Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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um das Gewi<strong>ch</strong>t hat bei Jungen eine andere Dimension als bei Mäd<strong>ch</strong>en:<br />
Fast jeder fünfte 16-jährige Junge fühlt si<strong>ch</strong> zu dünn, während dies nur bei<br />
einem von 12 Mäd<strong>ch</strong>en der Fall ist (42, 34) . Hier lässt si<strong>ch</strong> eine Verbindung<br />
herstellen zu dem Wuns<strong>ch</strong> – <strong>und</strong> dem Zwang? – muskulös zu sein, um<br />
dem maskulinen S<strong>ch</strong>önheitsideal von Werbung, Film <strong>und</strong> Glei<strong>ch</strong>altrigen<br />
zu entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Jungen haben grösseres Selbstvertrauen. In allen Altersstufen zwis<strong>ch</strong>en 11<br />
<strong>und</strong> 16 Jahren halten sie si<strong>ch</strong> <strong>für</strong> selbstsi<strong>ch</strong>erer als die Mäd<strong>ch</strong>en. Im<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt haben 85.7 % der 11- bis 16-jährigen Jungen gegenüber<br />
70.5 % der Mäd<strong>ch</strong>en Selbstvertrauen. Diese Feststellung wird dur<strong>ch</strong> ein<br />
hohes männli<strong>ch</strong>es Selbstwertgefühl gestützt: 82 % der 11- bis 16-jährigen<br />
Jungen glauben, dass sie etwas wert sind, gegenüber 72 % der Mäd<strong>ch</strong>en<br />
(42) . Die Aussagen dieser Studie beruhen auf Selbsteins<strong>ch</strong>ätzungen (self<br />
reporting). Da stellt si<strong>ch</strong> die Frage, ob Jungen ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>end dem vorherrs<strong>ch</strong>enden<br />
<strong>und</strong> erwüns<strong>ch</strong>ten Männerbild antworten, <strong>und</strong> damit mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
ein geringes Selbstwertgefühl verbergen. Kann si<strong>ch</strong> ein<br />
Jugendli<strong>ch</strong>er angesi<strong>ch</strong>ts des herrs<strong>ch</strong>enden, traditionellen Männerbildes<br />
wirkli<strong>ch</strong> eingestehen, wenn es ihm s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t geht?<br />
Beim Suizidverhalten ist bei Jungen zu be<strong>für</strong><strong>ch</strong>ten, dass die Diskrepanz<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem, was sie sagen <strong>und</strong> der erlebten Wirkli<strong>ch</strong>keit besonders ausgeprägt<br />
<strong>und</strong> Besorgnis erregend ist. Sowohl in der Gruppe der 14- bis 16-<br />
Jährigen (42) wie au<strong>ch</strong> der 16- bis 20-Jährigen (34) ist der Anteil der<br />
Mäd<strong>ch</strong>en, die erklären, häufig an Suizid geda<strong>ch</strong>t zu haben, signifikant<br />
höher als bei den Jungen. In Zahlen lautet dieses Verhältnis 3.6 % bei den<br />
Jungen <strong>und</strong> 8.2 % bei den Mäd<strong>ch</strong>en zwis<strong>ch</strong>en 14 <strong>und</strong> 16 Jahren <strong>und</strong> bei<br />
den 16- bis 20- Jährigen 13 % bzw. 21.6 %. Suizidversu<strong>ch</strong>e sind bei<br />
Mäd<strong>ch</strong>en in den untersu<strong>ch</strong>ten Altersgruppen ebenfalls häufiger (1.9 % der<br />
14- bis 16-jährigen <strong>und</strong> 3.2 % der 16- bis 20-jährigen Jungen vs. 3.9 % <strong>und</strong><br />
8.2 % der Mäd<strong>ch</strong>en). Die Suizidrate bei Männern liegt in der S<strong>ch</strong>weiz bei<br />
29.3 pro 100’000 Einwohner <strong>und</strong> ist 2.5-mal höher als bei den Frauen (48) .<br />
Falls die Eigens<strong>ch</strong>aft, fehlendes Interesse am eigenen Körper zu haben, was<br />
ja au<strong>ch</strong> mit ges<strong>und</strong>heitss<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Verhaltensweisen assoziiert ist, eine<br />
typis<strong>ch</strong> männli<strong>ch</strong>e Komponente ist, (wie Klingemann (23) mit Referenz auf<br />
Kilmartin (22) postuliert), hat sie si<strong>ch</strong>er Einfluss auf das Suizidverhalten<br />
von erwa<strong>ch</strong>senen Männern. Hier muss die S<strong>ch</strong>wierigkeit, Gefühle <strong>und</strong><br />
Unbehagen auszudrücken, besonders berücksi<strong>ch</strong>tigt werden um eine<br />
männerspezifis<strong>ch</strong>e Suizidprävention entwickeln zu können – was bisher<br />
verna<strong>ch</strong>lässigt worden ist (vgl. Holenstein (19) ).<br />
SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Das maskuline S<strong>ch</strong>önheitsideal als<br />
Risikofaktor<br />
Die Jungen sind selbstsi<strong>ch</strong>erer<br />
Jungen trauen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so lei<strong>ch</strong>t<br />
zuzugeben, dass es ihnen s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
geht<br />
Suizid: Die Jungen s<strong>ch</strong>weigen das<br />
Thema tot…<br />
… aber handeln eher.