Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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Männern liess si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> kein linearer Kausalzusammenhang zwis<strong>ch</strong>en<br />
Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> hohem Konsum na<strong>ch</strong>weisen; bei ihnen<br />
kann aber bereits bei Beginn der Arbeitslosigkeit ein hoher <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er<br />
Konsum vorhanden gewesen sein. In den letzten Jahren ist in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
ein enger Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en der Zunahme von Arbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> vermehrten Aufenthalten von arbeitslosen Männern in <strong>Su<strong>ch</strong>t</strong>kliniken<br />
festzustellen (22) . Tiefergehende Studien zu diesem Thema fehlen hierzulande.<br />
Aus der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Ges<strong>und</strong>heitsbefragung (SGB) 2002 geht<br />
jedo<strong>ch</strong> hervor, dass arbeitslose Männer eine um 48% höhere<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit haben, <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e Risikokonsumenten zu sein als<br />
Männer, die berufstätig sind (Voll- oder Teilzeit) (11.4 % vs. 7.7 %) (3) .<br />
Dabei handelt es si<strong>ch</strong> im Übrigen um jene Kategorie, in wel<strong>ch</strong>er der<br />
Unters<strong>ch</strong>ied von Risikokonsumierenden zwis<strong>ch</strong>en Männern <strong>und</strong> Frauen<br />
am hö<strong>ch</strong>sten ist (Quotient Männer/Frauen: 6.0). Ausserdem ist festzustellen,<br />
dass die Arbeitslosigkeit bei Frauen umgekehrt korreliert: Es gibt<br />
dreimal so viele berufstätige Frauen mit einem problematis<strong>ch</strong>en Alkoholkonsum<br />
wie arbeitslose. Diese deutli<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terspezifis<strong>ch</strong>en<br />
Unters<strong>ch</strong>iede sind wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> der Beweis <strong>für</strong> ein Unbehagen der<br />
Männer in prekären Arbeitssituationen oder bei Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> stützen<br />
die Hypothese der Bedeutung der Berufstätigkeit <strong>für</strong> das männli<strong>ch</strong>e<br />
Selbstbewusstsein.<br />
Au<strong>ch</strong> wenn in allen Berufskategorien <strong>und</strong> <strong>für</strong> alle Bes<strong>ch</strong>äftigungsverhältnisse<br />
gilt, dass der Anteil Männer mit erhöhtem Risikokonsum<br />
grösser ist als der von Frauen, so ist do<strong>ch</strong> festzustellen, dass Hausmänner<br />
einen fast doppelt so hohen <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Risikokonsum (11.4 %) haben<br />
wie Hausfrauen (5.9 %). Hausmann zu sein ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ein Status,<br />
der aus Männersi<strong>ch</strong>t negativ bewertet wird. Diese Tätigkeit s<strong>ch</strong>eint daher<br />
<strong>für</strong> Männer ein Risiko <strong>für</strong> problematis<strong>ch</strong>en Alkoholkonsum darzustellen.<br />
So hat eine Studie (20) , von Güttinger et al. zitiert (8) , einen Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem subjektiven Druck, si<strong>ch</strong> einem konservativen Männerbild<br />
anzupassen <strong>und</strong> den Formen von Alkoholkonsum na<strong>ch</strong>gewiesen: Je konservativer<br />
das verinnerli<strong>ch</strong>te Männerbild ist, desto weniger sind die betroffenen<br />
Männer abstinent <strong>und</strong> desto problematis<strong>ch</strong>er ist ihr Konsum<br />
hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Häufigkeit <strong>und</strong> Menge. Das Bildungsniveau s<strong>ch</strong>eint bei der<br />
Entwicklung dieses Männerbildes <strong>und</strong> davon ausgehend au<strong>ch</strong> beim<br />
Alkoholkonsum eine Rolle zu spielen. Ein hohes Bildungsniveau ist bei<br />
Männern mit einem niedrigeren Risikokonsum verb<strong>und</strong>en als bei den<br />
Frauen. Diese Tatsa<strong>ch</strong>e wird dur<strong>ch</strong> die Daten der SGB 2002 bestätigt: Der<br />
Anteil Männer, die eine Ausbildung im tertiären Sektor <strong>und</strong> einen <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en<br />
Risikokonsum haben, ist niedriger (6.6 %) als der von Frauen<br />
(7.6 %), während bei allen anderen Bildungsniveaus der Anteil Männer,<br />
die <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> zuviel trinken, höher ist als der von Frauen (3) .<br />
Verantwortung zu tragen s<strong>ch</strong>eint beim problematis<strong>ch</strong>en Alkoholkonsum<br />
ebenfalls eine Rolle zu spielen, da der grösste Teil der Konsumierenden mit<br />
erhöhtem Risiko sowohl bei Männern (11.1 %) als au<strong>ch</strong> bei Frauen (8.1 %)<br />
auf die Chefs kleiner Betriebe entfällt. Gemäss einer Studie, die in<br />
Grossbritannien mit Bes<strong>ch</strong>äftigten des tertiären Sektors dur<strong>ch</strong>geführt<br />
SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Die Arbeitslosigkeit bringt die<br />
Männer zum Trinken…<br />
Die Arbeit: von zentralem Wert <strong>für</strong><br />
die Männer<br />
Hausmann: eine s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e soziale<br />
Stellung in den Augen der anderen<br />
Männer… <strong>und</strong> der Betroffenen<br />
selbst<br />
Ein Risikofaktor <strong>für</strong> Alkoholkonsum<br />
bei Männern: eine grosse<br />
Verantwortung im Betrieb