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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> verbergen diese Fakten, dass ein gründli<strong>ch</strong>es Na<strong>ch</strong>denken<br />

über die Bedürfnisse von Männern, die Aspekte der männli<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrolle <strong>und</strong> die Unters<strong>ch</strong>iede in der Behandlung (nahezu) vollständig<br />

fehlt. Die feministis<strong>ch</strong>e Bewegung der 1990iger Jahre hat die<br />

Lücken bei der Behandlung von Frauen aufgedeckt <strong>und</strong> es ist gelungen,<br />

die Chancenglei<strong>ch</strong>heit na<strong>ch</strong> <strong>und</strong> na<strong>ch</strong> zu verbessern. Nun ist es an den<br />

Männern, si<strong>ch</strong> mit dieser Thematik zu befassen, <strong>und</strong> zwar ni<strong>ch</strong>t, um<br />

Ma<strong>ch</strong>t (wieder) zu erlangen, sondern um spezifis<strong>ch</strong>e männli<strong>ch</strong>e Defizite<br />

auszuglei<strong>ch</strong>en. Was die Frauen <strong>für</strong> si<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>t haben, steht hier ni<strong>ch</strong>t zur<br />

Debatte; ihr Vorstoss soll ledigli<strong>ch</strong> als Beispiel <strong>für</strong> die Männer dienen.<br />

Die Etappe, in der begonnen wurde, die Bedürfnisse der Frauen von denen<br />

der Männer zu unters<strong>ch</strong>eiden, ist wesentli<strong>ch</strong>. Sie erlaubt es, eine<br />

Behandlung den Bedürfnissen, der Lebenserfahrung <strong>und</strong> den Wüns<strong>ch</strong>en<br />

der betroffenen Frauen anzupassen. In diesen Behandlungen fühlen si<strong>ch</strong><br />

die Frauen unterstützt <strong>und</strong> ernst genommen. Der ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergere<strong>ch</strong>te<br />

Ansatz verbessert den Zugang zum Hilfesystem <strong>und</strong> erhöht die<br />

Wirksamkeit der Behandlungen von Frauen. Diese Ansätze haben es ihnen<br />

ermögli<strong>ch</strong>t, ihre Rollen zu erkennen <strong>und</strong> zu erweitern, ihre Bedürfnisse<br />

wahrzunehmen, eigene Ressourcen zu entwickeln <strong>und</strong> Lebenspläne zu<br />

verwirkli<strong>ch</strong>en (siehe Internetseite www.drugsandgender.<strong>ch</strong>).<br />

Und die Männer? Profitieren sie von den Ansätzen, die auf ihre<br />

Bedürfnisse zuges<strong>ch</strong>nitten sind? Ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong>. Ein grosser Teil ihrer<br />

Bedürfnisse wird von therapeutis<strong>ch</strong>en Angeboten im Heimwesen, in der<br />

ambulanten Versorgung <strong>und</strong> bei nieders<strong>ch</strong>welligen Angeboten si<strong>ch</strong>er<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigt. Ohne ein gründli<strong>ch</strong>es Na<strong>ch</strong>denken über das Mann sein ist<br />

jedo<strong>ch</strong> zu be<strong>für</strong><strong>ch</strong>ten, dass die therapeutis<strong>ch</strong>en Angebote letztli<strong>ch</strong> nur<br />

jene Bedürfnisse befriedigen, die dem traditionellen Männerbild entspre<strong>ch</strong>en,<br />

das von unserer Gesells<strong>ch</strong>aft vermittelt wird. Die glei<strong>ch</strong>e<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft, die dur<strong>ch</strong> Gebote der <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> gewisse Individuen<br />

ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t hat, stellt einen Risikofaktor beim Konsum von psy<strong>ch</strong>oaktiven<br />

Substanzen dar. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zeigen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Studien eine<br />

Verbindung zwis<strong>ch</strong>en der Verinnerli<strong>ch</strong>ung der vorherrs<strong>ch</strong>enden männli<strong>ch</strong>en<br />

Norm <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden Verhaltensweisen (siehe au<strong>ch</strong><br />

Kapitel 2), zu denen der Konsum von Zigaretten, Alkohol <strong>und</strong> anderen<br />

Drogen zählt.<br />

Die Frauen befinden si<strong>ch</strong> seit langem in einem Prozess der Emanzipation;<br />

die Männer müssen es ihnen nun glei<strong>ch</strong>tun. Derzeit fehlt jedo<strong>ch</strong> ein systematis<strong>ch</strong>es<br />

Na<strong>ch</strong>denken über ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergere<strong>ch</strong>te Ansätze, unabhängig<br />

davon, ob sie männli<strong>ch</strong> oder weibli<strong>ch</strong> sind. Der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t<br />

mö<strong>ch</strong>te zur Reflexion anregen, indem er theoretis<strong>ch</strong>e, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>und</strong> empiris<strong>ch</strong>e Gr<strong>und</strong>lagen vermittelt. Glei<strong>ch</strong>zeitig mö<strong>ch</strong>te er<br />

Fa<strong>ch</strong>personen auf diesem Gebiet <strong>und</strong> anderen Akteuren in Erziehung <strong>und</strong><br />

Bildung sowie in der Politik, Wege <strong>und</strong> Beispiele aufzeigen.<br />

SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Von der feministis<strong>ch</strong>en Bewegung<br />

profitieren<br />

Die ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergere<strong>ch</strong>ten<br />

Bedürfnisse kennen<br />

Das traditionelle Bild von<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> weiter entwickeln<br />

Dem Mann erlauben,<br />

si<strong>ch</strong> zu emanzipieren:<br />

ein Beitrag zur Reflexion

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