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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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68<br />

Von 1168 Personen, die si<strong>ch</strong> im Jahre 2004 in einer stationären Alkoholoder<br />

Medikamententherapie befanden (ni<strong>ch</strong>t repräsentative Erhebung),<br />

waren 14.1 % ausländis<strong>ch</strong>er Nationalität (8) . Diese Zahl liegt unter dem<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Ausländeranteil von r<strong>und</strong> 20 % in der S<strong>ch</strong>weizer<br />

Wohnbevölkerung (17) . Die Statistik der ambulanten Beratungsstellen im<br />

Alkohol- <strong>und</strong> Drogenberei<strong>ch</strong> weist <strong>für</strong> das Jahr 2002 etwas andere<br />

Prävalenzen auf: Bei den 2452 männli<strong>ch</strong>en Ratsu<strong>ch</strong>enden mit eigenen<br />

Substanzproblemen betrug der Anteil derjenigen ohne S<strong>ch</strong>weizer<br />

Staatsbürgers<strong>ch</strong>aft 26.5 %, bei den 1046 weibli<strong>ch</strong>en Ratsu<strong>ch</strong>enden belief<br />

si<strong>ch</strong> der Ausländeranteil auf 20.4 % (14) .<br />

6.3 Wirkt der Migrationskontext anders auf Männer<br />

als auf Frauen?<br />

Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen sind mehr oder weniger gezwungen, si<strong>ch</strong><br />

mit der Kultur bzw. der Gesells<strong>ch</strong>aft des Aufnahmelandes auseinander zu<br />

setzen, si<strong>ch</strong> anzupassen <strong>und</strong> zu integrieren. In diesem Prozess der<br />

Auseinandersetzung <strong>und</strong> der Integration spielt das Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle. Die Konzepte von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> <strong>und</strong> Weibli<strong>ch</strong>keit sowie<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen <strong>und</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terbeziehungen sind gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Konstrukte <strong>und</strong> somit – wie bereits in Kapitel 2 erwähnt – kultur- bzw.<br />

gesells<strong>ch</strong>aftsspezifis<strong>ch</strong> <strong>und</strong> wandelbar. Migrierende Personen werden<br />

im Aufnahmeland mit ihnen bisher unvertrauten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen<br />

konfrontiert. Das Leben in der neuen Gesells<strong>ch</strong>aft verlangt von ihnen<br />

ein Aushandeln von neuen Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen <strong>und</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terbeziehungen<br />

(13) .<br />

Von diesem Aushandlungs-, Anpassungs- <strong>und</strong> Integrationsprozess sind<br />

ni<strong>ch</strong>t nur die Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen selber betroffen, sondern au<strong>ch</strong><br />

deren Na<strong>ch</strong>kommen. Oftmals versu<strong>ch</strong>t die migrierte Generation traditionelle<br />

Muster <strong>und</strong> bisherige ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terspezifis<strong>ch</strong>e Rollenbilder im<br />

Aufnahmeland so lange <strong>und</strong> so weit als mögli<strong>ch</strong> aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten.<br />

Ihre Kinder hingegen, die in einer anderen Gesells<strong>ch</strong>aft aufwa<strong>ch</strong>sen,<br />

sind dur<strong>ch</strong> die Strukturen des Aufnahmelandes geprägt <strong>und</strong> fühlen si<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> die traditionellen Muster der Eltern einges<strong>ch</strong>ränkt. Deshalb<br />

sind Spannungen zwis<strong>ch</strong>en den Generationen in Familien mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> – insbesondere was die Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen betrifft<br />

– besonders häufig <strong>und</strong> intensiv (22) .<br />

Auf männli<strong>ch</strong>e Migranten s<strong>ch</strong>einen si<strong>ch</strong> diese Spannungen <strong>und</strong> Konflikte<br />

in zum Teil anderer Form auszuwirken als auf Migrantinnen. Eine ausführli<strong>ch</strong>e<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Auswirkungen wäre aufgr<strong>und</strong><br />

mangelnder Literatur sehr aufwändig <strong>und</strong> würde den Rahmen der<br />

vorliegenden Arbeit sprengen. Im Folgenden sind nur Beispiele <strong>für</strong><br />

ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terspezifis<strong>ch</strong>e Konflikte im Zusammenhang mit Migration der<br />

ersten Generation aufgeführt.<br />

SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Das Konzept von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> ist<br />

au<strong>ch</strong> kulturspezifis<strong>ch</strong><br />

Über ein traditionelles Männerbild<br />

die Verbindung zur Herkunftskultur<br />

aufre<strong>ch</strong>t erhalten<br />

Die Kinder der zweiten Generation<br />

befinden si<strong>ch</strong> in einer andern<br />

Situation als ihre migrierten Eltern

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