Diese Studie untersucht nicht solche Prozesse der Lehrplanarbeit, sondernrichtet die Aufmerksamkeit ausschliesslich auf die Lehrpläne selber. WederKontext noch Verlauf von Lehrplanrevisionen noch die Implementierungneuer Lehrpläne ist Thema, sondern es sind die Ordner, Broschüren oderBücher mit dem Etikett Kantonaler Lehrplan für die Volksschule. Es interessierthier für einmal nicht, bei welcher Gelegenheit Lehrpläne benutztwerden, was Lehrpersonen im Unterricht tun oder gar, was Kinder in derSchule effektiv lernen, sondern der Blick richtet sich auf die in den Lehrplänenformulierten Erwartungen an die Schule.Das der Analyse zugrunde liegende Material findet sich in den im Schuljahr2005/2006 geltenden Lehrplänen für die Volksschule der Kantone Aargau(AG), Appenzell-Innerrhoden (AI), Appenzell-Ausserrhoden (AR), Bern (BE),Basel-Landschaft (BL), Basel-Stadt (BS), Glarus (GL), Graubünden (GR), Luzern(LU), St. Gallen (SG), Solothurn (SO), Thurgau (TG) und Zürich (ZH). Dieentsprechenden Lehrplandokumente sind zwischen 1991 und 2004 erstmalserschienen. Einige im Untersuchungsjahr geltende Lehrpläne weichenin Einzelheiten von der Erstausgabe ab, sind Überarbeitungen oder Nachdrucke.14 der 21 in der Untersuchung berücksichtigten Lehrplandokumentesind vor und sieben nach dem Jahr 2000 in Kraft gesetzt worden(vgl. Anhang 1).Das eigentliche Material der Studie sind die Ziele, die sich auf der unterstenEbene der Zielhierarchie in den Lehrplänen zum BTG befinden, die alsGrobziel, Ziel, Basis-Lernziel oder als Treffpunkt bezeichnet werden; siesind als vollständige Sätze formuliert, bilden verbale Wortketten oder bestehenaus Stichworten. Es gibt Ziele, die für ein Schuljahr gelten, solchefür zwei, für drei oder gar für vier Schuljahre (vgl. Anhang 2).«Der Lehrplan gibt an, was im Unterricht gelten soll», lautet eine lapidareund dennoch tiefsinnige Bestimmung des Lehrplans (Weniger 1975). DieseAussage ist nur scheinbar banal und redundant, denn es gibt keine Synopseder Inhalte des BTG in der Deutschschweiz und eine Übersicht fehlt. DieStudie möchte deshalb folgende Fragen beantworten:6 Was steht in den Lehrplänen und wie sind die Ziele beschaffen? Auf welcheSachverhalte, Gegenstände, Handlungen richten sie sich? Wie grossist ihre Anzahl? Welches Weltbild und welche Normen kommen zum Ausdruck?6 Was im Lehrplan gilt, steht zwangsläufig in einer Ordnung. Ziele sindFachbereichen, Fächern, Schuljahren, Schulstufen zugeteilt und ihr Stellenwertergibt sich aus dieser Rahmung. So ergibt sich eine weitere Fragenach der Beschaffenheit der Struktur des Fachbereichs.6 Der Lehrplan ist ein Text. Lehrpläne haben ihre eigene Terminologie. Einedritte Frage lautet deshalb: Welche Merkmale des Diskurses lassensich aus der Begriffswahl und den Bezeichnungen in den Lehrplänenidentifizieren?Aus diesem Interesse ergeben sich weiterführende Fragen. Da das Untersuchungsmaterialverschiedenen Lehrplänen entnommen ist, liegt es nahe,auch kantonale Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu ermitteln. Der Kantonsvergleichist aber nicht das Hauptinteresse der Studie, sondern eher12
Mittel zum Zweck: Unterschiede heben das Typische vom Atypischen ab,und Gemeinsamkeiten zeigen Trends und Gewohnheiten. Es geht also nichtdarum, die Frage zu beantworten, was in jedem einzelnen Kanton imLehrplan steht – was so wie überall und was anders ist. Sondern es gehtdarum, herauszuarbeiten, was die Wesensart, die Konsistenz – wenn manso will auch den Zusammenhalt des BTG überhaupt ausmacht. Möglich wärees gewesen, zu vergleichen, was in den Lehrplänen zum BildnerischenGestalten, zum Technischen Gestalten oder auch zum Textilen Gestaltensteht (vgl. Anhang 4). Das Erkenntnisinteresse dieser Studie ist jedoch aufdas Gemeinsame gerichtet, auf das Gesamtkorpus der Ziele. Damit wird dieBandbreite der Erwartungen und Vorstellungen sichtbar, die den Lehrplänenzugrunde liegen.Lehrplanvergleiche in der SchweizAus der Breite der Fragestellungen und dem Charakter des Materials ergibtsich eine methodische Konsequenz fast von allein: Die Studie ist als Lehrplanvergleichangelegt. Dabei ist aber festzuhalten, dass ein Vergleichnicht zwingend die Priorität bei den Unterschieden suchen muss, sondernauch Aussagen zum Ganzen machen kann. In dieser Hinsicht steht die Studiein einer Reihe mit abgeschlossenen Lehrplanvergleichen.Sobald Bildung institutionalisiert wird, beginnt die Lehrplanarbeit. Ohneminimale Bestimmung dessen, was im Unterricht gelehrt und erfahrenwerden soll, ist organisierter Unterricht undenkbar. Ein Forscherteam hatim Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 33 (NFP 33) «Wirksamkeitunserer Bildungssysteme» zwischen 1994 und 1998 die Erarbeitungund Nutzung von Lehrplänen für die Volksschule in sechs Kantonen derDeutschschweiz und im Tessin erforscht, anschliessend an und in Kooperationmit internationalen Studien zur Lehrplanarbeit (Künzli; Bähr et al.1999, Künzli & Hopmann 1998). Eine Teilstudie untersuchte Veränderungenin den Lehrplänen zwischen den 1970er und 1990er Jahren. In diesemZeitraum nahm in allen Lehrplänen die Regelungsdichte im Hinblickauf pädagogische, didaktische und organisatorische Aspekte zu, und Stoffkatalogewurden durch Lernziele ersetzt. Neu hinzu kamen Lehrplankomponentenauf der Metaebene von Schule wie Leitbilder, didaktische Grundsätze,Hinweise zur Beurteilung und zum Umgang mit Eltern (Fries 1998).Ein Forscherteam der Universität Zürich hat etwa zur gleichen Zeit die damalsaktuellen Leitbilder in den Lehrplänen der Volksschule aller Kantonemiteinander verglichen, um mit den Resultaten ein Indikatorensystem zurErfassung überfachlicher Kompetenzen zu entwickeln (Grob & Maag Merki2001).Lehrplanvergleiche sind neueren Datums und stehen in einem engen Zusammenhangmit dem wachsenden Interesse daran, wissen zu wollen, wasin den Kantonen gilt. Inwiefern unterscheidet sich das, was ein RorschacherLehrer in der Volksschule unterrichten soll, inhaltlich von dem, wasseiner Kollegin in Solothurn vorgegeben ist? Im Zuge der Bemühung umKoordination und Vereinheitlichung ist es wichtig geworden, zu wissen,mit welchen Unterschieden im Hinblick auf das in den Lehrplänen vorgegebeneSchulwissen zu rechnen ist.13
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