Eigentümerstandortgemeinschaften im Stadtumbau - Empirica
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3.2 Ein öffentliches Interesse an <strong>Eigentümerstandortgemeinschaften</strong> <strong>im</strong> <strong>Stadtumbau</strong>?<br />
3.2.1 Marktunvollkommenheiten und Koordinationsprobleme<br />
Die Zusammenarbeit der Immobilieneigentümer ist zunächst einmal mit zusätzlichem Aufwand und<br />
entsprechenden Belastungen verbunden und kommt von daher nicht ohne weiteres in Gang. Zudem ist<br />
die Möglichkeit einer entsprechenden Zusammenarbeit in Deutschland derzeit (noch) kaum oder gar<br />
nicht präsent. Im öffentlichen Interesse könnte es liegen, das Zustandskommen von ESG zu<br />
propagieren und besonders in der Anfangsphase Organisationshilfe zu leisten. Argumentativer<br />
Bezugspunkt eines derartigen öffentlichen Engagements können Entwicklungsblockaden <strong>im</strong> Quartier<br />
sein, die aus einem (zumindest partiellen) Marktversagen heraus erklärt werden können. Solches<br />
Marktversagen und entsprechende Entwicklungsblockaden kann man aus unterschiedlichen Gründen<br />
vermuten:<br />
• Die Qualität und damit auch Marktfähigkeit einer Immobilie ist <strong>im</strong>mer auch von der Qualität<br />
und der Marktfähigkeit ihres Umfeldes (des Quartiers) und damit auch der Nachbar-<br />
<strong>im</strong>mobilien abhängig. Von daher besteht eine gewisse Notwendigkeit zu einem koordinierten<br />
Investitions- und Bewirtschaftungsverhalten. Solange der Markt klare Signale sendet, findet<br />
die Koordination quasi mit Hilfe der „unsichtbaren Hand des Marktes“ statt. Es kommt zu<br />
einem relativ gleichgerichteten Investitionsverhalten, dass sich über Nachahmereffekte selbst<br />
stabilisiert und so die Quartiersentwicklung prägt. Man konnte und kann dies in vielen<br />
Gentrifizierungsprozessen beobachten. Demgegenüber sind <strong>Stadtumbau</strong>quartiere geradezu<br />
von einer unklaren Zukunftsperspektive charakterisiert, so dass ein sich verfestigender<br />
Attentismus der Eigentümer und Investoren entstehen kann, der durch eine gezielte<br />
Kooperation durchbrochen werden kann.<br />
• Man muss zudem befürchten, dass <strong>Stadtumbau</strong>quartiere durch eine Negativauslese der<br />
Eigentümer und Investoren zusätzlich geschwächt werden. Die unter dem Druck von<br />
Renditeerwartungen stehenden professionellen Eigentümer ziehen sich wahrscheinlich zurück.<br />
Auf der anderen Seite rücken nur wenig junge und einigermaßen leistungsfähige Haushalte als<br />
Eigentümer nach, so dass vermehrt alte und wirtschaftlich schwache Einzeleigentümer<br />
zurückbleiben (oftmals auch ausländische Haushalte). Diese Eigentümer sind nur unzu-<br />
reichend in der Lage ein den Potenzialen des Quartiers angemessenes Bewirtschaftungs- und<br />
Investitionsverhalten umzusetzen. Dabei kann diese eingeschränkte Fähigkeit auf einen<br />
Mangel an Kenntnissen (Marktkenntnisse, bautechnische Kenntnisse, Fördermöglichkeiten),<br />
eingeschränktes Engagement (z. B. altersbedingt), unzureichende wirtschaftliche Leistungs-<br />
fähigkeit oder auch begrenzte zeitliche Perspektiven zurückgehen. Derartig überforderten oder<br />
bisweilen - bis zur wirtschaftlichen Selbstschädigung – unwilligen Eigentümern durch die<br />
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