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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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Du a<strong>ch</strong>test ni<strong>ch</strong>t auf deine eigenen Bedürfnisse<br />

Du brau<strong>ch</strong>st niemals Hilfe<br />

Si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um die eigene Ges<strong>und</strong>heit zu kümmern, Si<strong>ch</strong>erheitsvors<strong>ch</strong>riften<br />

ni<strong>ch</strong>t zu bea<strong>ch</strong>ten, si<strong>ch</strong> zu weigern, bei Unwohlsein die<br />

Arbeit niederzulegen, wenig S<strong>ch</strong>laf, si<strong>ch</strong> alkoholisiert ans Steuer zu setzen<br />

– all dies gilt als „normales“ männli<strong>ch</strong>es Verhalten, weil es erwartet oder<br />

gar gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> verlangt wird. Für einen Mann bedeutet krank sein in<br />

den Augen anderer Männer S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e, was zu einem Ma<strong>ch</strong>tverlust führt.<br />

Die sozialen Gebote, auf denen männli<strong>ch</strong>e Identität aufgebaut ist, können<br />

verhindern, dass ein Mann si<strong>ch</strong> traut, seine S<strong>ch</strong>merzen zu äussern <strong>und</strong><br />

einen Arzt zu konsultieren, der ihm hilft, etwas <strong>für</strong> seine Ges<strong>und</strong>heit zu<br />

tun. Die Rolle der Selbstbeherrs<strong>ch</strong>ung, die vom männli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />

verlangt wird, nimmt einen wi<strong>ch</strong>tigen Stellenwert bei den Überlegungen<br />

zu den therapeutis<strong>ch</strong>en Ansätzen ein. Die Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter-Statistik der<br />

Konsultationen von Patienten in Allgemeinpraxen (12) spri<strong>ch</strong>t <strong>für</strong> si<strong>ch</strong>:<br />

Männer bis zum Alter von 74 Jahren su<strong>ch</strong>en generell weniger häufig einen<br />

Allgemeinmediziner auf (59 %) als Frauen (63 %). Männer über 75 Jahre<br />

konsultieren allerdings häufiger als glei<strong>ch</strong>altrige Frauen mindestens einmal<br />

pro Jahr einen Allgemeinmediziner.<br />

Bei Konsultationen aufgr<strong>und</strong> psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Störungen wenden si<strong>ch</strong><br />

Betroffene, die professionelle Hilfe su<strong>ch</strong>en, zu etwa zwei Dritteln an eine<br />

Fa<strong>ch</strong>person mit privater Praxis (Arzt, Psy<strong>ch</strong>iater, Psy<strong>ch</strong>ologe <strong>und</strong> weitere<br />

Berufsgruppen) (10) . Das verbleibende Drittel lässt si<strong>ch</strong> in Kliniken behandeln.<br />

Im Detail betra<strong>ch</strong>tet s<strong>ch</strong>eint es, dass si<strong>ch</strong> Männer (47.9 %) wesentli<strong>ch</strong><br />

häufiger als Frauen (34.9 %) an einen Spezialisten wenden, d. h. an<br />

einen Psy<strong>ch</strong>iater oder Psy<strong>ch</strong>ologen. Frauen hingegen konsultieren eher<br />

Ärzte ausserhalb des psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>gebiets (33.3 %), vergli<strong>ch</strong>en mit<br />

Männern (17.0 %). Das hängt damit zusammen, dass Männer bei s<strong>ch</strong>weren<br />

<strong>und</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>werden entspre<strong>ch</strong>ende Fa<strong>ch</strong>ärzte aufsu<strong>ch</strong>en,<br />

während Frauen si<strong>ch</strong> frühzeitig um ihre Ges<strong>und</strong>heit kümmern <strong>und</strong><br />

deshalb eher Allgemeinärzte konsultieren.<br />

2.2.5 Vom einheitli<strong>ch</strong>en traditionellen Männerbild zur Vielfalt<br />

männli<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrollen<br />

Der Ausdruck von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> je na<strong>ch</strong> Alter, Kultur,<br />

Sozial-, Wirts<strong>ch</strong>afts- <strong>und</strong> Bildungsstatus sowie sexueller Orientierung.<br />

Gemäss diesen Kriterien demonstrieren Männer ihre <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> dur<strong>ch</strong><br />

das Tragen einer Waffe, mit ihren Fäusten, in ihrer Sexualität, beim Sport,<br />

dur<strong>ch</strong> körperli<strong>ch</strong>e Stärke, dur<strong>ch</strong> Prestigeobjekte wie Autos oder dur<strong>ch</strong> ihre<br />

Finanzkraft. In unserer Gesells<strong>ch</strong>aft, die si<strong>ch</strong> wandelt <strong>und</strong> in der traditionelle<br />

Bezugsrahmen si<strong>ch</strong> auflösen, ist die klassis<strong>ch</strong>e Kernfamilie – ein<br />

Paar mit Kindern – ni<strong>ch</strong>t mehr unbedingt die Norm. Die Frauen bringen<br />

die traditionellen sozialen Rollen ins Wanken, indem sie si<strong>ch</strong> berufli<strong>ch</strong><br />

engagieren <strong>und</strong> politis<strong>ch</strong> aktiv sind. Man<strong>ch</strong>e Männer sehen si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong><br />

selbst mit der Doppelbelastung „Familie <strong>und</strong> Arbeit“ konfrontiert, wobei<br />

die Ansi<strong>ch</strong>t vorherrs<strong>ch</strong>t, sie müssten si<strong>ch</strong> im Beruf wesentli<strong>ch</strong> stärker<br />

SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Mann sein heisst, si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um die<br />

eigene Ges<strong>und</strong>heit zu kümmern<br />

Der Mann geht seltener zum Arzt,<br />

<strong>und</strong> wenn, dann bei relativ<br />

s<strong>ch</strong>werwiegenden Krankheiten,<br />

die eine Fa<strong>ch</strong>behandlung dur<strong>ch</strong><br />

Spezialärzte erfordern

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