Personenwagen-Lenkende und -Mitfahrende - BfU
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) Fahrdatenschreiber<br />
JDR (Journey Data Recorder)<br />
Fahrdatenschreiber zeichnen Informationen nicht<br />
nur im Fall eines Unfalls auf, sondern kontinuierlich<br />
während der ganzen Fahrt. Da derartige Systeme<br />
die Daten typischerweise mit einem Zeitintervall<br />
von einer Sek<strong>und</strong>e aufzeichnen, sind sie zur Rekonstruktion<br />
eines Unfalls zu ungenau. Fahrdatenschreiber<br />
erlauben aber ein fortlaufendes Monitoring<br />
des Fahrverhaltens <strong>und</strong> damit verschiedene<br />
präventive Anwendungen.<br />
a) Die erfassten Fahrdaten können den Versicherungsgesellschaften<br />
gemäss dem Motto «Pay<br />
as you drive» (PAYD) als Gr<strong>und</strong>lage für individuelle<br />
Prämienberechnungen dienen, wodurch<br />
sich präventiv risikobehaftete Verhaltensweisen<br />
reduzieren lassen.<br />
b) Neben dem Einsatz bei Versicherungen könnten<br />
Fahrdatenschreiber auch bei Betrieben mit<br />
Fahrzeugflotten sowie im privaten Sektor auf<br />
freiwilliger Basis zum Einsatz kommen. Auf<br />
dem US-Markt ist beispielsweise ein Gerät erhältlich,<br />
das u. a. für Eltern konzipiert wurde,<br />
die ihr Auto ihren Kindern zur Verfügung stellen<br />
<strong>und</strong> dabei eine gewisse Kontrolle haben<br />
möchten (Tiwi®, Abbildung 49). Das Gerät ermöglicht<br />
es den Eltern, sich darüber zu vergewissern,<br />
dass ihre Kinder keine riskanten Fahr-<br />
Abbildung 49<br />
Monitoringgerät<br />
Quelle: Inthinc<br />
manöver durchführen. Das Gerät erfasst verschiedene<br />
Informationen über das Fahrverhalten<br />
wie etwa abrupte Bremsmanöver, Beschleunigungen<br />
<strong>und</strong> Geschwindigkeiten, aber<br />
auch das Gurtentragen. Bei definierten Gefahrenereignissen<br />
wird nicht nur der Lenker gewarnt,<br />
sondern in Echtzeit (z. B. per SMS oder<br />
Mail) auch andere Instanzen benachrichtigt. Eine<br />
Evaluationsstudie konnte belegen, dass das<br />
Gerät risikoreiches Fahrverhalten von jungen<br />
Neulenkenden reduzieren kann [220].<br />
c) Es besteht auch die Möglichkeit, Fahrdatenschreiber<br />
für bestimmte Nutzergruppen gesetzlich<br />
vorzuschreiben <strong>und</strong> für polizeiliche Kontroll-Zwecke<br />
zu nutzen. Ein derartiges Kontrollsystem<br />
wurde beispielsweise in Australien eingeführt,<br />
um lokale <strong>und</strong> zeitliche Fahrbeschränkungen<br />
kontrollieren zu können [185]. Aber<br />
auch in der Schweiz werden bereits seit längerem<br />
Fahrdatenschreiber erfolgreich eingesetzt,<br />
um das Einhalten der Arbeits- <strong>und</strong> Ruhezeitverordnung<br />
(ARV 132 <strong>und</strong> ARV 233 ) bei Berufsfahrenden<br />
kontrollieren zu können [221]. Darüber<br />
hinaus wäre es sinnvoll, Fahrdatenschreiber bei<br />
schwereren Verkehrsdelikten als Bedingung für<br />
die Wiedererlangung des Führerausweises einzusetzen.<br />
Wirksamkeit: Die Erwartungen bezüglich der<br />
präventiven Wirkung von Fahrdatenschreibern sind<br />
deutlich grösser als bei Unfalldatenspeichern.<br />
Nichtsdestotrotz hängt die Wirksamkeit sehr stark<br />
vom konkreten Setting ab, in dem die Datenaufzeichnung<br />
stattfindet (z. B. bei Privatpersonen,<br />
Flottenfahrzeugen, PAYD-Versicherungsmodell,<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
32 Verordnung über die Arbeits- <strong>und</strong> Ruhezeit der berufsmässigen<br />
Motorfahrzeugführer <strong>und</strong> -führerinnen vom 19. Juni<br />
1995, SR 822.221<br />
33 Verordnung über die Arbeits- <strong>und</strong> Ruhezeit der berufsmässigen<br />
Führer von leichten Personentransportfahrzeugen <strong>und</strong><br />
schweren <strong>Personenwagen</strong> vom 6. Mai 1981, SR 822.222<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 07 Massnahmenbereich: Fahrzeug (Autor: M. Cavegn) 165