Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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Klingemann in seinem Beri<strong>ch</strong>t (15) feststellt, in dem er Jacobi zitiert (13) .<br />
Ausserdem ist der Wegfall bestimmter berufli<strong>ch</strong>er Aufgaben wie zum<br />
Beispiel des Autofahrens oder anderer Anforderungen, die mit<br />
Alkoholkonsum ni<strong>ch</strong>t vereinbar sind, viellei<strong>ch</strong>t ein Gr<strong>und</strong>, si<strong>ch</strong> nun zu<br />
erlauben, ungehindert zu trinken. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> verliert der Mann mit dem<br />
Ruhestand au<strong>ch</strong> die soziale Rolle des Geldverdieners, was sein<br />
Selbstwertgefühl s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en kann. Das niedrige Einkommen könnte aber<br />
au<strong>ch</strong> – aufgr<strong>und</strong> fehlender Geldmittel – ein Hindernis <strong>für</strong> übermässigen<br />
Alkoholkonsum darstellen. Diese gegenläufigen Hypothesen sind empiris<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t überprüft <strong>und</strong> bedürfen f<strong>und</strong>ierter Studien. Es ist dringend<br />
erforderli<strong>ch</strong>, die Motive eines spät beginnenden problematis<strong>ch</strong>en<br />
Alkoholkonsums bei älteren Mens<strong>ch</strong>en genauer zu untersu<strong>ch</strong>en, um diesem<br />
Problem, das angesi<strong>ch</strong>ts der aktuellen demografis<strong>ch</strong>en Entwicklung<br />
no<strong>ch</strong> zunehmen wird, besser vorbeugen zu können.<br />
Indem Klingemann (15) si<strong>ch</strong> auf eine qualitative Studie (4) stützt, unterstrei<strong>ch</strong>t<br />
er, „dass beim Alkohol- <strong>und</strong> Zigarettenkonsum, aber au<strong>ch</strong> bei allgemeinen<br />
ges<strong>und</strong>heitsrelevanten Einstellungen (...) si<strong>ch</strong> ein klarer<br />
protektiver Effekt bei den verheirateten Männern (zeigt). Während bei<br />
dieser Gruppe der Konsum kontinuierli<strong>ch</strong> über die Altersklassen sinkt, ist<br />
dies insbesondere bei den ges<strong>ch</strong>iedenen, daneben aber au<strong>ch</strong> den verwitweten<br />
<strong>und</strong> alleinstehenden Männern weit weniger der Fall.“ Diese<br />
Feststellung entspri<strong>ch</strong>t der Aussage, wona<strong>ch</strong> die Ehefrau ihren Mann beim<br />
Übergang vom aktiven Berufsleben in den Ruhestand sozial wie au<strong>ch</strong><br />
emotional stärkt (24) . Indem die Frau dem Mann die Anpassung an das<br />
Leben als Rentner erlei<strong>ch</strong>tert, stellt sie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> einen ents<strong>ch</strong>eidenden<br />
S<strong>ch</strong>utzfaktor dar, insbesondere in Bezug auf den Alkoholkonsum ihres<br />
Mannes.<br />
Männer auf den Ruhestand vorzubereiten, ist <strong>für</strong> die Prävention<br />
eines problematis<strong>ch</strong>en Konsums psy<strong>ch</strong>oaktiver Substanzen im Alter<br />
ein äusserst sinnvolles Vorgehen. Pro Senectute bietet zum Beispiel<br />
in Betrieben Vorbereitungsseminare <strong>für</strong> den Ruhestand an. Diese<br />
meist 3-tägigen Seminare sind darauf ausgeri<strong>ch</strong>tet, neue Aktivitäten,<br />
Hobbys <strong>und</strong> andere Bes<strong>ch</strong>äftigungen zu fördern, beim Aufbau eines<br />
neuen sozialen Netzes zu helfen, einen neuen Lebensrhythmus zu<br />
erlernen, mit bes<strong>ch</strong>ränkten finanziellen Mitteln auszukommen<br />
sowie eine Partners<strong>ch</strong>aft zu führen, in der mehr Zeit gemeinsam verbra<strong>ch</strong>t<br />
wird. Sol<strong>ch</strong>e Seminare müssen in den Betrieben intensiv<br />
gefördert werden.<br />
Ausserdem ist es dringend erforderli<strong>ch</strong>, die Motive des späten problematis<strong>ch</strong>en<br />
Alkoholkonsums im Alter besser zu verstehen, um<br />
diesem Phänomen, das bei der aktuellen demografis<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklung no<strong>ch</strong> zunehmen wird, wirksam vorzubeugen.<br />
Teil II Altersgruppen, Konsumverhalten, Konsumrisiken <strong>und</strong> -folgen<br />
Verheiratet sein:<br />
ein S<strong>ch</strong>utzfaktor <strong>für</strong> den Mann<br />
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