Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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dert. Man<strong>ch</strong>mal erlaubt eine distanziertere Si<strong>ch</strong>tweise eine differenziertere,<br />
weniger konfrontative Haltung (54) . Ausserdem fällt es gewissen Männern<br />
lei<strong>ch</strong>ter, mit Therapeutinnen über ihre Gefühle zu spre<strong>ch</strong>en (59) . Eine<br />
gemis<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e therapeutis<strong>ch</strong>e Konstellation bringt also au<strong>ch</strong><br />
Vorteile. Die Fa<strong>ch</strong>personen heben hervor, dass viele Männer den Gedanken<br />
„wenigstens die Frauen verstehen mi<strong>ch</strong>“ verinnerli<strong>ch</strong>t haben, <strong>und</strong> erhärten<br />
damit die Feststellung, dass Ehefrauen ihre abhängigen Männer emotional<br />
sehr stark unterstützen. Aufgr<strong>und</strong> des vorherrs<strong>ch</strong>enden Bildes vom dominanten<br />
Mann haben allerdings au<strong>ch</strong> viele Männer ein Frauenbild verinnerli<strong>ch</strong>t,<br />
das die Frau als s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> darstellt. Dies gilt besonders dann, wenn es Männer<br />
aus anderen Kulturkreisen sind, in denen Frauen stark diskriminiert werden.<br />
Es könnten also Skepsis <strong>und</strong> Zweifel an den Fähigkeiten einer Therapeutin<br />
aufkommen, was ihr Verhalten negativ beeinflussen wird.<br />
Experten, die gemis<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e therapeutis<strong>ch</strong>e Konstellationen eingehen,<br />
beri<strong>ch</strong>ten von guten Ergebnissen. In der Regel ermögli<strong>ch</strong>t eine Therapeutin einem<br />
männli<strong>ch</strong>en Klienten die Erkenntnis, dass es neben der Mutter weitere weibli<strong>ch</strong>e<br />
Personen gibt <strong>und</strong> dass andere Dialoge entstehen können. Diesen Aspekt erleben<br />
besonders Jugendli<strong>ch</strong>e als positiv.<br />
Es kann au<strong>ch</strong> eine Behandlung mit zwei Fa<strong>ch</strong>personen vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts, also Therapeutin <strong>und</strong> Therapeut, ins Auge gefasst werden.<br />
Eine sol<strong>ch</strong>e therapeutis<strong>ch</strong>e Konstellation hat den Vorteil, dass der Patient<br />
mit beiden Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terperspektiven konfrontiert wird. Ein sol<strong>ch</strong>er<br />
Ansatz kann den Patienten aber au<strong>ch</strong> blockieren, da er si<strong>ch</strong> zwei<br />
Fa<strong>ch</strong>personen gegenüber mögli<strong>ch</strong>erweise unterlegen <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>tlos fühlt.<br />
In therapeutis<strong>ch</strong>en Gesprä<strong>ch</strong>sgruppen darf die ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergemis<strong>ch</strong>te<br />
Variante ni<strong>ch</strong>t von vornherein ausges<strong>ch</strong>lossen werden. Denn die<br />
Anwesenheit von Frauen in der Gruppe s<strong>ch</strong>eint einer Studie (55) zufolge die<br />
Männer zu motivieren, ihre Probleme, Gefühle <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en auszudrücken,<br />
während auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> männli<strong>ch</strong>e Gruppen Gelegenheit bieten,<br />
ihre positiven Seiten deutli<strong>ch</strong>er hervorzuheben. Auf jeden Fall vertreten<br />
mehrere Autoren die Auffassung, dass therapeutis<strong>ch</strong>e Gruppen <strong>für</strong><br />
Männer besonders geeignet sind, da sie den Klienten Ersatz bieten <strong>für</strong> die<br />
früheren Bezugsgruppen im Drogenmilieu (10) .<br />
Für Gesprä<strong>ch</strong>sgruppen empfehlen die Experten einstimmig, glei<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Gruppen zu bilden. Na<strong>ch</strong> ihrer Erfahrung erlauben diese Gruppen einen offeneren<br />
Dialog, ohne Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terrivalitäten, ohne die Versu<strong>ch</strong>ung der Verführung<br />
oder Angeberei. Eine sol<strong>ch</strong>e Konstellation erlaubt es au<strong>ch</strong>, Gefühle <strong>und</strong><br />
Bedürfnisse lei<strong>ch</strong>ter auszudrücken, ohne dass aber die Thematisierung der<br />
Beziehung zum anderen Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t verhindert würde. Ein sol<strong>ch</strong>es Konzept<br />
s<strong>ch</strong>liesst den punktuellen oder ergänzenden Einsatz gemis<strong>ch</strong>ter Gruppen aber<br />
ni<strong>ch</strong>t aus.<br />
SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Wel<strong>ch</strong>es Frauenbild hat<br />
der männli<strong>ch</strong>e Klient?