Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland
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2. E<strong>in</strong>führung 16<br />
Es soll an dieser Stelle nochmals <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gerufen werden, dass die Mortalität<br />
eben nicht nur durch die <strong>Früherkennung</strong> bestimmt wird, sondern durch e<strong>in</strong>e Reihe<br />
modifizierender Faktoren, die mit Diagnose, Therapie und Nachsorge verbunden<br />
s<strong>in</strong>d (363, 364). Dennoch besteht ke<strong>in</strong> Zweifel, dass nicht-<strong>in</strong>vasive Vorstufen und<br />
frühe Formen des <strong>Brustkrebs</strong>, <strong>in</strong>sbesondere, wenn sie nicht palpabel s<strong>in</strong>d und<br />
mammographisch entdeckt werden, zu über 90% heilbar s<strong>in</strong>d (90, 211, 346). Es gibt<br />
ke<strong>in</strong>e Studie weltweit, die diese Aussage widerlegt. Auch <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> existieren<br />
entsprechende Beobachtungen, die die guten Überlebenschancen bei kle<strong>in</strong>en<br />
Geschwülsten zum Zeitpunkt der Primärdiagnose bestätigen (131–133).<br />
Trotz der zuvor aufgelisteten Vorteile werden die Möglichkeiten und Notwendigkeiten<br />
der Etablierung e<strong>in</strong>er wirksamen <strong>Brustkrebs</strong>-<strong>Früherkennung</strong> seit<br />
Jahrzehnten <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> immer wieder kontrovers diskutiert. Derzeit ist nur<br />
bei besonderen Erkrankungsrisiken, dem Vorhandense<strong>in</strong> tastbarer Befunde oder<br />
der Existenz von Symptomen neben der Tastuntersuchung e<strong>in</strong>e Mammographie<br />
zulässig, die von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen f<strong>in</strong>anziert wird.<br />
Mammographien im S<strong>in</strong>ne der <strong>Früherkennung</strong> bei symptomfreien Frauen werden,<br />
zum<strong>in</strong>dest was die F<strong>in</strong>anzierung anbetrifft, nicht akzeptiert.<br />
Dennoch werden schätzungsweise jährlich 3 bis 4 Millionen so genannter „grauer“<br />
oder „opportunistischer“ Mammographien durchgeführt, die die <strong>Früherkennung</strong><br />
zum Ziel haben, aber unter der Indikation fiktiver Mammaerkrankungen (z.B.<br />
Mastopathie) abgerechnet werden. H<strong>in</strong>sichtlich Qualität und Effizienz dieser<br />
Untersuchungen lassen sich mangels brauchbarer Daten ke<strong>in</strong>erlei Aussagen<br />
machen. Sicherlich s<strong>in</strong>d sie punktuell nicht so schlecht wie ihr Ruf. So konnten<br />
Engel, Hölzel et al. zeigen, dass Frauen, die sich regelmäßig e<strong>in</strong>er Mammographie<br />
unterziehen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr viel höheren Prozentsatz mit günstigeren, d.h. kle<strong>in</strong>eren<br />
Tumoren zur Erstdiagnose gelangen, im Vergleich zu Frauen, die sich vor der<br />
Primärdiagnose nie mammographieren ließen (131). Dennoch ist diese Beobachtung<br />
nicht ausreichend, um nicht flächendeckend <strong>in</strong> der Bundesrepublik e<strong>in</strong>e<br />
grundlegende Verbesserung der <strong>Brustkrebs</strong>-<strong>Früherkennung</strong> anzustreben. Diese<br />
Forderung ist auch unter dem H<strong>in</strong>tergrund zu sehen, dass die Erkrankungshäufigkeit<br />
jenseits des 50. Lebensjahres kont<strong>in</strong>uierlich ansteigt und gerade diese<br />
Altersgruppe <strong>in</strong> den kommenden Jahrzehnten permanent zunehmen wird (119).<br />
Der sich seit 1970 abzeichnende Wandel <strong>in</strong> der persönlichen Lebensgestaltung<br />
zeigt, dass der Aspekt der K<strong>in</strong>derlosigkeit zunehmend an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen<br />
wird (119), wobei gerade die K<strong>in</strong>derlosigkeit e<strong>in</strong>en nicht unerheblichen<br />
Risikofaktor für die <strong>Brustkrebs</strong>entstehung darstellt.<br />
Die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er qualitätsgesicherten und flächendeckenden <strong>Brustkrebs</strong>-<br />
<strong>Früherkennung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> muss parallel diskutiert werden mit anderen<br />
Konzepten e<strong>in</strong>er Versorgungsverbesserung auf dem Sektor „<strong>Brustkrebs</strong>“. Hierzu<br />
gehört die angestrebte Kompetenzsteigerung durch E<strong>in</strong>richtung von qualifizierten<br />
Brustzentren sowie die geplante E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Disease-Management-<br />
Programms „Mammakarz<strong>in</strong>om“.<br />
E<strong>in</strong>e kritische Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der aktuellen Situation muss zu der<br />
E<strong>in</strong>sicht führen, dass die mediz<strong>in</strong>isch-wissenschaftlichen Inhalte Voraussetzung für<br />
erfolgreiche Versorgungskonzepte s<strong>in</strong>d. Unverzichtbares Werkzeug <strong>in</strong> dieser