Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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2.7 Fahrfähigkeit: Fahren unter Drogen-<br />
<strong>und</strong> Medikamenteneinfluss<br />
2.7.1 Ausgangslage <strong>und</strong> Verbreitung<br />
Um die Prävalenz der unter Drogen- oder Medika-<br />
menteneinfluss fahrenden PW-<strong>Lenkende</strong>n zu eruie-<br />
ren, werden Roadside Surveys erst seit ein paar<br />
Jahren eingesetzt. Dabei werden die toxikologi-<br />
schen Analysen meistens aufgr<strong>und</strong> von Speichel-<br />
proben angewendet. Diese haben (im Vergleich zu<br />
Urinproben) den Vorteil, eher kürzlich eingenom-<br />
mene Substanzen zu messen, die auf die Fahrfä-<br />
higkeit der <strong>Lenkende</strong>n effektiv negative Auswir-<br />
kungen haben. Im Rahmen einer norwegischen<br />
Roadside Survey aus den Jahren 2005–2006 wurde<br />
ermittelt, dass die Prävalenz von psychoaktiven<br />
Medikamenten (3,4 %) höher war als diejenige der<br />
illegalen Drogen (1 %) [43]. Eine Roadside Survey<br />
der USA aus dem Jahr 2007 zeigt viel höhere Prä-<br />
valenzen von illegalen Drogen <strong>und</strong> Medikamenten<br />
auf: 14,4 % nachts <strong>und</strong> 11,0 % tagsüber [51].<br />
Gemäss British Columbia Roadside Survey 2008<br />
(Kanada) [52], die in den Juni-Nächten von Mitt-<br />
woch bis Samstag durchgeführt wurde, standen<br />
10,4 % der Lenker unter Drogen- oder Medika-<br />
menteneinfluss [53]. Die unterschiedlichen Ergeb-<br />
nisse haben zum Teil methodische Gründe, wie<br />
z. B. die Anzahl der in der Studie berücksichtigten<br />
Substanzen, die unterschiedlichen unteren analytischen<br />
Nachweisgrenzen oder die Verweigerungsquote.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der internationalen Daten ist die Annahme<br />
plausibel, dass in der Schweiz zwischen<br />
1 <strong>und</strong> 10 % der Motorfahrzeuglenkenden unter<br />
Einfluss mindestens einer illegalen Droge oder eines<br />
Medikaments mit möglichen negativen Auswirkungen<br />
auf die Fahrfähigkeit unterwegs sind.<br />
Eine präzisere Aussage für die Verbreitung ist nicht<br />
möglich.<br />
Personen mit Vorverdacht weisen sehr viel höhere<br />
Prävalenzen auf. Im Rahmen einer Untersuchung in<br />
der Schweiz wurde bei 89 % der Personen mit<br />
Vorverdacht (durch die Polizei oder die Justiz) mindestens<br />
eine psychoaktive Substanz nachgewiesen<br />
[54]. Fälle mit Verdacht auf ausschliesslich Alkohol<br />
wurden nicht berücksichtigt. Die meist verbreiteten<br />
Substanzen waren Cannabinoide (bei 48 % aller<br />
untersuchten Personen), Alkohol (35 %), Kokain<br />
(25 %), Opiate (10 %), Amphetamine (7 %), Benzodiazepine<br />
(6 %) <strong>und</strong> Methadon (5 %). Im Vergleich<br />
zu früheren Studien ist die Substanz Kokain<br />
(11 % im Jahr 1996 <strong>und</strong> 13 % im Jahr 2005) häufiger<br />
geworden <strong>und</strong> Opiate viel seltener (36 % im<br />
Jahr 1996 [55] <strong>und</strong> 9 % im Jahr 2005 [56]). Diese<br />
Ergebnisse spiegeln Veränderungen auf dem Markt<br />
der illegalen Drogen <strong>und</strong> bei den Konsumgewohnheiten<br />
wider.<br />
In Europa gehört Cannabis zu den meist konsumierten<br />
Drogen, gefolgt von Kokain. Im letzten<br />
Monat (vor den jeweiligen Befragungen) haben<br />
4 % der 15- bis 64 Jährigen Cannabis <strong>und</strong> 0,6 %<br />
Kokain konsumiert [57]. Der Konsum von anderen<br />
Drogen wie Ecstasy, Amphetaminen oder Opioids<br />
liegt unter 0,5 %.<br />
2.7.2 Gefahrenpotenzial <strong>und</strong> Unfallrelevanz<br />
Der Dosis-Wirkung-Zusammenhang zwischen Drogen-/Medikamenteneinnahme<br />
<strong>und</strong> Verkehrsunfall<br />
ist sehr schwierig nachzuweisen. Es wurde z. B.<br />
häufig beobachtet, dass die Fahrfähigkeit in den<br />
ersten Tagen einer medikamentösen Behandlung<br />
mehr beeinträchtigt wird als zu einem späteren<br />
Zeitpunkt. Ausserdem reagieren die Menschen<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07 Risikofaktoren (Autoren: Y. Achermann-Stürmer, G. Scaramuzza) 89