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Teil I Aufbau und Betrieb einer Zertifizierungsinstanz - DFN-CERT

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14 Kapitel 2. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die Zertifikat-Sperrlisten werden ganz analog zu den genannten Beispielen aus dem Geschäftsleben<br />

verwendet: Jemand, der sich auf ein Zertifikat zur Authentifizierung eines öffentlichen Schlüssels<br />

verläßt, sollte zuvor unbedingt auch die entsprechende Widerrufsliste des betreffenden Zertifikatausstellers<br />

konsultieren <strong>und</strong> sich vergewissern, daß das fragliche Zertifikat dort nicht aufgeführt,<br />

also gesperrt wurde.<br />

Sperrlisten haben unter anderem den Nachteil, daß sie immer eine gewisse zeitliche „Unschärfe“<br />

aufweisen: Ein Dritter, der sich auf ein Zertifikat verlassen will, muß u.U. das Erscheinen der nächsten<br />

Ausgabe der betreffenden Sperrliste abwarten, um ganz sicher gehen zu können, daß das Zertifikat<br />

nicht in der Zeit seit dem Erscheinen der vorigen Widerrufsliste gesperrt wurde. Als eine<br />

Ergänzung bzw. eine Alternative zu Sperrlisten, die diesen Nachteil vermeidet, wurde daher das<br />

Verfahren erdacht, den Widerrufsstatus eines Zertifikates online genau in dem Moment abzufragen,<br />

in dem der Schlüssel aus dem Zertifikat verwendet werden soll. Für diese Anfrage wird die<br />

Seriennummer des fraglichen Zertifikates an die Anfrage-Schnittstelle der <strong>Zertifizierungsinstanz</strong><br />

übermittelt, die daraufhin als Antwort „gültig“ oder „ungültig“ liefert. Die IETF hat ein entsprechendes<br />

Verfahren für derartige Status-Abfragen in ihrem RFC 2560 X.509 Internet Public Key<br />

Infrastructure, Online Certificate Status Protocol – OCSP [AAG 99] beschrieben.<br />

2.6 Zertifizierungsrichtlinien („Policy“)<br />

„Das Problem der Zertifizierung öffentlicher Schlüssel läßt sich in folgenden Fragen zusam-<br />

menfassen: Wer zertifiziert? Wer zertifiziert den Zertifizierer? Nach welchen Regeln <strong>und</strong> Richt-<br />

linien wird zertifiziert? Was wird zertifiziert? – Auf jeden Fall die Bindung zwischen Person,<br />

Name <strong>und</strong> Schlüssel. Aber auch die Qualität der Schlüssel, die zugehörige Zertifizierungskette,<br />

die Zertifizierungsregeln? Der soziale Bezug, Rollen <strong>und</strong> Zugriffsrechte? Welche Dienste ge-<br />

hören zu <strong>einer</strong> Zertifizierung? Auch die Schlüsselgeneration? [Die] Rekonstruktion verlorener<br />

Schlüssel (<strong>und</strong> wie das)? Widerruf mißbrauchter oder verlorener Schlüssel? Speicherung von<br />

Schlüsseln? Ausgabe von Chipkarten mit geheimen Schlüsseln? Welche Garantien gibt eine<br />

Zertifizierung? Welche Haftung?“ [Gri95, S. 121]<br />

Antworten auf alle oder wenigstens die meisten dieser Fragen sollten für eine bestimmte Zertifizierungsstelle<br />

deren Zertifizierungsrichtlinien (die sogenannte Policy, international oft auch Certification<br />

Practice Statement, CPS) geben.<br />

2.6.1 Zweck <strong>einer</strong> Policy<br />

Eine nachvollziehbare <strong>und</strong> nach festgelegten Regeln erfolgende Zertifizierung ist es ja gerade, die<br />

eine CA von einem beliebigen, unbekannten Zertifizierer unterscheidet. Das Arbeiten nach selbstgesetzten<br />

(oder von außen – z.B. durch Gesetze oder Selbstverpflichtungen <strong>einer</strong> Branche – vorgegebenen),<br />

offengelegten Regeln ermöglicht es einem Dritten, der ein Zertifikat nutzen will, erst,<br />

die Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> Verläßlichkeit des Zertifizierers einzuschätzen <strong>und</strong> sich zu entscheiden,<br />

inwieweit er dessen Aussage vertrauen will bzw. kann.

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