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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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engagieren als in der Familie. In dieser neuen Rolle erhalten Männer<br />

jedo<strong>ch</strong> – ebenso wie die Frauen übrigens – nur wenig Anerkennung von<br />

ihrer Umgebung, wenn ni<strong>ch</strong>t gar Kritik oder Missfallen. Sie sind hin <strong>und</strong><br />

her gerissen zwis<strong>ch</strong>en ihrer traditionellen Rolle als Geldverdiener <strong>und</strong><br />

dem Wuns<strong>ch</strong>, anwesende <strong>und</strong> aufmerksame Väter zu sein. Zwis<strong>ch</strong>en diesen<br />

beiden Rollen stehend wissen viele Männer ni<strong>ch</strong>t mehr, wie sie si<strong>ch</strong><br />

verhalten sollen, um ihre Ma<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> ihre Stellung zu bewahren <strong>und</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t die Rolle <strong>und</strong> die Stellung von Frauen übernehmen zu müssen.<br />

Weil ein klarer Bezugsrahmen fehlt, zweifeln sie an ihrem Selbstwert.<br />

Hinzu kommen Erwartungen <strong>und</strong> Bedürfnisse der Frauen, die die Männer<br />

überrollen, destabilisieren <strong>und</strong> ängstigen. Was bleibt von ihren traditionellen<br />

männli<strong>ch</strong>en Rollen als Vater <strong>und</strong> Familienoberhaupt übrig?<br />

Wel<strong>ch</strong>en neuen Formen von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> müssen oder können sie<br />

Ausdruck verleihen? Heute wissen die Männer nämli<strong>ch</strong>, was sie ni<strong>ch</strong>t<br />

sein sollten, nämli<strong>ch</strong> gebieteris<strong>ch</strong>, gewalttätig, ma<strong>ch</strong>tbesessen, omnipräsent<br />

usw. Weniger klar <strong>für</strong> sie ist dagegen zu erkennen, was sie eigentli<strong>ch</strong><br />

sein sollten.<br />

2.2.6 Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en stereotyper männli<strong>ch</strong>er Identität<br />

<strong>und</strong> dem Konsum psy<strong>ch</strong>oaktiver Substanzen<br />

Einer bestimmten sozialen Klasse anzugehören, kann die Ausprägung<br />

bestimmter Formen von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> erlei<strong>ch</strong>tern oder ers<strong>ch</strong>weren. Wenn<br />

die sozialen Ressourcen <strong>für</strong> die Entwicklung einer eigenen, männli<strong>ch</strong>en<br />

Identität bes<strong>ch</strong>ränkt sind, wie dies der Fall ist bei Männern einer ethnis<strong>ch</strong>en<br />

Minderheit, sol<strong>ch</strong>en, die sozial bena<strong>ch</strong>teiligt sind, einen niedrigen<br />

Bildungsstand oder eine abwei<strong>ch</strong>ende sexuelle Orientierung (Homosexualität)<br />

haben, begünstigt dies die Entwicklung einer männli<strong>ch</strong>en<br />

Identität, die stark von vorherrs<strong>ch</strong>enden Stereotypen geprägt ist. Nun aber<br />

zeigen immer mehr wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen, dass offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

ein Zusammenhang besteht zwis<strong>ch</strong>en einer Verinnerli<strong>ch</strong>ung der vorherrs<strong>ch</strong>enden<br />

männli<strong>ch</strong>en Normen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden<br />

Verhaltensweisen. Dazu gehören der Konsum von Zigaretten, Alkohol <strong>und</strong><br />

anderen Drogen.<br />

In der Tat ist der problematis<strong>ch</strong>e Konsum psy<strong>ch</strong>oaktiver Substanzen bei<br />

man<strong>ch</strong>en Männern als Ausdruck ihrer <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> zu verstehen (14) .<br />

Dieser Konsum erlei<strong>ch</strong>tert ihnen die soziale Integration <strong>und</strong> sie versu<strong>ch</strong>en<br />

ihre Probleme zu lösen, indem sie diese aus ihrem Bewusstsein verdrängen<br />

<strong>und</strong> na<strong>ch</strong> aussen tragen. Diese Ambivalenz wird dur<strong>ch</strong> das Bedürfnis, vollständige<br />

Kontrolle über die eigenen gefährdenden Verhaltensweisen auszuüben,<br />

zusätzli<strong>ch</strong> verstärkt. Von diesem Standpunkt aus betra<strong>ch</strong>tet sind<br />

das Ausüben von Extremsportarten, die Zugehörigkeit zu einer Jugendbande<br />

oder der übermässige Konsum von Alkohol oder Drogen <strong>für</strong> einen<br />

Mann Ausdruck der Überlegenheit, der Fähigkeit, Grenzen zu übers<strong>ch</strong>reiten<br />

<strong>und</strong> der Kraft (au<strong>ch</strong> in Bezug auf Gewalttätigkeit) – aber nur solange<br />

der Betreffende zeigt, dass er die Situation vollständig unter Kontrolle hat.<br />

Paradoxerweise gehört au<strong>ch</strong> der Raus<strong>ch</strong> zum Ausdruck von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong>.<br />

Sowohl die Zurs<strong>ch</strong>austellung der eigenen Betrunkenheit als au<strong>ch</strong> die<br />

Kontrolle über den eigenen, starken Alkoholkonsum sind typis<strong>ch</strong> männli<strong>ch</strong>e<br />

Verhaltensweisen, die beide das Risiko einer Abhängigkeit bergen.<br />

TEIL I Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> das Verständnis<br />

Es gibt ni<strong>ch</strong>t genügend Alternativen<br />

zu den traditionellen Formen von<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong><br />

Individuelle <strong>und</strong> soziale Ressourcen<br />

ermögli<strong>ch</strong>en eine Veränderung des<br />

traditionellen Männerbildes<br />

Ein stereotypes Bild der <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong><br />

fördert ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />

Verhaltensweisen<br />

Der Konsum psy<strong>ch</strong>oaktiver<br />

Substanzen als Zei<strong>ch</strong>en von<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong><br />

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