Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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(Notunterkünfte, Wohnräume mit Behandlung oder Betreuung), die<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigung (Arbeitsplätze mit oder ohne Betreuung, am häufigsten mit<br />
Tageslohn) <strong>und</strong> die Tagesbetreuung (Betreuungs- <strong>und</strong> Hilfezentren, mit<br />
oder ohne Mögli<strong>ch</strong>keit zu konsumieren) umfasst. Dieser Ansatz umfasst<br />
au<strong>ch</strong> Projekte der Ausgabe <strong>und</strong> des Taus<strong>ch</strong>s von Spritzen, niedrigs<strong>ch</strong>wellige<br />
ärztli<strong>ch</strong>e Behandlung (z.B. Hospitalzimmer <strong>für</strong> Obda<strong>ch</strong>lose) <strong>und</strong> die<br />
Strassenarbeit (22) “. Zusätzli<strong>ch</strong> entwickelte si<strong>ch</strong> die aufsu<strong>ch</strong>ende Sozialarbeit<br />
„ausserhalb jedes repressiven, si<strong>ch</strong>eren <strong>und</strong> normativen Rahmens<br />
der sozialen Kontrolle, der als Gesamtheit der positiven oder negativen<br />
Sanktionen definiert ist, die die Gesells<strong>ch</strong>aft anwendet, um die Übereinstimmung<br />
mit den Verhaltensweisen na<strong>ch</strong> etablierten Modellen si<strong>ch</strong>erzustellen<br />
(17) “.<br />
Das Netz der nieders<strong>ch</strong>welligen Kontaktstellen hat si<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
zunä<strong>ch</strong>st in den grossen Städten der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz <strong>und</strong> dana<strong>ch</strong> breitflä<strong>ch</strong>ig<br />
entwickelt. Es umfasste 2003 ungefähr 200 Einri<strong>ch</strong>tungen, die 8’000<br />
bis 10’000 Klientinnen <strong>und</strong> Klienten Betreuung anboten (22) . Die Daten<br />
zur Klientel, die diese Stellen aufsu<strong>ch</strong>te, sind bei weitem ni<strong>ch</strong>t vollständig,<br />
da der Gr<strong>und</strong>satz der garantierten Anonymität voraussetzt, dass persönli<strong>ch</strong>e<br />
Daten ni<strong>ch</strong>t festgehalten werden. Es ist jedo<strong>ch</strong> festzustellen, dass si<strong>ch</strong><br />
die Zahl der Besu<strong>ch</strong>e insgesamt, die von diesen Zentren genannt wurden,<br />
im November 2001 auf 101’815 belief, davon entfielen 22’120 (21.7 %)<br />
auf Frauen. In den Einri<strong>ch</strong>tungen, die feste Betreuungsplätze anbieten,<br />
variiert der Anteil Frauen zwis<strong>ch</strong>en 26.3 % <strong>und</strong> 35.3 % (31) . Somit s<strong>ch</strong>eint<br />
es, als seien Männer bei den nieders<strong>ch</strong>welligen Behandlungsangeboten<br />
überrepräsentiert. Es lässt si<strong>ch</strong> vermuten, dass die Umgebung dieser<br />
Stellen, nahe dem Strassenmilieu <strong>und</strong> anonym gestaltet, eher den<br />
Erwartungen der Männer entspri<strong>ch</strong>t, während sie man<strong>ch</strong>e Frauen davon<br />
abhält, diese aufzusu<strong>ch</strong>en. Im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen Behandlungsangeboten<br />
ist das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter der Abhängigen (Männer <strong>und</strong><br />
Frauen), die diese nieders<strong>ch</strong>welligen Kontaktstellen aufsu<strong>ch</strong>en, höher<br />
(ungefähr 32 Jahre), während das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter der Personen mit<br />
ärztli<strong>ch</strong> verordneter Heroinabgabe niedriger ist (ungefähr 28 Jahre) (63) .<br />
Etwa 10 % der Abhängigen verwendeten eine gebrau<strong>ch</strong>te Spritze (in den<br />
6 Monaten vor der Befragung). Au<strong>ch</strong> wenn die Praxis der gemeinsamen<br />
Nutzung von Injektionsbesteck zwis<strong>ch</strong>en 1996 <strong>und</strong> 2000 rückgängig ist,<br />
besteht sie na<strong>ch</strong> wie vor <strong>und</strong> könnte die hohe Rate an Hepatitis-C-<br />
Infektionen erklären: 59 % positive Tests bei der Klientel von nieders<strong>ch</strong>welligen<br />
Angeboten <strong>und</strong> 82 % der Klientel mit ärztli<strong>ch</strong> verordneter<br />
Heroinabgabe (63) . Die Abhängigen, bei denen ein Infektionsrisiko dur<strong>ch</strong><br />
gebrau<strong>ch</strong>tes Besteck besteht, sind jünger als diejenigen, die sol<strong>ch</strong>es ni<strong>ch</strong>t<br />
verwenden; <strong>und</strong> das sind häufig Frauen. Bei der Hälfte der Abhängigen,<br />
die diese Strukturen benutzen, ist Heroin die am regelmässigsten konsumierte<br />
Substanz, d. h. mehrere Male pro Wo<strong>ch</strong>e.<br />
Es ist festzustellen, dass besonders bei den Strukturen mit Konsummögli<strong>ch</strong>keiten<br />
ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergere<strong>ch</strong>te Angebote <strong>für</strong> Frauen sehr selten sind,<br />
d. h. zwei von dreizehn ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> an Frauen. Ausserdem sind ges<strong>ch</strong>ützte<br />
Arbeitsplätze (u. a. in der Forstwirts<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> auf dem Bau) auf Männer<br />
Teil III Wenn der Konsum ausser Kontrolle gerät <strong>und</strong> zu Problemen führt<br />
Ein Angebot, das mehr von Männern<br />
als von Frauen genutzt wird<br />
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