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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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au<strong>ch</strong> ein erhöhtes Suizidrisiko festzustellen. Diese Komorbidität s<strong>ch</strong>eint<br />

bisher ni<strong>ch</strong>t unter dem ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terspezifis<strong>ch</strong>en Aspekt untersu<strong>ch</strong>t worden<br />

zu sein.<br />

7.2.3 Cannabis<br />

Man weiss erst wenig über die psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Komorbidität beim<br />

Cannabiskonsum, besonders, was die Kausalität betrifft: Die aktuellen epidemiologis<strong>ch</strong>en<br />

Studien verwenden nämli<strong>ch</strong> die Lebenszeitprävalenz oder<br />

die 12-Monats-Prävalenz, um den Cannabiskonsum zu erfassen. Do<strong>ch</strong><br />

sind dies keine geeigneten Indikatoren, um Kausalzusammenhänge (30) bei<br />

klinis<strong>ch</strong>en Patientengruppen mit affektiven Störungen zu untersu<strong>ch</strong>en. In<br />

den klinis<strong>ch</strong>en Patientenpopulationen mit affektiven Störungen liegt bei<br />

4.0 bis 19.6 % der Fälle die Diagnose eines Missbrau<strong>ch</strong>s oder einer<br />

Cannabisabhängigkeit vor (22) , wobei der Missbrau<strong>ch</strong> dem depressiven<br />

Zustand bei einem Drittel der Fälle vorausgegangen ist. Bei den<br />

Patientinnen <strong>und</strong> Patienten mit bipolaren Störungen weisen 13.4 bis 64 %<br />

einen Cannabismissbrau<strong>ch</strong> auf. Die Suizidrisiken korrelieren ebenfalls mit<br />

dem Cannabiskonsum: Bei den Patientinnen <strong>und</strong> Patienten, die einen<br />

Suizidversu<strong>ch</strong> unternommen haben, sind signifikant mehr Personen mit<br />

Cannabismissbrau<strong>ch</strong> als in der Allgemeinbevölkerung zu finden; umgekehrt<br />

ist die Prävalenz von Suizidversu<strong>ch</strong>en bei Personen mit Cannabismissbrau<strong>ch</strong><br />

ebenfalls signifikant höher als in der Allgemeinbevölkerung.<br />

Der Cannabiskonsum s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> auf vers<strong>ch</strong>iedene psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Störungen<br />

negativ auszuwirken (22) . Eine australis<strong>ch</strong>e Studie bei Jugendli<strong>ch</strong>en, die<br />

von Fis<strong>ch</strong>er et al. zitiert wird (10) , zeigt, dass die Prävalenz von depressiven<br />

Zuständen <strong>und</strong> Angstzuständen mit zunehmendem Cannabiskonsum<br />

ansteigt, dass dieser Zusammenhang bei weibli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en jedo<strong>ch</strong><br />

stärker ist. Insbesondere leiden junge Frauen, die tägli<strong>ch</strong> Cannabis konsumieren,<br />

5-mal häufiger an Depression <strong>und</strong> Angst als junge Frauen, die<br />

ni<strong>ch</strong>t konsumieren (40) . Ausserdem ist der wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>e oder häufigere<br />

Cannabiskonsum bei Jugendli<strong>ch</strong>en mit einem doppelt so hohen Risiko <strong>für</strong><br />

Depression <strong>und</strong> Angst im Erwa<strong>ch</strong>senenalter verb<strong>und</strong>en. Diese Ergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass häufiger Cannabiskonsum bei Frauen ein höheres<br />

Risiko <strong>für</strong> affektive Störungen bedeuten kann a . Fa<strong>ch</strong>leute vertreten jedo<strong>ch</strong><br />

relativ einhellig die Ansi<strong>ch</strong>t, dass Cannabiskonsum an si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu einer<br />

<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Psy<strong>ch</strong>ose führt: „Allerdings ist die Diagnostik relativ s<strong>ch</strong>wierig,<br />

da eine <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e Cannabispsy<strong>ch</strong>ose s<strong>ch</strong>wer von einer funktionalen<br />

Psy<strong>ch</strong>ose wie S<strong>ch</strong>izophrenie mit glei<strong>ch</strong>zeitigem Cannabiskonsum unters<strong>ch</strong>ieden<br />

werden kann. Es wird ebenfalls kontrovers diskutiert, ob<br />

Cannabis S<strong>ch</strong>izophrenie vorzeitig auslösen kann. Deutli<strong>ch</strong> da<strong>für</strong> spre<strong>ch</strong>en<br />

zwei neuere Studien. Kritis<strong>ch</strong>e Stimmen dagegen s<strong>ch</strong>reiben dem<br />

Cannabisgebrau<strong>ch</strong> nur die Funktion einer Selbstmedikation gegen die<br />

Symptome der S<strong>ch</strong>izophrenie zu. Die langzeitli<strong>ch</strong>e Analyse von<br />

Cannabiskonsumraten <strong>und</strong> von Neuerkrankungsraten an S<strong>ch</strong>izophrenie<br />

zeigt, dass der Cannabiskonsum kaum in kausaler Weise mit der<br />

Neuerkrankungsrate an S<strong>ch</strong>izophrenie verknüpft ist. Mehr Konsens<br />

besteht darüber, dass Cannabis den Verlauf von S<strong>ch</strong>izophrenie vers<strong>ch</strong>limmern<br />

oder zu Rückfällen führen kann. In neuesten Fors<strong>ch</strong>ungsberi<strong>ch</strong>ten<br />

a Frei ins Deuts<strong>ch</strong>e übernommen na<strong>ch</strong> dem Originaldokument in englis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e<br />

Teil III Wenn der Konsum ausser Kontrolle gerät <strong>und</strong> zu Problemen führt<br />

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