<br />
werden:<br />
Die Neigung der Böschung kann eine wichtige<br />
Rolle für die Unfallfolgen spielen. Gerät ein Fahrzeug<br />
von der Fahrbahn ab, so kann der Lenker auf<br />
einer flachen Böschung sein Fahrzeug besser kontrollieren.<br />
Insbesondere wird die Wahrscheinlichkeit<br />
von Überschlagsunfällen gesenkt.<br />
In Schweizer Lehrbüchern zur Strassenprojektierung<br />
wird eine Böschungsneigung von 2:3 empfohlen<br />
[325]. Dieser Wert trägt jedoch nur der<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> dem inneren Scherwinkel<br />
des Bodenmaterials Rechnung. Flachere Winkel<br />
werden nur im Zusammenhang mit der Einpassung<br />
der Strassenanlage in die Landschaft erwähnt.<br />
Gemäss [316] haben flachere Böschungen einen<br />
signifikant positiven Einfluss auf das Unfallgeschehen.<br />
Eine Reduktion der Böschungsneigung von<br />
1:2 bis 1:7 geht mit einer Reduktion der Unfallhäufigkeit<br />
einher. Insbesondere weisen sie darauf hin,<br />
dass Böschungsneigungen von 1:5 oder flacher<br />
Überschlagsunfälle entscheidend senken können.<br />
Gemäss [311] sei es bei flacheren Böschungswin-<br />
222 Massnahmenbereich: Infrastruktur (Autor: G. Scaramuzza) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07