Zugang zu Pflanzengenetischen Ressourcen für die ... - Genres

Eigentumsrechte und Zugangsbedingungen zu genetischen Ressourcen auf internationaler Ebene
Materials schwierig, wenn nicht gar unmöglich zu überwachen ist; normalerweise reichen einige
wenige Saatkörner aus, um eine Sorte auszuführen. Doch versuchen viele Nutzer, vor allem in der
Biotechnologie, systematischen Zugang zu noch nicht in Sammlungen eingelagerten Ressourcen
zu bekommen.
Die Nutzer reagieren wahrscheinlich je nach Interessenlage unterschiedlich auf die neue Situation.
Die Industrie wird sich schnell auf die neue Lage einstellen. Merck & Co, der größte Hersteller
von Pharmazeutika in den Vereinigten Staaten, hat dies kürzlich (geraume Zeit vor der
Verabschiedung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt) beispielhaft verdeutlicht. Für
einen Betrag von 1 Million Dollar und der Lieferung von Ausrüstungen stellt das Instituto
Nacional de Bioversidad von Costa Rica über einen Zeitraum von zwei Jahren eine nicht näher
bezeichnete Anzahl von Proben (Pflanzen, Insekten, Mikroben) nach Wahl von Merck zur Verfügung.
Merck ist berechtigt, Erfindungen zum Patent anzumelden, die sich aufgrund dieses Materials
aus Costa Rica ergeben, hat dem o. g. Institut jedoch zugesagt, einen nicht bekannten Anteil
an den Verkaufserlösen zu bezahlen. Das Institut in Costa Rica beabsichtigt, die Erlöse für ihr
bereits angelaufenes Programm zur Erhaltung der Artenvielfalt zu verwenden.
Auf ihrer Suche nach Genen wird die agrobiotechnologische Industrie sich wahrscheinlich an der
pharmazeutischen Industrie ausrichten, obwohl sie geringere finanzielle Gegenleistungen im
Zusammenhang mit dem Zugang zu züchterisch bearbeitetem Saatgut und Zusammenarbeit bieten
kann. Der Rahmen für eine Zusammenarbeit im Forschungsbereich im Agrarsektor erscheint groß,
sicherlich größer als in der Pharmazie, obwohl die Chancen eines Volltreffers auf der Suche nach
einem sensationellen Produkt geringer sind.
Die Universitäten und andere staatliche Forschungseinrichtungen sind vielleicht nicht in der Lage,
zu den von der Industrie gebotenen Bedingungen, vor allem mit Vorauszahlungen, zu konkurrieren.
Dafür stehen ihnen vielleicht andere Möglichkeiten offen: Sie können sich mit der Industrie
zusammentun, wie es die Cornell Universität im Falle der Abmachung Merck-Costa Rica getan
hat. Oder sie bieten Forschungs- und Praktikantenaufenthalte im Austausch gegen genetisches
Material an. Die Vereinbarung, die das US National Cancer Institute anbietet, scheint in die gleiche
Richtung zu gehen. Das NCI beschafft jährlich etwa 6.000 Muster von Pflanzen, Meeresorganismen
und Mikroben aus Entwicklungsländern. Dafür bildet es Wissenschaftler aus den
Herkunftsländern aus und gibt die Zusage, über eine Aufteilung der Lizenzgebühren zwischen dem
Herkunftsland und dem Hersteller des fertig entwickelten Krebsmittels zu verhandeln.
Staatliche Genbanken, die Hauptakteure in der derzeitigen Bestrebungen zur Rettung der genetischen
Ressourcen unserer Welt, sind dazu vielleicht nicht in der Lage. Wenn eine Genbank
nichts zahlen kann und auch sonst im Austausch wenig Genmaterial zu bieten hat 16 , könnten
Entwicklungsländer genetisches Material nur gegen eine Verpflichtung seitens der Genbank
16
Sie konnten den Genbanken aus den Entwicklungsländern ihre besser ausgestatteten Lagereinrichtungen
anbieten. Mißtrauen gegenüber Nord-Süd-Beziehungen hat bisher solche Vereinbarungen in größerem
Maßstab nicht ermöglicht.