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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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die Fa<strong>ch</strong>leute <strong>für</strong> Abhängigkeitsfragen genau<br />

auf Vorläufersymptome von Gewalt in<br />

Paarbeziehungen a<strong>ch</strong>ten, sie anspre<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> so<br />

mögli<strong>ch</strong>st verhindern. Es wäre sinnvoll, mit<br />

Männern das Problem der männerspezifis<strong>ch</strong>en<br />

Gewalt systematis<strong>ch</strong> zu thematisieren.<br />

Behandlung<br />

In der Regel unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> die Motive <strong>für</strong><br />

einen Ausstieg aus der Abhängigkeit oder aus<br />

einem problematis<strong>ch</strong>en Konsum bei Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen. Die mit der Berufstätigkeit verb<strong>und</strong>enen<br />

juristis<strong>ch</strong>en Probleme, insbesondere das<br />

Fahren in angetrunkenem Zustand, sind <strong>für</strong><br />

Männer die grösste Motivation, si<strong>ch</strong> in<br />

Behandlung zu begeben. Es sind also strukturelle<br />

<strong>und</strong> soziale Zwänge, die Männer dazu bewegen,<br />

den Konsum aufzugeben. Weiter lässt si<strong>ch</strong> feststellen,<br />

dass si<strong>ch</strong> Männer später in Behandlung<br />

begeben als Frauen.<br />

Der Mehrfa<strong>ch</strong>konsum vers<strong>ch</strong>iedener psy<strong>ch</strong>oaktiver<br />

Substanzen sowie die psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Komorbidität<br />

bei einem sol<strong>ch</strong>en Konsumverhalten erfordern<br />

weitere Therapiekonzepte, die multidisziplinär<br />

sind <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t auf eine Substanz allein konzentrieren.<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz sind stationäre<br />

Behandlungseinri<strong>ch</strong>tungen klar na<strong>ch</strong> zwei<br />

Ansätzen unterteilt: jene, die im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />

auf Personen mit Alkoholproblemen spezialisiert<br />

sind <strong>und</strong> sol<strong>ch</strong>e, die auf Abhängige von illegalen<br />

Drogen im Allgemeinen ausgeri<strong>ch</strong>tet sind. Bei<br />

Männern, die si<strong>ch</strong> wegen Alkoholproblemen oder<br />

Problemen mit illegalen Drogen in Behandlung<br />

begeben, ist die soziale Isolation ein s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ender<br />

Faktor, der berücksi<strong>ch</strong>tigt werden muss. Dies<br />

umso mehr, als die Rolle der Umgebung bei der<br />

Genesung von ents<strong>ch</strong>eidender Bedeutung ist. Für<br />

Männer in einer Behandlung ist ein vorhandener<br />

Arbeitsplatz ein wi<strong>ch</strong>tiger Faktor <strong>für</strong> die<br />

Genesung. Die Probleme der Verweigerung, der<br />

Ambivalenz sowie des psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Leidens müssen<br />

thematisiert werden, um die Motivation der<br />

Betroffenen zu stärken, eine Behandlung zu<br />

beginnen, sie weiterzuführen <strong>und</strong> bei einem<br />

Rückfall ni<strong>ch</strong>t aufzugeben. Der pragmatis<strong>ch</strong>e<br />

Ansatz <strong>für</strong> Abhängige von illegalen Drogen muss<br />

dazu anregen, Substitutionsangebote zu entwickeln<br />

SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

sowie weitere nieders<strong>ch</strong>wellige Betreuungsstrukturen,<br />

da diese von Männern erfahrungsgemäss<br />

sehr gut genutzt werden.<br />

Was das Rau<strong>ch</strong>en betrifft, so sind Männer ab<br />

45 Jahren weniger motiviert aufzuhören als Frauen.<br />

Die am häufigsten na<strong>ch</strong>gewiesenen Erfolgskriterien<br />

sind später Beginn, niedriger Konsum sowie s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>es<br />

Inhalieren, kein assoziierter Alkoholkonsum,<br />

ein Umfeld das ni<strong>ch</strong>t rau<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> eine motivierende<br />

Umgebung. Bei Zigarrenrau<strong>ch</strong>ern s<strong>ch</strong>einen die<br />

Erfolgs<strong>ch</strong>ancen ebenfalls höher zu sein. Rau<strong>ch</strong>ende<br />

einfa<strong>ch</strong> zu einer Behandlung aufzufordern, zeigt<br />

keine guten Erfolge.<br />

Die Konzepte der so genannten Kurzinterventionen<br />

<strong>und</strong> der motivierenden Gesprä<strong>ch</strong>sführung, die den<br />

Patienten in die vers<strong>ch</strong>iedenen Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

einbeziehen, sind viel verspre<strong>ch</strong>ende Ansätze,<br />

besonders <strong>für</strong> Männer. Die Therapierenden übergeben<br />

den Klienten eine Teilverantwortung <strong>für</strong><br />

ihr Problem <strong>und</strong> geben ihnen damit die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, ihre Situation zu definieren, zu artikulieren<br />

<strong>und</strong> dabei zu lernen, die Abfolge der<br />

Behandlung mitzubestimmen. Arbeitgeber können<br />

eine ents<strong>ch</strong>eidende Rolle übernehmen,<br />

indem sie ihre Mitarbeiter motivieren, si<strong>ch</strong> in<br />

Behandlung zu begeben <strong>und</strong> sie bei der<br />

Wiedereingliederung unterstützen. Das soziale<br />

Netz ist ein wi<strong>ch</strong>tiger Faktor <strong>für</strong> die Genesung der<br />

Männer, au<strong>ch</strong> dann, wenn es si<strong>ch</strong> um eine<br />

Selbstheilung handelt. Ebenso sind familiäre<br />

Bindungen von grosser <strong>und</strong> positiver Bedeutung.<br />

Um Männern zu helfen, ein soziales Netz (wieder)<br />

aufzubauen, muss mit ihnen an allfälligen<br />

Beziehungsdefiziten gearbeitet werden, dur<strong>ch</strong><br />

gezielte Förderung ihrer persönli<strong>ch</strong>en Entwicklung.<br />

Dazu gehören die Fähigkeit zur Empathie,<br />

Anteilnahme, Zusammenarbeit <strong>und</strong> respektvollen<br />

Kommunikation.<br />

Es ist wesentli<strong>ch</strong>, die Glei<strong>ch</strong>heit der Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />

im therapeutis<strong>ch</strong>en Konzept von Institutionen<br />

vorrangig zu behandeln (gender mainstream).<br />

Unter anderem sollten die angebotenen<br />

Massnahmen, die Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>termis<strong>ch</strong>ung (oder<br />

ni<strong>ch</strong>t) bei der Klientel <strong>und</strong>/oder dem Team, ja<br />

sogar beim leitenden Gremium oder beim<br />

Vorstand auf einem Verständnis der Glei<strong>ch</strong>-

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