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Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch

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ZUSAMMENFASSUNG<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Die Allgegenwart des Mannes beim Thema<br />

Abhängigkeit könnte einen glauben ma<strong>ch</strong>en,<br />

dass alles auf diesem Gebiet von Männern <strong>für</strong><br />

Männer getan wird. Eine Analyse des traditionellen<br />

Männerbildes, das die Si<strong>ch</strong>t- <strong>und</strong> Handlungsweisen<br />

von Männern stark beeinflusst, ergibt,<br />

dass dieses Männerbild bei man<strong>ch</strong>en Männern,<br />

ebenso wie andere Verhaltensweisen au<strong>ch</strong>, ein<br />

Risikofaktor <strong>für</strong> den Konsum psy<strong>ch</strong>oaktiver<br />

Substanzen sein kann. So gehen Männer seltener<br />

zum Arzt, <strong>und</strong> wenn sie es tun, dann bei relativ<br />

s<strong>ch</strong>werwiegenden Krankheiten, die eine<br />

Behandlung dur<strong>ch</strong> Fa<strong>ch</strong>ärzte erfordern. Männer<br />

müssen daher beginnen, si<strong>ch</strong> zu emanzipieren.<br />

Dies ges<strong>ch</strong>ieht, wenn sie weitere Facetten der<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> entdecken, die über das Stereotyp<br />

des mannhaften, starken <strong>und</strong> gefühllosen<br />

Ma<strong>ch</strong>os hinausrei<strong>ch</strong>en. Au<strong>ch</strong> wenn Unters<strong>ch</strong>iede<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern bereits vor der<br />

Geburt vorhanden sind – in Form einer grösseren<br />

Verletzbarkeit der männli<strong>ch</strong>en Embryonen – <strong>und</strong><br />

si<strong>ch</strong> diese Verletzbarkeit in den frühen<br />

Entwicklungsstadien des Kleinkindes fortzusetzen<br />

s<strong>ch</strong>eint, postulieren einige Theorien zur<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Entwicklung, dass si<strong>ch</strong> die männli<strong>ch</strong>e<br />

Identität eher als Folge von sozialen als von<br />

genetis<strong>ch</strong>en Faktoren entwickelt. Die Erziehung<br />

trägt über Spielverhalten, Spielzeug <strong>und</strong> elterli<strong>ch</strong>e<br />

Erwartungen dazu bei, die Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terstereotypen<br />

aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten. Im Jugendalter<br />

verstärkt der Einfluss der Glei<strong>ch</strong>altrigengruppe<br />

die traditionellen Bilder von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong>, ebenso<br />

wie beispielsweise die Werbung. Der Mann<br />

oder der Jugendli<strong>ch</strong>e ist jedo<strong>ch</strong> weder das passive<br />

Opfer einer vorges<strong>ch</strong>riebenen sozialen Rolle,<br />

no<strong>ch</strong> ist er einfa<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> seine Kultur <strong>und</strong> die<br />

vorherrs<strong>ch</strong>enden sozialen Normen geformt. Er<br />

handelt <strong>und</strong> verhält si<strong>ch</strong> so, dass er innerhalb dieser<br />

Normen anerkannt wird, <strong>und</strong> erhält sie gerade<br />

dadur<strong>ch</strong> aufre<strong>ch</strong>t (siehe au<strong>ch</strong> Kapitel 2.1).<br />

Zusammenfassung<br />

Au<strong>ch</strong> wenn es zahlrei<strong>ch</strong>e Facetten von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong><br />

gibt, sind diese in der gegenwärtigen<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft kaum si<strong>ch</strong>tbar <strong>und</strong> werden nur<br />

wenig gefördert. Die vorherrs<strong>ch</strong>ende Norm mit<br />

ihrem Gebot stark, mutig <strong>und</strong> gefühllos zu sein,<br />

kann junge Männer au<strong>ch</strong> dazu drängen, ihre<br />

<strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong> über den missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Konsum<br />

psy<strong>ch</strong>oaktiver Substanzen zu beweisen.<br />

Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />

Einfluss auf die Entwicklung eines problematis<strong>ch</strong>en<br />

Konsums psy<strong>ch</strong>oaktiver Substanzen hat die<br />

Familie, sowohl dur<strong>ch</strong> das Modell des elterli<strong>ch</strong>en<br />

Konsumverhaltens als au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Bindung<br />

zwis<strong>ch</strong>en Eltern <strong>und</strong> Kind. So haben Männer,<br />

die Drogen konsumieren, viel häufiger als<br />

andere Männer einen Elternteil mit einem<br />

Drogenproblem, wobei die Probleme der Mutter<br />

mehr Einfluss haben. Männer, die spät eine<br />

Abhängigkeit entwickeln, sind häufiger als<br />

andere Männer in getrennten oder ges<strong>ch</strong>iedenen<br />

Familien aufgewa<strong>ch</strong>sen. Der familiäre<br />

Zusammenhalt <strong>und</strong> der Dialog sind wi<strong>ch</strong>tige<br />

S<strong>ch</strong>utzfaktoren <strong>für</strong> Jungen. Sexueller Missbrau<strong>ch</strong><br />

bei Jungen ist no<strong>ch</strong> immer ein Tabuthema. Au<strong>ch</strong><br />

wenn Jungen von Missbrau<strong>ch</strong> seltener betroffen<br />

sind als Mäd<strong>ch</strong>en, ist das Risiko, na<strong>ch</strong> einem sol<strong>ch</strong>en<br />

Trauma als Erwa<strong>ch</strong>sener eine Abhängigkeit<br />

zu entwickeln, genauso gross wie bei Mäd<strong>ch</strong>en.<br />

Abgesehen vom Tabakkonsum, der bei Mäd<strong>ch</strong>en<br />

<strong>und</strong> Jungen verglei<strong>ch</strong>bar ist, <strong>und</strong> vom<br />

Medikamentenkonsum, der bei Mäd<strong>ch</strong>en deutli<strong>ch</strong><br />

häufiger vorkommt, werden alle anderen<br />

psy<strong>ch</strong>oaktiven Substanzen häufiger von Jungen<br />

konsumiert. Der frühe Konsum <strong>und</strong> der punktuelle<br />

Missbrau<strong>ch</strong> stellen die Hauptprobleme bei<br />

den Jungen dar. Diese Verhaltensweisen stehen<br />

unter anderem in Beziehung zu Risikoverhalten,<br />

einem typis<strong>ch</strong> männli<strong>ch</strong>en Verhalten, das bei<br />

Jungen sehr positiv bewertet wird <strong>und</strong> das si<strong>ch</strong><br />

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