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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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2.2.3 Mann sein: eine Form von Druck <strong>und</strong> eine Art Eigentor<br />

Die Normen der männli<strong>ch</strong>en Vorherrs<strong>ch</strong>aft werden über die Werbung<br />

dur<strong>ch</strong>gesetzt, aber au<strong>ch</strong> über soziale Strukturen wie S<strong>ch</strong>ule, Arbeitswelt<br />

<strong>und</strong> Politik. Dies führt zu einer we<strong>ch</strong>selseitigen Verstärkung der sozialen<br />

Vorstellungen (Erwartungen) <strong>und</strong> Reaktionen der Individuen. Dies kann<br />

au<strong>ch</strong> als sozialer Druck verstanden werden, dur<strong>ch</strong> den das Kind, der<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> der Erwa<strong>ch</strong>sene aufgefordert oder anregt wird, denjenigen<br />

sozialen Normen zu entspre<strong>ch</strong>en, die ständig suggeriert <strong>und</strong> als dominant<br />

erlebt werden. Denno<strong>ch</strong> wollen viele Männer diesem vorgegebenen<br />

Bild ni<strong>ch</strong>t entspre<strong>ch</strong>en, in dem sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wieder erkennen. Sie wollen<br />

das männli<strong>ch</strong>e Stereotyp verändern, um ihre eigene Vorstellung von<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> ausleben zu können, ohne jedo<strong>ch</strong> von anderen Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen als „S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>linge“ wahrgenommen zu werden. Hier spielt die<br />

normative Wahrnehmung eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Die Vorstellung, dass ein<br />

typis<strong>ch</strong>es Verhalten erwartet wird, führt dazu, dass si<strong>ch</strong> Individuen ni<strong>ch</strong>t<br />

bemühen, diese Stereotypen zu überprüfen, <strong>und</strong> daher ein soziales<br />

Verhalten übernehmen, von dem sie glauben, dass es von ihnen erwartet<br />

wird. Si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dem Stereotyp des starken, robusten, selbstsi<strong>ch</strong>eren<br />

Mannes anzupassen, würde in diesem Fall bedeuten, einen sozialen<br />

Auss<strong>ch</strong>luss zu riskieren. Aber gibt es denn eine realistis<strong>ch</strong>e Alternative, um<br />

ni<strong>ch</strong>t an der „sozialen Erwartung“ an einen Mann zu s<strong>ch</strong>eitern? Für beide<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter bedeutet eine sol<strong>ch</strong>e soziale Vorstellung eine Einengung <strong>und</strong><br />

eine Falle, denn „Männer“ <strong>und</strong> „Frauen“ sind keine homogenen<br />

Kategorien. Es gibt genauso viele Arten von Männern oder Frauen wie<br />

Individuen <strong>und</strong> genauso viele Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en dem soziokulturellen,<br />

ökonomis<strong>ch</strong>en, ethnis<strong>ch</strong>en usw. Status innerhalb einer Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergruppe<br />

wie zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern. Einige Autoren (15) haben<br />

übrigens vielfältigere Typologien der <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> entwickelt, <strong>und</strong><br />

Männer in vier Kategorien eingeteilt. Diese rei<strong>ch</strong>en von Individuen mit<br />

einem integrierten Konzept von traditioneller <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> bis hin zu<br />

Individuen, die den Status des „neuen Mannes“ fordern <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in<br />

diese S<strong>ch</strong>emata zwängen lassen. Aus soziologis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t dürfen die vorherrs<strong>ch</strong>enden<br />

Strömungen <strong>und</strong> Tendenzen bei den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern jedenfalls<br />

ni<strong>ch</strong>t ignoriert werden.<br />

2.2.4 "Du bist ein Mann, du weinst ni<strong>ch</strong>t!"<br />

In der Tat hat die Gesells<strong>ch</strong>aft ihre Vorstellung von Ges<strong>und</strong>heit auf dem<br />

Bild eines virilen, starken, risikobereiten Mannes aufgebaut <strong>und</strong> so dominante,<br />

männli<strong>ch</strong>e Normen der Gesells<strong>ch</strong>aft gestützt. Das Streben na<strong>ch</strong><br />

Ma<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> Vorherrs<strong>ch</strong>aft des männli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts führt bei man<strong>ch</strong>en<br />

Männern zu riskanten Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspraktiken, die paradoxerweise<br />

ihrer Ges<strong>und</strong>heit s<strong>ch</strong>aden. So lässt si<strong>ch</strong> eine Liste von verinnerli<strong>ch</strong>ten<br />

Geboten aufstellen, die mit der traditionellen sozialen Vorstellung von<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> in unseren industriellen westli<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften verb<strong>und</strong>en<br />

sind <strong>und</strong> die Männern erlauben, männli<strong>ch</strong> zu sein:<br />

Du zeigst di<strong>ch</strong> stark, robust, aggressiv <strong>und</strong> imponierst damit<br />

Du bist weder s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> verletzbar<br />

Du fühlst di<strong>ch</strong> nie s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, du gibst deinen S<strong>ch</strong>merz ni<strong>ch</strong>t zu<br />

Du kontrollierst ständig deine Gefühle <strong>und</strong> deinen Körper<br />

TEIL I Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> das Verständnis<br />

Die Spirale der Wiederholung von<br />

Stereotypen beim männli<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />

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