Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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Au<strong>ch</strong> wenn die Behandelten in den stationären <strong>und</strong> ambulanten<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen ni<strong>ch</strong>t das glei<strong>ch</strong>e soziodemografis<strong>ch</strong>e Profil aufweisen, lassen<br />
si<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> konstante ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terspezifis<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede erkennen:<br />
Es gibt mehr unverheiratete Männer als unverheiratete Frauen,<br />
Männer leben häufiger allein, wohnen seltener mit ihren Kindern zusammen<br />
(15 bis 20 %), sind häufiger getrennt oder ges<strong>ch</strong>ieden als Frauen <strong>und</strong><br />
leben häufiger im Haushalt ihrer Eltern. Der Anteil an verheirateten<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen ist ähnli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> beträgt ungefähr 28 bis 32 %.<br />
Es haben mehr Männer eine abges<strong>ch</strong>lossene Lehre als Frauen, während<br />
mehr Frauen nur das Abs<strong>ch</strong>lusszeugnis der obligatoris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulpfli<strong>ch</strong>t<br />
vorweisen können. Au<strong>ch</strong> sind mehr Männer berufstätig (während der<br />
6 Monate vor ihrer Behandlung), d. h. 48 %, vergli<strong>ch</strong>en mit dem Anteil<br />
Frauen (42 % im stationären <strong>und</strong> 32.5 % im ambulanten Berei<strong>ch</strong>).<br />
Sozialhilfe beziehen hingegen mehr Männer als Frauen. Dieses gegensätzli<strong>ch</strong>e<br />
Bild (mehr Männer, die berufstätig sind, aber au<strong>ch</strong> mehr Männer,<br />
die Sozialhilfe beziehen), spiegelt die traditionellen Rollen in der<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft wieder, die Berufstätigkeit in erster Linie dem Aufgabenberei<strong>ch</strong><br />
der Männer zuordnet.<br />
Zu Beginn einer ambulanten psy<strong>ch</strong>osozialen Behandlung erklären si<strong>ch</strong><br />
45.1 % der Männer <strong>und</strong> 50.1 % der Frauen (34) bereit, endgültig auf<br />
Alkohol zu verzi<strong>ch</strong>ten. Bei Heroinabhängigkeit beträgt dieser Anteil<br />
74.8 % bzw. 81.4 %. Diese niedrige Bereits<strong>ch</strong>aft von Männern, die<br />
Abstinenz als mögli<strong>ch</strong>en Weg zu wählen – insbesondere beim Alkohol –<br />
kann als Wille gedeutet werden, das Problem in den Griff zu bekommen<br />
<strong>und</strong>/oder dessen Bedeutung zu leugnen.<br />
Personen mit einem Alkoholproblem, die si<strong>ch</strong> ambulant behandeln lassen,<br />
konsumieren im Allgemeinen kaum andere Substanzen. Es ist jedo<strong>ch</strong><br />
festzustellen, dass bei einem Drittel der ambulant Behandelten der<br />
Tabakkonsum ein Problem darstellt, der Cannabiskonsum bei 7.9 % der<br />
Männer <strong>und</strong> 4.9 % der Frauen <strong>und</strong> der Kokainkonsum bei 3.7 % der<br />
Männer <strong>und</strong> 2.7 % der Frauen. Mit Ausnahme der Benzodiazepine (7.0 %<br />
der Frauen <strong>und</strong> 2.6 % der Männer) werden alle Substanzen häufiger von<br />
Männern konsumiert (34) .<br />
Bei 53.9 % der Männer <strong>und</strong> 48.4 % der Frauen wird die ambulante<br />
Behandlung gemäss Therapieplan beendet. Die berufli<strong>ch</strong>e Eingliederung<br />
(<strong>und</strong> damit die Rolle des Arbeitgebers) bei der Genesung ist ein<br />
Erfolgsfaktor <strong>und</strong> könnte diesen Unters<strong>ch</strong>ied zum Teil erklären: 47.9 % der<br />
Männer, die si<strong>ch</strong> in ambulante Behandlung begeben, haben eine<br />
Arbeitsstelle, bei den Frauen sind es nur 32.5 % (34) .<br />
Diese höhere Erfolgsrate bei Männern wurde au<strong>ch</strong> in einer Studie bei stationären<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen in der S<strong>ch</strong>weiz festgehalten (48) : Zwei Jahre na<strong>ch</strong><br />
der Behandlung waren 41 % der Männer abstinent gegenüber 28.6 % der<br />
Frauen. In diesem Fall lässt si<strong>ch</strong> der Unters<strong>ch</strong>ied ni<strong>ch</strong>t mit berufli<strong>ch</strong>er<br />
Integration erklären, da der Anteil Männer <strong>und</strong> Frauen mit einer<br />
SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Die soziale Isolierung der Männer ist<br />
ein Faktor, der berücksi<strong>ch</strong>tigt werden<br />
muss<br />
Die Arbeit: einmal mehr im<br />
Mittelpunkt<br />
Der Wuns<strong>ch</strong>, den Konsum in den<br />
Griff zu bekommen<br />
Das Leugnen: ein besonderes<br />
Hindernis <strong>für</strong> die Männer