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Umweltverbrechen multinationaler Konzerne - Greenpeace

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Kapitel 2<br />

Wozu die „Bhopal-Prinzipien“?<br />

Die mangelhafte Verantwortung der Unternehmen weltweit erweckt zunehmend Besorgnis;<br />

dieser Entwicklung tragen die “Bhopal-Prinzipien” Rechnung. Die Katastrophe von Bhopal<br />

beleuchtet mehr als jede andere gravierende Probleme: Da sind Regierungen, die das<br />

Gemeinwohl nicht zu schützen vermögen, Unternehmen, die grundlegende Standards nicht<br />

einhalten, und internationale <strong>Konzerne</strong>, die die Haftung umgehen und die Verantwortung für<br />

Entschädigung und Umweltsanierung ablehnen.<br />

Am 3. Dezember 1984 wurde die Welt Zeuge des verheerendsten Chemieunfalls der<br />

Geschichte: Ausgetretenes Gas in der Anlage der Union Carbide im indischen Bhopal tötete<br />

in drei Tagen mindestens 8000 Beschäftigte, mehr als 150.000 Menschen leiden an<br />

Verletzungen und Spätfolgen. Die Tragödie, hervorgerufen durch ein entweichendes Gasgemisch<br />

aus Methylisocyanat und anderen tödlichen Chemikalien, war vor allem den unzureichenden<br />

Sicherheitssystemen und kurzsichtigen Einsparungen der US-amerikanischen<br />

Betreiberfirma Union Carbide geschuldet.<br />

Achtzehn Jahre danach wirken die Gifte immer noch. Die chronisch erkrankten Überlebenden<br />

bedürfen nach wie vor dringend medizinischer Versorgung. Tausende Überlebende und<br />

ihre seitdem geborenen Kinder haben mit schweren Gesundheitsproblemen zu kämpfen.<br />

Viele Menschen sind arbeitsunfähig. Die mittlerweile stillgelegte Chemieanlage ist ein<br />

Krisenherd mit giftigen Abfällen und Stoffen, die offen oder in maroden Säcken und<br />

verrosteten Fässern gelagert werden. Die verbliebenen Schadstoffe entweichen in die<br />

Umwelt und schaffen dort neue Probleme: beispielsweise verseuchen sie das Grundwasser,<br />

das die Familien in der Nachbarschaft zum Trinken, Kochen und Waschen benötigen.<br />

Mit dem Abwälzen der Folgelasten auf die indische Regierung gelang es dem US-Konzern<br />

Union Carbide, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Um die Haftung zu begrenzen,<br />

spielte Union Carbide die Schäden immer wieder herunter.<br />

Union Carbide fusionierte jüngst mit Dow Chemicals zum weltgrößten Chemieunternehmen.<br />

Von gerechter Behandlung sind die Opfer der Katastrophe heute weiter entfernt als jemals<br />

zuvor.<br />

Die Lehren aus Bhopal müssen noch gezogen werden. Mit zunehmender Regelmäßigkeit<br />

spielen sich in der ganzen Welt ähnliche Szenarien ab. 1 Umweltzerstörungen, akute wie<br />

chronische, hervorgerufen durch unverantwortliches Verhalten von Unternehmen, werden<br />

häufiger. Internationale <strong>Konzerne</strong> verstehen es, die Schäden herunterzuspielen, von sich<br />

abzulenken und die Haftung auf örtliche Firmen abzuwälzen, um sich der vollen straf- und<br />

zivilrechtlichen Verantwortung zu entziehen.<br />

Um diesen Missständen abzuhelfen, müssen die Regierungen auf globaler Ebene handeln<br />

und dafür zu sorgen, dass sowohl transnationale Unternehmen wie Einzelfirmen für ihr Handeln<br />

haften, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo sie in einem weniger<br />

regulierten Umfeld operieren.<br />

Zehn Jahre sind vergangen, nachdem die Staaten der Welt sich mit dem Prinzip 13 der Rio-<br />

Deklaration der Aufgabe verschrieben haben, nationale Gesetze zu schaffen, damit Unternehmen<br />

haftbar gemacht und zur Entschädigung der Opfer von Umweltverschmutzung und<br />

anderen Schäden herangezogen werden können.<br />

Beim Weltgipfel in Johannesburg werden die Regierungen prüfen, was zur Umsetzung der<br />

Rio-Dokumente unternommen bzw. unterlassen wurde. Der Fall Bhopal zeigt, wie wichtig es<br />

ist, dass Haftung und Sanierung nicht nur gegen das jeweilige Unternehmen vor Ort, sondern<br />

auch gegen die multinationale Muttergesellschaft durchgesetzt werden können.<br />

1<br />

Siehe Kapitel 3.<br />

4

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