Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32<br />
der Kontrollgruppe. Männer mit einer <strong>Su<strong>ch</strong>t</strong>diagnose unters<strong>ch</strong>ieden si<strong>ch</strong><br />
nur hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eines Punktes signifikant von der Kontrollgruppe: sie<br />
waren in ihrer Kindheit häufiger emotional missbrau<strong>ch</strong>t worden. Die<br />
Autoren s<strong>ch</strong>liessen aus ihrer Studie, dass eine geringe familiäre Bindung zu<br />
einer stärkeren Peer-Gruppenorientierung führt. Dies wiederum erhöhe die<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit der Übernahme von Peer-Gruppennormen <strong>und</strong> der<br />
Situationen, in denen Drogen angeboten werden."<br />
In der zitierten Studie (25) wird der Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en sexuellem<br />
Missbrau<strong>ch</strong>, körperli<strong>ch</strong>er Verna<strong>ch</strong>lässigung sowie Drogenkonsum <strong>und</strong><br />
Abhängigkeit analysiert. Wenn au<strong>ch</strong> der Anteil der Jungen, die sol<strong>ch</strong>e<br />
Missbräu<strong>ch</strong>e erlebt haben, bei Drogenkonsumenten <strong>und</strong> abhängigen<br />
Personen höher ist als in anderen Gruppen, so lässt si<strong>ch</strong> kein statistis<strong>ch</strong>er<br />
Zusammenhang na<strong>ch</strong>weisen oder zumindest kein signifikanter. Bei zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Jungen ist jedo<strong>ch</strong> festzustellen, dass sie von diesem in der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />
ni<strong>ch</strong>t wahrgenommenen, ja sogar tabuisierten Problem betroffen<br />
sind: Der Prozentsatz von sexuellem Missbrau<strong>ch</strong> in der Kindheit beträgt bei<br />
männli<strong>ch</strong>en Personen, die eine Abhängigkeit entwickelt haben, 26.2 %, bei<br />
Drogenkonsumenten 21.2 %. Diese Daten entspre<strong>ch</strong>en den Ergebnissen<br />
mehrerer Studien, na<strong>ch</strong> denen in Frankrei<strong>ch</strong> einer von zehn Männern (8)<br />
<strong>und</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz 10.9 % der Männer (15) als Kind oder Jugendli<strong>ch</strong>er<br />
sexuell belästigt wurden. Während dieser Risikofaktor <strong>für</strong> Abhängigkeit bei<br />
Frauen eindeutig na<strong>ch</strong>gewiesen ist, müssen die Auswirkungen bei Jungen<br />
no<strong>ch</strong> genauer untersu<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> sexuell missbrau<strong>ch</strong>te Jungen so früh wie<br />
mögli<strong>ch</strong> erfasst werden. Die Störungen, die <strong>für</strong> sexuell missbrau<strong>ch</strong>te Kinder<br />
bes<strong>ch</strong>rieben werden (3) , sind Besorgnis erregend: Ängste, Phobien, depressive<br />
Störungen vom frühesten Kindesalter an, geringes Selbstwertgefühl,<br />
S<strong>ch</strong>uldgefühle, Identitätsstörungen <strong>und</strong> emotionale Störungen bei<br />
S<strong>ch</strong>ulkindern; Suizidgedanken, gestörtes Sozialverhalten <strong>und</strong> psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten bei Erwa<strong>ch</strong>senen. Der Zusammenhang mit anderen<br />
Risikofaktoren <strong>für</strong> Abhängigkeit ist offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>; deshalb müssen entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Strategien zur Früherkennung erarbeitet werden. Nur 41.7 %<br />
der betroffenen Jungen können si<strong>ch</strong> jemandem anvertrauen (15) .<br />
Erforderli<strong>ch</strong> sind speziell auf die Familie ausgeri<strong>ch</strong>tete<br />
Präventionsmassnahmen. Sie sind unverzi<strong>ch</strong>tbar in einer<br />
Familienpolitik, die auf die Verbesserung der Lebensqualität von<br />
Familien abzielt <strong>und</strong> auf eine Stärkung der Erziehungsrolle der<br />
Eltern, insbesondere derjenigen des Vaters.<br />
Präventive Ansätze bei sexuellem Missbrau<strong>ch</strong> müssen gefördert werden,<br />
zum Beispiel sol<strong>ch</strong>e, die die Kinder dazu ermutigen, das<br />
S<strong>ch</strong>weigen zu bre<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> über die erlebten Misshandlungen zu<br />
spre<strong>ch</strong>en. Eine Sensibilisierung der Fa<strong>ch</strong>personen <strong>für</strong> sexuellen<br />
Missbrau<strong>ch</strong> bei Jungen muss errei<strong>ch</strong>t werden, damit es lei<strong>ch</strong>ter fällt,<br />
sol<strong>ch</strong>e Situationen frühzeitig zu erkennen.<br />
SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Ein Tabu: sexueller Missbrau<strong>ch</strong> bei<br />
Jungen<br />
Missbrau<strong>ch</strong> = erhöhtes Risiko <strong>für</strong><br />
Konsum <strong>und</strong> Abhängigkeit au<strong>ch</strong> bei<br />
Jungen