Sucht und Männlichkeit - Bundesamt für Gesundheit - admin.ch
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s<strong>ch</strong>eint es gute Argumente da<strong>für</strong> zu geben, den Aspekt der Vaters<strong>ch</strong>aft in<br />
die Behandlung mit einzubeziehen, damit die Genesung des Vaters unterstützt<br />
werden kann.<br />
Die befragten Fa<strong>ch</strong>personen in Behandlungseinri<strong>ch</strong>tungen sind si<strong>ch</strong> in diesem<br />
Punkt einig: Sie unterstützen engagiert die Aufre<strong>ch</strong>terhaltung <strong>und</strong><br />
Wiederherstellung der Bindung zwis<strong>ch</strong>en Vater <strong>und</strong> Kind. Dies ges<strong>ch</strong>ieht zum<br />
Wohl der Generationen wie au<strong>ch</strong> als positive Anregung <strong>für</strong> die Männer, ges<strong>und</strong><br />
zu werden, aus anderen Gründen als jene, wel<strong>ch</strong>e die Arbeit betreffen.<br />
8.6.3 Glei<strong>ch</strong>- oder gemis<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Konstellation?<br />
Wegskizzen<br />
Das Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t der behandelnden Person wie au<strong>ch</strong> des Klienten/der<br />
Klientin beeinflusst die Dynamik der Therapie (26) . So bes<strong>ch</strong>reiben Männer<br />
ihre Symptome häufig aus körperli<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> physiologis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t, so als<br />
ob sie dem sozialen Bild ihrer männli<strong>ch</strong>en Rolle entspre<strong>ch</strong>en mö<strong>ch</strong>ten.<br />
Die Ents<strong>ch</strong>lüsselung dur<strong>ch</strong> die behandelnde Person erfolgt au<strong>ch</strong> über ihre<br />
persönli<strong>ch</strong>e Wahrnehmung der männli<strong>ch</strong>en Rolle. Deshalb ist die<br />
Empathie des Therapeuten oder der Therapeutin von der eigenen<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tszugehörigkeit beeinflusst (30, 59) .<br />
Die Beziehung zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern wird na<strong>ch</strong> wie vor häufig als<br />
hierar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> wahrgenommen: Männern wird ein höheres Prestige zugespro<strong>ch</strong>en<br />
als Frauen, was ihr sozial stark präsentes Bild von Ma<strong>ch</strong>t <strong>und</strong><br />
Dominanz weiter verstärkt. Diese Tatsa<strong>ch</strong>e sollte bei der Wahl des<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts der therapeutis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>person berücksi<strong>ch</strong>tigt werden. Die<br />
Bedeutung der Ma<strong>ch</strong>t wird dabei betont. In den Behandlungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
stehen Männer zum Beispiel meist zuoberst in der<br />
Hierar<strong>ch</strong>ie, während Frauen häufig untergeordnete Positionen besetzen<br />
(59) . Die von Frauen entwickelten Ansätze zu Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terfragen<br />
haben Frauen veranlasst, Einri<strong>ch</strong>tungen zu fordern, in denen auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
Frauen im therapeutis<strong>ch</strong>en Team sind <strong>und</strong> die si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> an<br />
Frauen ri<strong>ch</strong>ten. Heute gibt es jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einige Einri<strong>ch</strong>tungen, die<br />
ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terspezifis<strong>ch</strong>e Betreuung <strong>für</strong> Männer anbieten.<br />
Die beteiligten Experten betonen, dass ein auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>es Männerteam ni<strong>ch</strong>t<br />
Einheitli<strong>ch</strong>keit <strong>und</strong> fehlende Vielfalt bedeutet! Jeder Mann, jeder Mens<strong>ch</strong>, hat<br />
seine Eigenheiten, sein Profil, seine Art, die eigene Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tszugehörigkeit zu<br />
leben. Deshalb ist in den ni<strong>ch</strong>t gemis<strong>ch</strong>ten Teams ein grosser Rei<strong>ch</strong>tum enthalten.<br />
Besonders bei Einri<strong>ch</strong>tungen <strong>für</strong> beide Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter bleibt jedo<strong>ch</strong> die<br />
Frage: Soll ein Mann einen männli<strong>ch</strong>en Therapeuten erhalten oder soll er<br />
wählen können? Die Vorteile einer Behandlung dur<strong>ch</strong> eine glei<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Fa<strong>ch</strong>person s<strong>ch</strong>einen auf der Hand zu liegen: Der Mann<br />
brau<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t den (vermeintli<strong>ch</strong>en) sozialen Ansprü<strong>ch</strong>en der Frau zu<br />
genügen, die er gelernt hat an si<strong>ch</strong> selbst zu stellen. Gegenüber einem<br />
Mann kann er seine S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> Ängste besser ausdrücken, da er ni<strong>ch</strong>t<br />
das Bedürfnis verspüren wird, stark ers<strong>ch</strong>einen zu müssen <strong>und</strong> damit<br />
SUCHT UND MÄNNLICHKEIT: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Jeder hat seine eigenen<br />
Vorstellungen von <strong>Männli<strong>ch</strong>keit</strong><br />
Mann <strong>und</strong> Mann: weniger Druck,<br />
weniger Leistungsansprü<strong>ch</strong>e, da<strong>für</strong><br />
Empathie, wagen, „über si<strong>ch</strong> zu<br />
spre<strong>ch</strong>en“